Wer der Idee des virtuellen Rechners, der sich von jedem anderen PC aus bedienen lässt, entgegensetzen will, dass er „eh schon einen Computer“ hat und in diesem Moment vor einem sitzt, hat Recht. Wer nur an seinem eigenen PC arbeitet und selten reist, bzw. außerhalb der eigenen vier Wände nicht auf Dokumente, Kontakte oder die eigene MP3-Sammlung zurückgreifen muss, der wird an den Online-PCs nichts finden. Aber wer täglich auf mindestens zwei PCs (z.B. Arbeit und Zuhause) zu tun hat, könnte sich mit virtueller Software im Allgemeinen und den Online-PCs im Speziellen, den Alltag um ein Vielfaches erleichtern.
Die Vorteile von Online-Applikationen liegen auf der Hand:
Allerdings gibt es im derzeitigen (Kinder-)Stadium der großen „Software-Revolution“ auch ein paar Nachteile aufzuzählen:
Die genannten Vor- und Nachteile beginnen jedoch allmählich, sich aufzuwiegen. Hier ein Überblick auf die vier neuesten Online-PCs, ihre Funktionen und wichtigsten Charakteristiken.
G.ho.st: Der Multimedia-„Klassiker“
„G.ho.st“ steht für Global Hosted Operating SysTem. Die englischsprachige Web-Applikation, bei der man sich kostenlos registrieren muss, befindet sich noch im Pre-Beta-Stadium. Die Benutzeroberfläche ist Windows Vista nachempfunden, es gibt Widgets wie beim Mac und die Ordnerstruktur ähnelt Ubuntu Linux. Als Speicherplatz stehen drei Gigabyte zur Verfügung.
G.ho.st ist darauf ausgelegt, als virtueller Desktop Zugriff auf die elementaren Dinge des Computerlebens zu geben: E-Mail, Dokumente, Bilder, MP3s (es gibt einen integrierten Player) und Telefon/Mailkontakte sowie Bookmarks. Neben YouTube-Direktzugriff, ein paar Games, Word- und Excel-Bearbeitung durch die integrierte Freeware Zoho und einem Widget für die Google-Suche unterstützt G.ho.st auch Googles Calendar und Docs & Spreadsheets. Natürlich funktionieren auch Web-Messenger von Yahoo und Google, sowie der Universal-Messenger Meebo, mit dem unter anderem Zugriff auf das ICQ-Netzwerk gegeben ist.
YouOS: Open-Source mit Linux-Charme
Grafisch etwas weniger aufwendig, dafür inhaltlich umso weiter vorn ist YouOS, ein virtueller Desktop von Open-Source-Programmierern. Die Benutzeroberfläche mutet zunächst sehr spartanisch an - bis man dahinter kommt, wie sich die Applikationen anderer User ins eigene System holen lassen. Dann gibt es YouPhotoshop; ein Programm, um Daten ins YouOS zu laden; ein Super-Mario-Game; Support für andere Web-Applikationen wie den WindowsMessenger, Google Docs und ein Chat-Programm mit Übersetzungstool, mit dem YouOS-Benutzer untereinander chatten können. Insgesamt bleibt aber sehr viel vom Do-it-yourself-Charme der Programmierer haften.
DesktopTwo: Seriöse Business-Variante
An den seriösen Business-Menschen mit Multimedia-Hobbys, der keinen Wert auf verspielte Logos und Comic-Figuren (wie etwa bei G.ho.st) legt, richtet sich DesktopTwo. Von den beiden bisher genannten Services verfügt der mit einem Gigabyte Speicherplatz ausgerüstete DesktopTwo über die reichhaltigste Auswahl an Programmen. Kalender, E-Mail, Browser, Textverarbeitung, Präsentation, Tabellenkalkulation, eigenes Programm für die Simulation einer Festplatte, RSS-Reader, etc.
Die hauseigenen Applikationen sind mit den wichtigsten Basis-Funktionen ausgerüstet, dazu kommt noch professionelle Unterstützung von OpenOffice, Google oder diversen Messengern. DesktopTwo läuft mit Abstand am flüssigsten und schnellsten von allen virtuellen Online-PCs. Noch dazu werden Programme für die Bearbeitung von Websites und Blogs geboten, was man bei den anderen vergeblich sucht. Auch die Integration von privaten E-Mail-Accounts per POP ist möglich.
Jooce: Vielversprechendes Killer-Startup
Von allen vier Kandidaten ist Jooce das jüngste Angebot und dabei noch nicht einmal online. Allerdings verheißt die Website Großes. Dem Apple-Betriebsystem OS X nachempfunden, verfügt die Benutzeroberfläche des Jooce-Online-PCs über beeindruckende Möglichkeiten: So soll es Drag-and-Drop-Funktion für den Import von Dateien ins virtuelle OS geben, Unterstützung für Video, Fotobearbeitung, Games (!) und natürlich eine MP3-Bibliothek, Unterstützung für sämtliche Messenger-Varianten und jede Menge kleiner Widgets. Grafisch sieht das bisher Vorgestellte (es gibt Screenshots auf der Website) top aus. Gegen Abgabe der E-Mail-Adresse kann man sich bei Jooce, das übrigens von Franzosen und Luxemburgern programmiert wurde, für einen Beta-Test registrieren.
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