Auch um Linkin Park wurde es ruhig. Viele Fans fragten sich daher, wie es mit der Band um Sänger Chester Bennington und Rapper Mike Shinoda wohl weitergehen würde. Mehr als 14 Monate nach ihrem letzten Album liefert die sechsköpfige Truppe in Form von "Minutes to Midnight" nun die Antwort selbst.
Als einen "Durchbruch in der Entwicklung des Band-Sounds" bezeichnet Mike das mittlerweile dritte Werk. Schließlich haben die einstigen Nu-Metal-Größen "in das neue Album mehr reingesteckt als in jedes davor", erklärt Bassist Dave Farrell weiter. Dennoch klingt das Ergebnis ernüchternd: Nicht etwa, weil Linkin Park sich plötzlich vom nicht mehr angesagten Nu Metal verabschiedet haben, harmonische Gesangslinien dem Rap vorziehen oder den DJ samt verspielter Beats in der Versenkung verschwinden lassen.
Es liegt vielmehr daran, dass Linkin Park auf den insgesamt zwölf Songs äußerst zahm und über weite Strecken schlichtweg zu angepasst klingen. Kracher vom Schlage eines "Faint" oder "From the inside" sucht man nahezu vergeblich. Von laut dröhnenden Gitarrenriffs und roher Wut keine Spur. Wenn man es auf die Spitze treiben wollte, man könnte schon fast von Kuschelrock reden. Lediglich auf den Songs "Given Up" und "No More Sorrow" schreit sich Chester noch in alter Manier die Seele aus dem Leib.
Rick Rubin, der das Album gemeinsam mit Mike Shinoda produzierte, umschreibt den neuen Linkin-Park-Sound wie folgt: "Sie haben sich wirklich selbst neu erfunden, das klingt nicht mehr wie Rap-Rock. Das Album enthält sehr starkes Songwriting und es ist sehr melodisch... ein progressives Album!" So kann man es eben auch nennen.
Ziemlich sicher aber ist, dass sich alteingesessene Linkin-Park-Fans mit der überwiegend sanften Seite des Albums schwer tun werden. Angesichts des nunmehr Richtung Mainstream ausgerichteten Sounds werden die Burschen aber gewiss rasch andere Hörerschichten für sich gewinnen können.
Fazit: 6 von 10 Weichspülern
von Sebastian Räuchle
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