Harte Bandagen

Flöttl und Elsner schenken sich nichts

Österreich
31.07.2007 19:18
Im BAWAG-Prozess ist es am Dienstag, dem zehnten Verhandlungstag, zu einem wilden verbalen Schlagabtausch zwischen dem ehemaligen Generaldirektor Helmut Elsner und dem Investmentbanker Wolfgang Flöttl gekommen. Als die Phase des so genannten Totalverlusts 1998 erörtert wurde - im Oktober 1998 musste die damalige BAWAG-Spitze zur Kenntnis nehmen, dass Wolfgang Flöttl bei seinen Spekulationsgeschäften Bankvermögen in der Höhe von 639 Mio. US-Dollar (468 Mio. Euro) verloren hatte -, ging zunächst Elsner in die Offensive.

"Nach dem, was da heute diskutiert wird, hab' ich den Eindruck, er (Flöttl, Anm.) hat die Bank über den Tisch gezogen!", polterte Elsner. Flöttl habe "aus der Sicht von heute" bereits vor 1998 "vereinbarungswidrig gehandelt".

Die BAWAG habe mit Flöttl niemals vereinbart, "dass er ein so hohes Leverage (Hebel durch Fremdfinanzierung, Anm.) nehmen kann, dass unser Kapital angegriffen werden konnte". Vielmehr habe ihm die BAWAG "fix verzinslichte Kredite" überlassen: "Das war's. Das Risiko für uns war uns nicht bewusst." Flöttl hätte so zu arbeiten gehabt, "dass unser Kapital nicht verschwindet". Natürlich könne auch ein Spekulant Pech haben: "Das bringt aber keineswegs zum Ausdruck, dass er das Geld der Bank gefährdet!"

Flöttl vermutet "Vollidioden" in der BAWAG
Flöttl hielt dem entgegen, er habe sich an mit der BAWAG bestehende Verträge gehalten und diesen entsprechend veranlagt. Entweder seien die Leute bei der BAWAG "Vollidioten oder zu faul" gewesen, den in Englisch abgefassten Vertragstext zu lesen, oder sie hätten das Risiko "bewusst verschwiegen", mutmaßte Flöttl. Elsner habe nach seinem Dafürhalten das Risiko jedenfalls verstanden.

Flöttl hatte im Oktober 1998 die von der BAWAG zur Verfügung gestellten Gelder zur Gänze verloren, weil er bei seinen Geschäften drei Risiken kumulierte: Das Zins-, Währungs- und Hebel-(Leverage)-Risiko. Er setzte die BAWAG-Gelder ein, um einen hohen Anteil von Fremdkapital aufzunehmen und damit zu spekulieren. Durch diese "Leverage" (Hebel) erhöht sich sowohl der mögliche Gewinn als auch der mögliche Verlust, es wird also das Risiko vergrößert.

Flöttl hatte das Kapital für seine Spekulationen in japanischen Yen aufgenommen, da er einen fallenden Yen erwartete. Der Yen stieg aber im Oktober 1998 gegenüber dem Dollar stark an. Auf Grund des starken Leverage-Effekts ging in Folge dessen das gesamte "Eigenkapital" - also die BAWAG-Gelder und Flöttls privates, ebenfalls eingebrachtes Vermögen in Höhe von 119 Mio. US-Dollar (86,8 Mio. Euro) - in kurzer Zeit verloren.

"Wenn die Währung stabil geblieben wäre, hätten wir eine hohe Rendite gehabt", behauptet Flöttl in der heutigen Verhandlung. Erste Verluste seien ihm in der Nacht auf den 2. Oktober 1998 aufgefallen. Mit Helmut Elsner habe er darüber am 5. oder 6. Oktober in New York gesprochen, behauptete Flöttl. Man hätte die Spekulationen sofort beenden können, was laut Flöttl der BAWAG einen Totalverlust erspart und allenfalls ein Drittel des eingesetzten Kapitals gekostet hätte. Elsner habe ihn jedoch zum Weiterführen der Geschäfte ermuntert: "Er hat gesagt, machen wir weiter", sagte Flöttl.

Elsner setzte angeblich Flöttl unter Druck
Elsner wies diese Darstellung vehement zurück. Flöttls Schilderung zufolge setzte er trotz der enormen, die BAWAG in ihrer Existenz bedrohenden Verluste seine Spekulationen mit "nachgeschossenem" Kapital fort, weil ihn Elsner unter Druck gesetzt habe. Der damalige BAWAG-Chef habe von ihm nach Eintreten der Verluste verlangt, die Reste seines Vermögens - Liegenschaften und eine Gemäldesammlung - in jenes der BAWAG "überzuführen", legte Flöttl dar, obwohl er dazu weder vertraglich noch gesetzlich verpflichtet gewesen sei.

Sollte er sich weigern, habe Elsner mit einem öffentlichen Skandal gedroht, der ihn, Flöttl, "out of business" gestellt hätte: "Er hat gemeint, ich werde dann nicht mehr wirtschaftlich tätig sein."

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