"Wenn sich in der Schulorganisation nichts ändert, gibt es innerhalb von drei Jahren keine großen Bockssprünge", sagt PISA-Chef Günter Haider und verweist auf seine Verschwiegenheitsklausel: Vor der Veröffentlichung der Daten am 4. Dezember darf er kein Wort über den PISA-Inhalt verlieren. Muss er auch nicht. Wo 57 Länder an einer OECD-Studie teilnehmen und untereinander mit allen Daten versorgt werden, gibt es Lücken. Und die besagen: Österreichs Schüler sind wieder einmal sehr weit unten angesiedelt.
Getestet wurden 5.000 15- bis 16-Jährige - neben Mathematik und Lesen - vor allem in Biologie, Physik, Chemie, Erd- und Weltraumwissen. Also jene Bereiche, die Österreichs damalige Bildungsministerin, Elisabeth Gehrer, zu einem wesentlichen Teil aus dem Stundenplan streichen ließ. 2003 gab es die meisten Stundenkürzungen, 4.500 Lehrerposten gingen verloren. Auch der Volksschul-Lesetest, der eine Woche vor PISA präsentiert wird, zeigt: Die Kinder der vierten Klasse haben schon enorme Probleme mit leichten Texten über Delfine.
Hoffen auf die Schulreform
Wird die neue Bildungsreform von Ministerin Claudia Schmid Österreich aus dem PISA-Loch holen? "Die Lehrerposten, die damals abgebaut wurden, haben wir wieder geschaffen", so die Politikerin. "Es wird zum Beispiel ein verpflichtendes Kindergartenjahr für Schüler mit Sprachdefiziten geben und natürlich die neue Mittelschule. Wir reden nicht nur über Reformen, wir machen sie."
Philosoph Liessmann: „PISA-Test ist verzichtbar“
Für „höchst fragwürdig“ hält der Wiener Philosoph Konrad Paul Liessmann, der sich in seinem 2006 erschienenen Buch „Theorie der Unbildung“ sehr kritisch mit dem Ranglisten-Fetischismus bei internationalen Bildungsvergleichsstudien wie PISA oder Uni-Rankings auseinandergesetzt hat, das „hochgepushte, von privaten Konsortien verwaltete PISA-Testverfahren“. Weil der Test schon rein aus statistischen Gründen „keine wirklich verbindliche Aussagekraft“ habe, könnte man, wie Liessmann betonte, „ohne große Probleme auch darauf verzichten“. „Problematisch“ sieht er die „bildungspolitische Überdeterminierung“ von PISA.
Von den Ergebnissen der neuen PISA-Studie, die erst am 4. Dezember veröffentlicht werden, erwartet sich Liessmann „weder in die eine noch in die andere Richtung sonderlich Sensationelles“. Im Grunde seien die Vorzüge und Nachteile des österreichischen Bildungssystems bekannt. Der Philosoph rechnet aber wieder mit „großem Geschrei“, sollte Österreich gegenüber den letzten Tests nicht besser oder sogar schlechter abgeschnitten haben, was nicht unwahrscheinlich sein dürfte.
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