Unvernünftig? Ja!

Der Volvo C30 im Test

Motor
14.01.2009 13:34
Mit vernünftigen Maßstäben braucht man diesem Auto nicht zu kommen, das hat der Volvo C30 nicht verdient. Stattdessen gehört der Mut der Schweden belohnt, dieses Designerstück auf die Räder zu stellen. Ja, man darf sich das Unpraktische erlauben, denn der C30 entschädigt, nicht nur mit der sensationellen Glasklappe am Heck.

Es muss natürlich der T5 in Summum-(also Top-)Ausstattung sein, also der 2,5-Liter-Fünfzylinder-Benziner mit 220 PS. Wenn schon, denn schon. Der belohnt den Fahrer dann auch mit einem Klassenaufstieg schon beim losfahren. Alles fühlt sich irgendwie größer an. Der Motor ist praktisch nicht zu hören, erst bei schelmisch erhöhten Drehzahlen klingt sanft der böse Sound des Fünfzylinders durch. Dazu zieht er aus allen Drehzahlen wie ein starkes Gummiband, 40 km/h im sechsten Gang entlocken ihm nicht einmal ein Schütteln. Immerhin erfreuen 320 Nm schon bei 1.500 Umdrehungen die Kurbelwelle. Mehr Zahlen? 6,7 auf 100, 240 km/h maximal, wobei es ab 220 ein bisserl zäher vorwärts geht. 

Viel Futter für viel Spaß
Fahren macht richtig Spaß. Die Kraft geht an die Vorderräder (Volvo und Heckantrieb ist lange her), die kommen damit erstaunlich gut zurecht. Mit den geringen Antriebseinflüssen in der Lenkung kann man wirklich leben, sogar mit den 215er Reifen am Testwagen. Das Fahrwerk iat eher auf der komfortablen Seite daheim, ohne aber sportliche Fahrer zu enttäuschen. Leider ist der T5 ein Schluckspecht. Autobahnfahrten mit maximal Tempo 180 in Deutschland sorgen im Testwagen für einen Verbrauch von 14,5 Litern auf 100 Kilometern (laut Bordcomputer), geht man bei Gelegenheit mit Vollgas an die Grenzen, zeigt das Display 18 Liter an. So viel verbraucht auch ein Audi S8 mit V10-Motor und 450 PS, der läuft dabei aber über 250 km/h. Das Vernunft-Ding haben wir ja bereits eingangs abgehakt. 

Leder ist bei Summum Ehrensache, es sitzt sich hervorragend, das Lenkrad lässt sich in allen Richtungen einstellen und liegt gut in der Hand. Der Alu-Einsatz oben heizt sich allerdings in der Sonne so auf, dass man ihn nicht anfassen kann. Warm werden die Knopfeinheiten des Multifunktionslenkrades, was im Sommer eher lästig ist. Aber vielleicht kann man sich ja im Winter die Finger wärmen.

Langer Arm zum Hebel
Das Sechsganggetriebe lässt sich wunderbar schalten, der Fahrer muss dazu allerdings einen langen Arm machen, denn der Schalthebel ist relativ weit weg – und damit so nah an der Mittelkonsole, dass man regelmäßig an die Knopferl stößt und z.B. versehentlich die Klimaanlage aus oder einschaltet. Diese lässt sich getrennt für Fahrer und Beifahrer regeln, allerdings nur in ganzen Grad-Schritten. Die Knopferln sicher oder gar blind zu bedienen ist eine Aufgabe, außerdem wäre ein ausklappbarer Getränkehalter kein Luxus.

Ein Wort zum optionalen Navigationssystem: Hat man die Knöpfe dafür auf der Rückseite des Lenkrades erst einmal gefunden, lässt es sich relativ einfach bedienen. Manche Funktionen sollten allerdings verfügbar sein, ohne sich durchs Menü zu arbeiten, etwa die Maßstabveränderung oder das Zuklappen des Bildschirmes. Gar nicht gefällt mir die Kartendarstellung, ich habe noch kein unübersichtlicheres Navi gesehen. 

Platz ist für vier Leute (auch wenn sie 1,80 Meter groß sind), jeder bekommt einen Einzelsitz, wobei die hinteren ein wenig zur Mitte verrückt sind, um nach oben Platz zu schaffen. Gepäck dürfen sie allerdings nicht haben, und damit sind wir wieder beim Kapitel Unvernunft. 250 Liter Kofferraum; eine winzige Ladeluke; eine Gepäckabdeckung, die nervt; ein weiter weg hinein in den Kofferraum, über den kratzempfindlichen, hoch liegenden Stoßfänger – ja eh! Aber diese herrliche Glasklappe entschädigt für alles. Ob man dabei an den legendären Schneewittchensarg denkt, oder einen der C30 an den Volvo 480 erinnert, er ist auf jeden Fall schön. Design. Kunst? Vielleicht, damit müsste man ihm dann sowieso alles verzeihen.

Fazit:
Hier regieren Style und Souveränität. Wow von außen, entspannte Ruhe im Innenraum. Wer behauptet, der C30 ist ein Sportcoupé, übertreibt etwas. Sport ja, Coupé nein. Er ist aber auch kein Shooting Brake, also kein zweitüriger Kombi wie etwa der Mini Traveller. Er ist irgendwie etwas zwischendrin, also wiederum etwas Besonderes. Wer sich für den zweitürigen BMW-1er interessiert, wird hier fündig. Okay, hier regiert der Frontantrieb, das aber souverän. Außerdem gibt’s schon so viele BMWs. Gepäck sollte man halt nicht viel haben, es sei denn, es macht einem nichts aus, dass man die Rücksitze umklappen muss, um 80 von den 330 Litern unterzubringen, die im 1er Platz haben. Preislich liegen beide auf einem Niveau, wobei es den BMW nur mit viel mehr oder viel weniger PS gibt. Vernünftig darf man halt nicht sein. Der C30 ist was zum Spielen fürs innere Kind. Aber das freut sich.

Stephan Schätzl

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(Bild: KMM)
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