Krone.at: Es muss ganz schön angstrengend sein Karriere, eine Tournee, ein Baby und einen Ehemann gleichzeitig unter einen Hut bringen zu müssen. Wie bekommst du das geregelt?
Vonda Shepard: Auf jeden Fall, es ist ein Balanceakt! Jetzt versteh ich alle Menschen, die Familie und Beruf haben. Ich fühle mich wie ein ganz normaler Mensch. Du musst äußerst konzentriert bleiben und Prioritäten setzen. Aber es lohnt sich, die Anstrengungen
machen sich auf jeden Fall bezahlt.
Krone.at: Du kommst bald nach Österreich. Was können sich die Fans von deiner Tour erwarten? Kommst du jetzt als „roaring mommy“ oder hat dich das Familienleben ein bisschen gesetzter gemacht?
VS: Hey, ich mag das mit der „roaring mommy“... (lacht)... mal sehen: Es wird hoffentlich eine sehr dynamische Show werden. Ich liebe es, live zu spielen und ich hab ein paar hervorragende Musiker im Gepäck. Ich hab in Wien ja schon sehr, sehr oft gespielt und ein paar gute Erinnerungen im Kopf. Die Show selbst wird auch ihre intimen Momente haben – ein paar Songs auf dem Klavier, wie immer eigentlich. Und natürlich wird es rocking moments geben, in denen wir die Leute hoffentlich von ihren Sitzen reißen. Ich werde auch ein paar Songs vom neuen Album spielen, und ein paar ältere von „Chinatown“. Und natürlich werden meine Fans auch auf die Ally-McBeal-Songs nicht verzichten müssen. I know, they are their favourites.
Krone.at: Du bist mit Ally McBeal berühmt geworden. Jetzt stehen wir am Anfang des fünften Jahres, seit die Serie abgesetzt wurde. Bist du schon drüber hinweg?
VS: Ja, auf jeden Fall. Ich bin drüber hinweg. Ich bin mir aber bewusst, dass mich die Leute immer damit verbinden werden. Es war eine ganz schön lange Zeit, die Serie hat vor gut zehn Jahren begonnen und war unglaublich erfolgreich. Aber ich war schon vor der Show eine Sängerin und Songwriterin, ich war eine während Ally McBeal und ich bin auch jetzt noch eine. In Europa ist es interessanterweise immer so, dass die Leute ganz gut mit meinen anderen Alben wie „Chinatown“ bekannt sind, die nicht in der Serie vorkamen. Deswegen bin auch ganz gern hier, hier fühlt es sich nicht so eigenartig an, als „Die Ally-McBeal-Sängerin“ bekannt zu sein. (lacht)
Krone.at: Ja, deine Karriere ist ein echtes Phänomen...
VS: Ja, es war und ist ein Phänomen. Aber das Größte ist vorbei, ich beginne eine Art Neustart. Im Frühling wird ein neues Album herauskommen und ich bin schon sehr gespannt darauf – obwohl ich noch immer keinen Titel weiß. Still searching for something cool...
Krone.at: Warst du wieder zusammen mit deinem Mann im Studio?
VS: Ja, wir haben wieder zusammengearbeitet.
Krone.at: Wie ist das, wenn man mit jemandem professionell zusammenarbeiten muss und sich so nahe steht wie ihr beiden?
VS: Ich hatte da immer ein bisschen Bedenken, weil ich mich - was die Produktion eines Albums betrifft - ganz gern an meine Ideen halte; aber ich habe unglaublichen Respekt vor ihm. Wenn ich ihm neues Material vorspiele, rekonstruiert er den kompletten Song im Kopf und gibt mir Ratschläge, wie ich den Akkord hier verändern soll, oder der Bass an dieser Stelle jene Noten spielen sollte. Ich habe Respekt vor ihm, weil er einfach gute Ideen hat. Ganz ehrlich: Ich hatte diesmal Glück, mit jemandem wie ihn dabeizuhaben. Es ist nicht so, dass ich bei allem was er sagt zustimme; wir haben in vierlei Hinsicht getrennte Meinungen, aber ich fühle mich bei ihm in guten Händen.
Krone.at: Hat das Mutterdasein deinen Zugang zur Musik verändert? Hat es sich irgendwie in deinen Songs niedergeschlagen?
