Taliban-Geiseln

Deutsche Geisel fleht in neuem Video um Hilfe

Ausland
23.08.2007 11:55
Von dem vor fünf Wochen in Afghanistan verschleppten deutschen Ingenieur Rudolf B. gibt es ein weiteres Lebenszeichen. Der afghanische Privatsender Tolo TV strahlte am Donnerstag ein Video aus, in dem der gesundheitlich angeschlagene 62-Jährige die deutsche Regierung um mehr Bemühungen für seine Freilassung bittet.

"Ich bin in einer sehr schlechten Verfassung", sagt Rudolf B. in der Aufzeichnung auf Deutsch. Seine Medikamente reichten nur noch drei Tage, und die Zeit laufe aus. Die Taliban versuchten, mit der afghanischen Regierung und auch der Botschaft zu verhandeln, aber irgendetwas scheine dabei "schiefzugehen". Ein Sprecher des deutschen Auswärtigen Amtes sagte, der Krisenstab werte das Video detailliert aus. Zu Einzelheiten wollte er sich nicht äußern.

Das Video zeigt Rudolf B., wie er auf dem Boden sitzt und sich die Brust hält. Während er spricht, wird er von einem Hustenanfall geschüttelt. Vor ihm auf der Decke liegen einige Papierschachteln, die wie Medikamentenpackungen aussehen.

Seit Juli in Geiselhaft
Der Ingenieur war am 18. Juli gemeinsam mit einem weiteren Deutschen und fünf Afghanen in der Provinz Wardak entführt worden. Die Entführer hatten die zweite deutsche Geisel nach einem Schwächeanfall erschossen. Einen Tag später wurden in der benachbarten Provinz Ghazni aus einem Bus heraus 23 Südkoreaner verschleppt. 19 von ihnen sind noch in der Gewalt der Taliban.

"Ich bitte meine Freunde, meine Familie und meine zwei Söhne, dass sie bei den deutschen Regierungsstellen hier mehr Druck ausüben, um uns hier frei zu bekommen", flehte Rudolf B.. Seine Botschaft überbrachte er zunächst auf Deutsch, dann auf Englisch. Seine Lebensumstände mit den Taliban beschrieb er als sehr schwierig. "Ich lebe mit den Taliban 3.000 Meter hoch in den Bergen", sagt er. "Die Taliban versuchen, mit der afghanischen Regierung zu verhandeln, aber die redet nicht mit den Taliban. Und die Taliban haben versucht, Verbindung mit der Botschaft aufzunehmen, um uns freizulassen. Aber wenn die Zeit vorbei ist, wollen sie uns töten."

Geisel wendet sich an Karzai
Er werde gemeinsam mit den fünf mit ihm zeitgleich entführten Afghanen in Gefangenschaft gehalten, sagte Rudolf B.. Einer der Afghanen wandte sich in dem Video an Präsident Hamid Karzai und bat um den Einsatz der Regierung in Kabul zur Freilassung der Gruppe. "Wir sind Afghanen. Die Taliban sind auch Afghanen. Wir sind sicher, dass es eine Möglichkeit gibt, dass uns die Regierung Karzai freibekommen kann", sagte der Mann.

Christina M. ist wieder in Deutschland
Die Deutsche Christina M. ist nach ihrer Geiselhaft in Afghanistan nach Deutschland zurückgekehrt. Das Flugzeug mit der 31-Jährigen an Bord landete am Mittwochnachmittag auf dem Flughafen Köln-Bonn.

Die angeblich schwangere Christina M. wird nach den Strapazen ihrer Entführung in Deutschland streng abgeschirmt, wie der Geschäftsführer der Hilfsorganisation Ora International, Matthias Floreck, im nordhessischen Korbach mitteilte.

Die 31-jährige Büroleiterin der Organisation in Kabul hatte zusammen mit ihrem Mann in einer Bundeswehrmaschine die afghanische Hauptstadt Kabul verlassen, wie es hieß. Sie habe die Entführung den Umständen entsprechend gut überstanden, doch sei die Verschleppung nicht spurlos an ihr vorübergegangen.

Die Organisation Ora International in Afghanistan, für die die Frau gearbeitet hat, stellte nach der Geiselnahme seine Operation mindestens bis Ende der Woche ein. Betroffen sind mehrere Gesundheitsstationen und andere Hilfsprojekte. Der für das Land zuständige Direktor Joop Teeuwen sagte auf die Frage, ob die 31-Jährige gezielt entführt wurde: "Mein Eindruck ist, dass es mehr eine zufällige Aktion war." Allerdings müsse das Ergebnis der Ermittlungen abgewartet werden.

Christina M. war am Sonntag von afghanischen Sicherheitskräften aus den Händen der Entführer befreit worden. Diese hatten die Frau am Samstag vor den Augen ihres ebenfalls in Kabul arbeitenden Ehemannes aus einem Imbiss in der Stadt verschleppt. Ob sie später nach Afghanistan zurückkehren wird, blieb zunächst unklar.

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