Nein, ihre Blicke töten nicht. Sie hypnotisieren. Zartes Jadegrün vermählt sich mit rauchigem Schiefergrau und einem Hauch von Mauve um die Iris. Regenbogenaugen, die betören, umschattet von einem seidig schwarzen Wimpernkranz. Endloswimpern, die für den Kosmetik-Riesen L’Oreal klimpern, zählt die schöne Inderin Aishwarya Rai doch zu den sinnlichsten Ambassadricen in Sachen Schönheit. In ihrer Heimat ist sie so berühmt wie Julia Roberts in den USA. Fans haben der exotischen Schauspielerin Zigtausende enthusiastische Websites gewidmet. Und die virtuelle Anbetung der "Königin von Bollywood" greift weltweit.
Eigentlich wollte die Tochter eines Ingenieurs und einer Lehrerin, die nahe Bombay geboren wurde, Architektur studieren. "Heute bin ich die Architektin meines Lebens", so Aishwarya Rai. Statik und Planung sind vielversprechend! 1994 nimmt sie an der Wahl zur „Miss Indien“ teil, um im selben Jahr zur „Miss World“ gekürt zu werden - in einem züchtigen Strand-Outfit. Ein entscheidender Punkt für die Hindu-Gläubige, die auch auf der Leinwand nie zu viel Haut zeigt.
Mit "Devdas", der teuersten indischen Produktion aller Zeiten, schafft sie es 2002 bis nach Cannes, wo sie schon im Folgejahr als Jurymitglied überzeugt. Lukrative Werbeverträge mit L’Oreal und der Luxusuhrenmarke Longines sind schmeichelhaftes Zubrot - Marken, die sich im Glanz der faszinierenden Ikone des Bollywood-Kinos sonnen. Denn Aishwarya Rai ist eine Grenzgängerin, die indische und westliche Kultur, Tradition und Moderne mit Nonchalance auszubalancieren weiß.
Körpereinsatz
Dass ihr auch die Antike schmeichelt, beweist Aishwarya Rai nun in dem pittoresken Streifen "The Last Legion - Die letzte Legion", Regie: Doug Lefler, einem bildgewaltigen History-Fantasy-Epos rund um den Niedergang des Römischen Reiches um 476 n. Chr., in dem sie die byzantinische Kriegerin Mira spielt, die dem Knaben und Kaiser Romulus Augustus und dessen getreuem Legionär Aurelius (Colin Firth, "Das Mädchen mit dem Perlenohrring", "Bridget Jones") mit grazil-kämpferischem Körpereinsatz zur Seite steht. Denn Gotenfürst Odoaker bringt, von barbarischem Zorn beflügelt, Tod und Verwüstung über Rom. Die Klinge, die Mira unter Capris blauem Himmel und später im fernen Britannien führt, wo es gilt, die letzte römische Legion aufzuspüren, wird blutbenetzt der Legende eines sagenumwobenen Schwertes folgen...
Oscar-Preisträger Sir Ben Kingsley brilliert als väterlicher Lehrmeister des Kind-Kaisers. Der weltberühmte italienische Produktionszampano Dino De Laurentiis verlegte die aufwendigen Dreharbeiten nach Tunesien, wo in den Empire Studios das alte Rom entstand. Die vor der Nordküste liegende Insel Tabarka wurde zu Capri, unberührte Landschaften in der Slowakei "doubelten" britannische Gefilde.
Geschmeidig wie eine Katze
Die Kampfszenen forderten Aishwarya Rais katzengleiche Geschmeidigkeit, die sie in den unzähligen Tanzeinlagen indischer Produktionen perfektioniert hat. Rai: "Kampf ist Choreographie pur. Dein Gedanke muss jeder deiner Bewegungen vorauseilen... Ohne mental-meditatives Training geht deine Kraft ins Leere!" Sie, die sie den traditionellen indischen Sari und den schimmernden Glanz federleichter Seide liebt, musste ihre Weiblichkeit nun hinter sperrig-maskulinen Materialien verstecken. Anders als in bombastischen Bollywood-Filmen blieb für Romantik und Emotion vor der Kamera nicht viel Zeit, auch wenn die Amazone Mira Aurelius Herz mit nur einem Blick aus diesen Wahnsinnsaugen kapert. Aishwarya Rai: "Großes Bollywood-Kino ist immer eine gigantische Gefühlsreise, an deren Ende die Liebe siegt, ganz gleich, wie viele Stolpersteine das Schicksal den Liebenden in den Weg legt. Doch das Zusehen beim Stolpern ist ja das eigentliche Vergnügen..."
Aishwarya Rai, schöne Exotin in westlicher Kinolandschaft - mit klaren Standpunkten: "Bei uns in Indien ist Intimität etwas sehr Privates. Man küsst sich nicht auf offener Straße, liegt eng umschlungen in einem Park oder am Strand. Zärtliche Nähe bedarf keiner Zuseher. Deshalb zeigt man so etwas auch nicht im Kino. Unsere Filme leben vom Zauber sehnsuchtsvoller Erwartung..."
Von Christina Krisch, Kronen Zeitung
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