Abenteuerlich

Der Goldene Kompass – Das offizielle Videospiel

Spiele
17.12.2007 16:03
Ein Waisenkind namens Lyra, ein kriegerischer Panzerbär und ein Hermelin mit gespaltener Persönlichkeit sind die Helden in Philip Pullmans Erfolgsroman "Der Goldene Kompass", der mit Nicole Kidman und Bond-Darsteller Daniel Craig in den Hauptrollen gerade erfolgreich in den Kinos läuft. Natürlich lässt da ein Spiel zum Film nicht lange auf sich warten. Diesmal dafür verantwortlich: Publisher Sega, der "Der Goldene Kompass" gleich auf allen Konsolen sowie PC auf den Markt bringt.

Es ist wie bei jedem Spiel zum Film, dem eigentlich ein Buch Pate stand: Die Geschichte bleibt auf der Strecke. "Der Goldene Kompass" macht da leider keine Ausnahme und lässt alljene, die bislang weder Buch noch Film kennen, eher ratlos zurück. Die an sich recht komplexe Story wird auf das nötigste beschnitten. Was bleibt, ist die Suche eines kleinen Mädchens nach einer von einer bösen Frau entführten Gruppe Kindern.

Lyra, so heißt das Mädchen, bekommt dabei tatkräftige Unterstützung von Panzerbär Iorek und ihrem Hermelin Pan, das in Wirklichkeit jedoch ein so genannter Daemon ist, der seine Gestalt wandeln kann. Erfahrene Spieler ahnen es bereits: Je nach Aufgabenstellung gilt es die unterschiedlichen Tiergestalten geschickt einzusetzen. Während Pan in Hermelingestalt Taue durchknabbern kann oder geschickt über schmale Stege balanciert, lässt es sich per Knopfdruck als Faultier über Abgründe schwingen, als Katze klettern oder als Falke gleiten.

Während Pan und seine unterschiedlichen Erscheinungsformen Lyra in zahlreichen Jump'n'Run-Einlagen zur Seite stehen, ist Iorek ein Bär fürs Grobe. Wo das Mädchen und ihr Daemon nur ausweichen können, setzt der Eisbär auf direkte Konfrontation und langt mit seinen mächtigen Tatzen zu. Die Missionen auf dem Rücken des Bären sind daher am ehesten mit einem - natürlich unblutigen - Hack'n'Slay zu vergleichen, wobei Lyra aber auch immer wieder absteigen muss, um durch Absolvierung kleinerer Sprungpassagen oder Rätsel den weiteren Weg zu bereiten.

Was das Mädchen also nicht in den Oberarmen hat, gleicht es mit ihrem Oberstübchen aus. Ihre Missionen im oxford'schen Jordan College oder der eisigen Stadt Trollesund ohne Bär tragen daher deutliche Adventure-Züge, muss das Mädchen doch in Gesprächen mit Stadtbewohnern so manchem Rätsel auf die Schliche kommen. Als Besonderheit erweist sich hierbei das Dialog-System: Ob die Antwort positiv oder negativ ausfällt, ist vom Ausgang eines Minispiels abhängig. Unter Zeitdruck gilt es etwa umherschwirrenden Kugeln auszuweichen oder selbige einzufangen. Die Minispiele sind allesamt recht unterhaltsam, wiederholen sich auf Dauer aber zu oft, um noch herausfordernd zu sein, zumal sich mit im Spiel eingesammelten Bonus-Gegenständen die tickende Uhr verlangsamen lässt und die Spielchen somit noch leichter werden.

Wenn selbst treue Weggefährten keinen Rat mehr wissen, wirft Lyra einen Blick auf ihren goldenen Kompass, der die seltene Gabe besitzt, auf alles eine Antwort zu wissen - vorausgesetzt man beherrscht das Gerät. Abermals in Form eines Minispiels gilt es drei vorgegebenen Begriffen das richtige Symbol zuzuordnen - etwa "Kamel" zu Asien. Mit etwas Hausverstand sind viele der Bedeutungen auch ohne große Nachforschungen im Spiel ersichtlich. Selbst wenn man kein Symbol richtig zuordnet, ist das Minispiel noch nicht verloren, besteht der zweite Teil einer Kompass-Befragung doch darin, im richtigen Moment den richtigen Button zu drücken, während man mit dem Stick versucht, die rotierende Kompassnadel auf Kurs zu halten.

Die Vermischung aus Jump'n'Run, Action- und Adventure-Elementen ist insgesamt zwar recht erfrischend, leider hat "Der Goldene Kompass" jedoch mit groben technischen Mängeln zu kämpfen. Vor allem die starre Kamera lässt einen immer wieder ins Leere springen - oder verweigert sogar ganz der Dienst: Erst als Lyra am fernen Horizont von den eisigen Klippen stürzte, wollte die Kamera wieder dem Geschehen folgen. Probleme gibt es auch mit den geskripteten Inhalten: Gegenstände lassen sich etwa erst dann aufheben, wenn zuvor durch einen Dialog die entsprechende Mission gestartet wurde.

Auch in optischer Hinsicht kann das Spiel nicht überzeugen: Zwar glitzern Eis- und Wasseroberflächen fein, die Charaktere bewegen sich jedoch unnatürlich abgehackt und sehen einfach...nun ja...hässlich aus. Vor allem Hollywood-Schönheit Nicole Kidman hat es im Spiel arg erwischt. Anscheinend war man sich auf Entwicklerseite dessen bewusst, weshalb nach den ersten animierten Zwischensequenzen auch reale Filmausschnitte verwendet wurden. Die deutsche Synchronisation ist hingegen recht gelungen, allerdings kam es im Test immer wieder vor, dass einzelne Dialogpassagen plötzlich leiser zu hören waren.

Fazit: "Der Goldene Kompass - Das offizielle Videospiel" wusste aufgrund der interessanten Mischung aus Action, Jump'n'Run und Adventure gerade zu Beginn des Spiels zu begeistern. Die vier unterschiedlichen Tiergestalten, die Missionen auf dem Rücken des Eisbären, viele Minispiele und Quick-Time-Events, die in das Geschehen eingeflochten wurden, sorgten für Abwechslung. Nach und nach stachen jedoch die technischen Mängel ins Auge - allen voran die Kamera -, die den Spielspaß trübten. Bleibt zu hoffen, dass die Entwickler bei etwaigen Umsetzungen für Teil zwei und drei des Buches bzw. Films das durchaus vorhandene Potenzial besser zu nutzen wissen.

Plattform: Xbox 360 (getestet), PC, PS3, PS2, PSP, Wii, DS
Publisher: Sega
Krone.at-Wertung: 68%


von Sebastian Räuchle

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