Alijev hatte sich in der vergangenen Woche tagelang in seiner Wiener Residenz verbarrikadiert, um der Vollstreckung des von der kasachischen Regierung bei Interpol beantragten internationalen Haftbefehls zu entgehen. Als er am Freitag dann doch einen Friseur besuchte, klickten die Handschellen.
Dem im eigenen Land prominenten Botschafter wird vorgeworfen, an der Entführung von zwei hohen Bankangestellten einer kasachischen Bank beteiligt gewesen zu sein. Einer der Männer wird noch immer vermisst. Außerdem soll er Urkundenfälschungen und Erpressungen begangen haben.
Seit seiner Heirat mit der Präsidententochter 1991 hatte der Diplomat nach offizieller Darstellung wichtige Posten im Außenministerium seines Landes inne und dabei ein beträchtliches Vermögen angehäuft. Er fiel jedoch in Ungnade, als er seinen Schwiegervater öffentlich kritisierte. Kasachstan hatte in Wien offiziell um die Auslieferung Alijevs gebeten. Ein Abkommen besteht zwischen den Ländern jedoch nicht.
Kritik an Nasarbajew in Interview vor der Verhaftung
In einem kurz vor seiner Verhaftung geführten Interview hatte Alijev schwere Vorwürfe gegen seinen Schwiegervater, Präsident Nasarbajew erhoben. Der Ex-Diplomat nannte unter anderem seine vom Staatsoberhaupt nicht gewünschten Ambitionen auf das Präsidentenamt als Grund für den Haftbefehl gegen ihn. Er hoffe nun auf die österreichische Staatsbürgerschaft.
Der gegen ihn, Alijev, angestrengte Haftbefehl sei auch Rache dafür, dass er sich geweigert habe, dem Staatschef und seiner Entourage Unternehmensanteile zu überschreiben. "Der Präsident hat mich immer wieder aufgefordert, meine Medienbeteiligungen an Günstlinge aus seiner Umgebung zu übertragen. 'Das ist mein Land', sagte er zu mir: 'Jeder hier macht, was ich will, nur Du gehorchst mir nicht.'"
Alijev will Österreicher werden
Die Anschuldigungen gegen ihn seien frei erfunden, sagte Alijev: "So geht Präsident Nasarbajew eben gegen mögliche Konkurrenten und Oppositionspolitiker vor, wenn sie nur daran denken, ihn herauszufordern." Alijev hofft auf eine Einbürgerung: "Ich wünsche mir, dass ich und mein Sohn in Österreich bleiben können. Österreich soll mich nicht an ein System ausliefern, in dem mein Leben und das Leben meiner Familie in Gefahr ist."
Entlassung erfolgte aus dem Spital
Der Ex-Botschafter wurde übrigens nicht aus dem Gefängnis entlassen. Alijev befand sich nämlich im Krankenhaus. Unmittelbar nach seiner Einlieferung in das Wiener Landesgericht hatte der festgenommene Präsidenten-Schwiegersohn über Herzschmerzen geklagt. Neben Alijev wurde auch eine weitere Person festgenommen. Es handelt sich um einen Beteiligten, der mit Alijev Geschäfte gemacht hat.
Bild: Andi Schiel
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