Von wegen langsam

Schildkröten können ganz schön schnell sein

Wissenschaft
08.01.2008 16:01
Wenn es ums Fressen geht, können selbst die ansonsten eher als langsam bekannten Schildkröten ganz schön schnell sein. So ist der Fressvorgang der Wasserschildkröte Matamata mit freiem Auge gar nicht sichtbar. Mittels Aufnahmen mit Spezialkameras haben Biologen des Departments für Theoretische Biologie der Universität Wien nachgemessen: Der Kopf schnellt mit einer sehr hohen Geschwindigkeit in Richtung Beute: Für einen Zentimeter braucht das Tier gerade einmal sechs Millisekunden - eine Millisekunde ist der tausendste Teil einer Sekunde.

"Kurz vor der Beute bremst das Tier den Kopf ab und saugt die Beute ein, indem sie das Maul öffnet und so einen Sog erzeugt", erklärte Projektleiter Josef Weisgram. Der Biologe ist mit seinem Team aber weniger an Geschwindigkeitsrekorden interessiert. Im Rahmen eines vom Wissenschaftsfonds FWF unterstützten Projekts untersuchen die Forscher das Fressverhalten der Schildkröten, mit dem Zweck, die Evolution dieser Tiergruppe zu verstehen.

Dabei vertritt Weisgram ein zur bisher verbreiteten wissenschaftlichen Meinung abweichendes Konzept. Demnach stammen die heute lebenden Schildkröten-Arten nicht von an Land lebenden Ahnen ab. Die Vorfahren lebten laut Weisgram vielmehr im Wasser, jedenfalls teilweise, also semiaquatisch.

Wasserschildkröten saugen Beute ein wie Fische
Die Nahrungsaufnahme von Schildkröten im Wasser ist die primitivere Art und Weise, sich zu ernähren. Ohne eine nennenswerte Zunge zu entwickeln, diese wäre nur störend, saugen die diese Tiere die Beute ein, nicht viel anders als ein Fisch. Die an Land lebenden Formen, mit einer wohl ausgebildeten Zunge, um etwa Früchte verzehren zu können, sind nach dieser Theorie dagegen die höher entwickelten.

Tatsächlich gibt es Schildkrötenarten, welche die Evolution vom im Wasser lebenden, fleischfressenden Sauger zum an Land lebenden Pflanzenfresser während der eigenen Entwicklung durchmachen. Hand in Hand damit geht auch die Entwicklung der Zunge. Diese kann nämlich nur an Land sinnvoll zur Nahrungsaufnahme eingesetzt werden. Unter Wasser würde sie den Wasserstrom beim Nahrungstransport in die Mundhöhle behindern. Das Organ steht daher im Mittelpunkt der Forschungen der Wiener Biologen.

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