Schrille Solo-Show

Kickstart für das Disco-Girlie

Am 17. Oktober macht Gwen Stefani auf ihrer "Sweet Escape 2007"-Tour zum ersten Mal ohne ihre Haus-und-Hof-Band "No Doubt" in der Wiener Stadthalle Station - Krone.at war beim fulminanten Tourstart in Hamburg.

Als Power-Girlie mit goldenen Locken und gepunktetem Sommerkleid wurde Gwendolyn Rene Stefani mit "No Doubt" und ihrem ersten Hit "Dont Speak" Ende der Neunziger ein Rockstar. Jetzt, knapp zehn Jahre nach dem Durchbruch, ist sie weit abgekommen vom Image einer zügellosen Bandleaderin: Sie hat mit zwei Pop-Solo-Alben in drei Jahren mehr CDs verkauft als ihre Band in zwanzig, ist als Designerin mit schrillen Outfits bei Modewochen heiß begehrt und sorgt auch in ihrer neuen Rolle als Mutter und Ehefrau für Furore - erst kürzlich wurden Gwen, Rockstar-Gatte Gavin Rossdale und der einjährige Sohn Kingston zur attraktivsten Familie gekürt. 

So gar nicht nach braver Mami gibt sie sich auf der Solo-Bühne, zumal sie nach einem Verhüllungsgebot bei ihrem Konzert in Malaysia vor wenigen Wochen endlich wieder die aufreizenderen Klamotten aus dem Kleiderschrank nehmen durfte: Gleich beim ersten Song wird sie als Raubkatze im Stahlkäfig hereingerollt, um dann von ihren japanischen Harajuku-Girls - die sie zuvor von verkleideten Tänzern in Handschellen auf die Bühne führen ließ - auf das Publikum "losgelassen" zu werden. 

Ein riesiges "G" schwebt hoch über der zweistufigen Bühne, auf der sich die 37-Jährige mit ihrer sechsköpfigen Band durch Kracher wie "Rich Girl", "Cool" oder "Hollaback Girl" und ihre neue Ballade "4 In The Morning" singt; oder, im Fall ihres von Trapp-Nostalgie und "The Sound Of Music" inspirierten Songs "Wind It Up", sogar jodelt! Bei der Wien-Show im Heimatland der Familie Trapp darf man von der kitschbegeisterten Gwen wohl ein zünftiges Extra-Solo erwarten. 

Auf Hit-Material von "No Doubt" verzichtet Gwen Stefani bei ihrer One-Woman-Show ausdrücklich. Nicht umsonst hat sie sich von den Rockern emanzipiert, um ihrer Vorliebe für die Achtziger, Disco-Beats und -Outfits zu frönen. Nach diesem Motto schneiderte sie auch ihre Tourkostüme - Mini-Mini-Kleidchen, funkelnde Zofenuniform mit undefinierbarem Kopfschmuck (siehe Diashow in der Infobox) und Hotpants aus Glitzer-Schottenkaro mit Prädikat "rattenscharf". 

Bauchfrei ist für sie auch nach ihrem Kaiserschnitt kein Tabu - die Show selbst ist Training genug und außerdem ließ sich das von den Amerikanern vergötterte "Midriff" des nicht und nicht alternden Disco-Girlies schon immer recht appetitlich anrichten. "Ich liebe euch und dieses verrückte Leben, das ihr mir schenkt", ruft sie den Hamburger Fans nach der Zugabe "What You're Waiting For" zu. Schön is' gwen. 

Christoph Andert