VS: Es hat meine Einstellung zum Leben verändert. Ich habe auf einmal Angst vor Gott! It put the fear of God in me! Bis das Baby da war, musste ich mich um nichts und niemanden kümmern, außer um mich selbst. Jetzt überwätigen mich die Gefühle, die ich für den Kleinen habe. (lacht) Ich weiß, jeder sagt das; aber jetzt weiß ich, was es tatsächlich bedeutet! Ich mag es zum Beispiel, ihn beim Klavierspielen auf dem Arm zu halten. Das klingt jetzt total nach Kitsch, aber manchmal kommen mir dabei die Tränen. Das Baby in der linken Hand, die rechte Hand am Klavier – und die Emotionen überwältigen mich! Ich trage viel Liebe in mir und das fließt in meine Songs – immerhin beschwere ich mich jetzt nicht mehr andauernd über mein Liebesleben.
Krone.at: Deine Auftritte in Ally McBeal waren meistens in Bars und verrauchten Lokalen. Passt das auch zur „echten“ Vonda Shepard?
VS: Nun ja, das Energielevel der Auftritte hat zumindest zu meinem wirklichen Ich gepasst. Vor Ally hab ich nie solche Lounge- oder Bar-Gigs gespielt. Und ich hab auch nie Songs von anderen gesungen, immer meine eigenen. Beim Drehen hat es aber oft viel Spaß gemacht und das stimmt mit mir selbst überein. Nur manchmal war mein Haar einfach zu perfekt gestriegelt – ich meine, es war alles an seinem Platz, nur mag ich es gern etwas weniger gebändigt (lacht).
Krone.at: Apropos Coverversionen: Hast du dich damit angefreundet, gibt’s auch welche auf dem neuen Album oder hast du das nur für die TV-Serie gemacht?
VS: Nein, ich hab nur für Ally McBeal Covers gesungen und kein Faible dafür entdeckt. Auf dem neuen Album sind nur Songs von mir. Es wird richtig cool, weil ein paar sehr funkige Tunes drauf sind.
Krone.at: Mal ganz hypothetisch: Wenn dich jetzt ein TV-Produzent mit einem Angebot, den Soundtrack für eine neue TV-Serie zu schreiben, ansprechen würde – würdest du es machen?
VS: Mmh. Ist es eine neue Show?
Krone.at: Ja, vielleicht.
VS: Coversongs?
Krone.at: Von beidem etwas?
VS: Wenn ich meine eigenen Songs singen könnte, würde ich es sofort machen. Wenn es Coversongs sein sollten, mit denen ich mich wirklich identifizieren könnte – momentan kämen da nur ein paar old school Soul-Songs in Frage – würde ich zumindest darüber nachdenken. Aber ich liebe das Schreiben viel zu sehr, als dass ich mich mit wieder mit den Songs anderer aufhalten möchte. Dafür hab ich einfach zu viel zu sagen! Andererseits ist es gut für deine Musik, wenn du im Fernsehen bist. Die Leute wissen dann, dass es dich noch gibt.
Krone.at: Fühlst du dich manchmal von deiner Vergangenheit eingeholt, wenn deine Fans bei Konzerten immer noch am lautesten bei „Searching My Soul“ mitsingen? Und: Ist es dir schon zuwider den Songs zu spielen? Du musst ihn ja schon mindestens 10.000 Mal gesungen haben...
VS: (lacht) Ja, das kann man wohl sagen! Aber ich hab den Song ja geschrieben, also ist es nicht so schlimm wie bei Coverversionen à la „Hooked On a Feeling“, das ich überhaupt nicht mag. Mein Gott, dieser Song ist so ein großer Ally-McBeal-Hit und weckt nicht die leiseste Emotion in mir! (lacht) Bei „Searching My Soul“ ist das anders. Es war der Hit-Song und ich hab ihn geschrieben.
Zu deiner Frage mit der mich einholenden Vergangenheit: Ich versuche die Dinge zu akzeptieren, aber sie gleichzeitig in die Richtung, auf der mein Weg liegt, zu lenken. Ich will nicht undankbar für meine Laufbahn sein, aber ich versuche trotzdem die Menschen an mein neues Material heranzuführen. Wenn ich sehe, wie das Publikum bei „Searching My Soul“ vor Freude explodiert und einfach eine gute Zeit hat, macht mich das natürlich glücklich - es ist wahrlich nicht das schlimmste, das einem passieren kann. (lacht) Manchmal wünsche ich mir nur, dass das bei meinen neueren Songs auch so wäre!
Interview: Christoph Andert
Vonda Shepard in Österreich
Montag, 16. April 2007
Bindermichl-Kirche, Linz
Dienstag, 17. April 2007
Wien, Museumsquartier Halle E+G, Wien
Donnerstag, 19. April 2007
Kultur im Zentrum, Spielberg
Samstag, 21. April 2007
Magna Racino, Ebreichsdorf
Sonntag, 22. April 2007
Forum-Kloster Gleisdorf, Gleisdorf
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