Es rauscht im "Hourglass" - und zwar gewaltig. Mehr denn je widmet sich der Depeche-Mode-Frontmann elektronischen Miniatur-Frickeleien, treibt die Verzerrung von Klangflächen bis in die Extreme und traktiert den Zuhörer mit seiner betörenden Stimme, die sich zwischen den stickigen Schwaden der Synthesizer aus dem Soundnebel kämpft.
Dazwischen sorgt der Wiener Schlagzeuger und Komponist Christian Eigner (seit 1997 fixes Tourmitglied von Depeche Mode, davor bei Dr. Kurt Ostbahn, Georg Danzer und Peter Cornelius; das Solo-Album "Recovery" kam Ende 2005 heraus) für treibende und aufdringliche Beats, wie er sie bei Depeche Mode selten bis gar nicht hinlegen darf.
Die Single "Kingdom" (siehe Video oben) besticht durch ihr stupides Dahinstampfen und die Rattenfänger-Stimme von Gahan, deren Anziehungskraft man konstant auf allen zehn Tracks von "Hourglass" nicht entkommen kann. Konstantheit ist zugleich das einzige Problem der Platte. Gahan bricht nicht aus seinem Genre aus und bis zum Ende wird man dem leicht arroganten Unterton der Songs etwas überdrüssig.
Mit Tracks wie "Deeper and Deeper" (Depeche Mode meets Korn und die Schlagzeug/Bass-Sektion von Nine Inch Nails) oder dem zerstörerischen "Use You", wo Herr Eigner so richtig seine beidseitig mit dicken Schlagfellen bespannten Trommeln bearbeiten darf, rechtfertigt der 45-jährige Brite mit Wahlheimat New York seine Selbstdisziplinierung. Zuviel Abwechslung würde dem unbändigen Sog der Platte schaden.
Wer sich die Zeit bis Freitag verkürzen will: Auf Dave Gahans offiziellem MySpace-Blog (Link in der Infobox) gibt's die Möglichkeit zum ausführlichen Pre-Listening. Es möge gefallen...
7,5 von 10 Sanduhren
Christoph Andert
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