Man könnte Sony Ericsson unterstellen, dass sich in der Walkman-Serie über die letzten zwei Jahre eines gewisse Innovationsträgheit eingestellt hat – genauso gut kann man jedoch behaupten, die Entwickler würden ein bewährtes System in kleinen Schritten erweitern. Fakt ist, dass sich das neue W880i in technischer Hinsicht kaum von seinen älteren und wesentlich älteren W-Verwandten unterscheidet.
Mit dem W880i springt Sony Ericsson allerdings auf den Ultraleicht-Zug auf. Das flache UMTS-Handy misst gerade einmal 103 mal 47 mal 9,4 Millimeter und krönt sich damit zum dünnsten Modell der Walkmanserie, deren restliche Vertreter durch die Bank eher als vollschlank zu bezeichnen sind. Am technischen Standard der W-Handys rüttelt das 880i allerdings nicht: UMTS, MP3-Player, 2-Megapixel-Kamera, Video-Chat-Kamera an der Vorderseite, Bluetooth 2.0 mit Audiostreaming-Unterstützung für Stereo-Headsets und die üblichen Gimmicks vom Wecker bis zum FM-Radio. Mit im Paket kommt auch ein Memorystick mit 512 Megabyte Speicherplatz für den erweiterten Musikgenuss. Die Kabelfernbedienung und die Ohrhörer in wie gewohnt ausgezeichneter Qualität sind ebenfalls mit dabei.
Das W880i punktet bei Design und Oberflächenmaterialien. Die Vorderseite ist dem Gefühl nach schwarz eloxiertes Metall, das durch die gebürstete Oberfläche matt schimmert und dankenswerterweise gut mit Fingerabdrücken klarkommt, sprich es bleiben keine sichtbar. Der Hit ist aber die Rückseite: Hier wurde eine Schicht undefinierbaren Synthetikmaterials aufgetragen, die den Plastikrückteil unglaublich geschmeidig macht und einfach toll in der Hand liegt. Wer immer im Laufe der zwei Testwochen diese Rückseite berührte, reagierte mit einem zarten „Oh“ bzw. verlieh seinem Entzücken durch den Gebrauch anderer Selbstlaute Ausdruck. Einen praktischen Nutzen hat die anschmiegsame Oberfläche auch: Es macht das W880i rutschsicher. Auf einem glatten Karton beginnt es erst ab einer Neigung von 40 Grad davonzugleiten – für die, die’s ganz genau wissen wollen…
Die Metall-Tastatur scheint optisch etwas klein geraten, hier täuscht uns aber das Auge. Beim Tippen sind die etwas mehr als zwei Millimeter hervorgehobenen Tasten gut spürbar und äußerst griffig. Einzig das Knopferl für den Internet-Direktzugriff und die gegenüberliegende Aktivitätsmenütaste hätte man sich sparen können, da man sie in seinem ganzen Telefoniererleben nie bedienen wird. Stattdessen hätten wir uns zwei größere Kontextmenütasten gewünscht. Gut gelungen sind Zoomwippe und Auslöse-Knopf für den Kameramodus an der rechten Seite des Handys. Das W880i kann gekippt und wie eine „echte“ Digicam bedient werden. Schade, dass die 2-Megapixel-Kamera ohne Hilfslicht und Autofokus nur mäßige Qualität liefert. Das ging selbst im mittleren Walkman-Handy-Segment schon einmal besser.
Fazit: Nicht die inneren Werte, sondern ein adrettes Äußeres machen das W880i zu einer samtigen Versuchung, der Freunde organisch wirkender Oberflächenmaterialien mit Sicherheit schwer entsagen können. Wer sich Neuerungen bei Menüführung bzw. Hard- und Software erwartet hat, wird dergleichen allerdings nicht finden. Dafür bekommt man bewährtes Know-How aus Sony Ericssons Handy-Schmiede, das sich in Form von soliden Akkulaufzeiten (vier Tage beim Nur-Telefonieren, zweieinhalb Tage mit mäßigem Musikgenuss) und einem gänzlich absturzfreien Betriebssystem offenbart. Sony Ericsson empfiehlt einen UVP von 499,- Euro ohne Vertrag, erwartungsgemäß liegt der tatsächliche Straßenpreis 30 bis 40 Prozent darunter – das W880i wird noch im März in die Verkaufsregale kommen.
Christoph Andert
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