Insgesamt 112 Mal sind Österreicher bisher für einen Oscar nominiert gewesen, die letzte Nominierung konnte in der Nacht auf Montag in die insgesamt 33. Auszeichnung umgemünzt werden: Ruzowitzkys "Die Fälscher" wurde mit einer goldenen Statuette für den Besten fremdsprachigen Film bedacht, der ersten Auszeichnung in dieser Kategorie für einen Österreicher und dem ersten Academy Award für Österreich seit 20 Jahren. Am erfolgreichsten war der in Österreich geborene Billy Wilder, der im Verlauf seiner Karriere sechs Oscars gewann und 1988 schließlich mit dem Oscar für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde.
Ruzowitzky blieb in seiner kurzen Dankesrede recht gefasst: "Ich hatte die tollste Besetzung, die beste Crew und die beste aller Familien zu Hause, daher war es einfach für mich", so der Regisseur, der auch an Persönlichkeiten wie eben Wilder, Fred Zinnemann und Otto Preminger erinnerte, die von den Nazis aus Österreich vertrieben wurden. Daher mache es Sinn, dass mit "Die Fälscher" nun ein in einem Konzentrationslager spielender Film den ersten Auslandsoscar für Österreich geholt habe. Der Film setzte sich gegen Konkurrenz aus Polen, Kasachstan, Israel und Russland durch.
Die auf den Erinnerungen eines Holocaust-Überlebenden basierende deutsch-österreichische Koproduktion, die das Drama einer Geldfälscher-Werkstatt erzählt, die die Nazis im Konzentrationslager Sachsenhausen mit Hilfe der Häftlinge eingerichtet hatten, überzeugt mit einem spannenden Thema und einem formidablen Cast rund um Karl Markovics, Devid Striesow und August Diehl. "Die Fälscher" war vor einem Jahr im Wettbewerb der Berlinale gelaufen und wurde anschließend in mehr als 60 Länder verkauft.
Bereits in den frühen Morgenstunden stellten sich Bundeskanzler Alfred Gusenbauer und Kulturministerin Claudia Schmied mit Gratulationen an den österreichischen Oscar-Preisträger ein. Beide versprachen, sich für die Verbesserung der Förderbedingungen einzusetzen. "Stolz alleine genügt natürlich nicht", betonte Schmied. Viennale-Leiter Hans Hurch hatte zuvor im gut besuchten Wiener Gartenbaukino angesichts der häufig beklagten Unterdotierung der österreichischen Filmbranche gemeint: "Wer dieses Zeichen nicht versteht, wird nichts verstanden haben."
"No Country for Old Men" als Oscar-Gewinner
Mit vier Oscars zum Sieger der 80. Oscar-Gala wurde "No Country for Old Men". Nach dem Drehbuch- und dem Regiepreis nahmen die Coen-Brüder auch den Award für den Besten Film des vergangenen Jahres entgegen. Mit dem Nebendarsteller-Oscar für Javier Bardem wurden es vier Auszeichnungen aus acht Nominierungen für den Thriller. Hauptkonkurrent "There Will Be Blood" musste sich mit zwei Auszeichnungen zufriedengeben. Daniel Day-Lewis ist mit dem Oscar als Bester Darsteller geehrt worden, zudem wurde der Film für die Beste Kamera ausgezeichnet.
Mehr Oscars konnte überraschend der dreifach nominierte und ebenso oft ausgezeichnete Spionage-Thriller "The Bourne Ultimatum" einfahren. Nicht nur die Oscars für den Besten Ton und für den Besten Ton-Schnitt, sondern auch den Academy Award für den Besten Schnitt konnte der Film mit Matt Damon einheimsen. Der siebenfach nominierte Anwalts-Thriller "Michael Clayton" erreichte lediglich den Oscar für die Beste Nebendarstellerin und zählt somit mit Sicherheit zu den Verlierern der ausgeglichenen Oscar-Nacht.
Day-Lewis ist Bester Hauptdarsteller
Für seine Rolle als der fanatische Ölmagnat Daniel Plainview in Paul Thomas Andersons dreistündigem Epos "There Will Be Blood" heimste Daniel Day-Lewis bereits zahllose Auszeichnungen ein, darunter alle bedeutenden Schauspieler-Preise, vom Screen Actors Guild Award bis zum Golden Globe. Bei den Oscars setzte sich der 50-jährige Brite gegen Johnny Depp ("Sweeney Todd"), Tommy Lee Jones ("Im Tal von Elah"), George Clooney ("Michael Clayton") und Viggo Mortensen ("Tödliche Versprechen") durch. Es ist bereits der zweite Oscar für den eher introvertierten und stillen Schauspieler, der 1989 für "My Left Foot" ausgezeichnet wurde.
Französin Cotillard Beste Hauptdarstellerin
Die größte Überraschung gab es bei der Wahl zur Besten Hauptdarstellerin. Die Französin Marion Cotillard setzte sich für ihre Rolle der Edith Piaf in "La Vie en Rose" gegen Cate Blanchett ("Elizabeth - Das goldene Königreich"), die als Favoritin gehandelte Julie Christie ("An ihrer Seite"), Ellen Page ("Juno") sowie Laura Linney ("The Savages") durch. Cotillard gewann als erste Französin seit Simone Signoret 1960 den Oscar als Beste Hauptdarstellerin. Zu Tränen gerührt nahm sie den Oscar entgegen. Überhaupt schnitt Frankreich bei den diesjährigen Oscars überdurchschnittlich ab.
Die 32-jährige Pariserin Cotillard hat seit ihrem Debüt mit "Die Geschichte des Jungen, der geküsst werden wollte" in 43 Filmen mitgewirkt und wurde bereits bei den Golden Globes als Beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet, allerdings in der Kategorie Musikfilm/Komödie. Cotillard wurde mit der Actionkomödie "Taxi" bekannt, bevor sie sich Rollen zuwendete, die eher ihren schauspielerischen Ambitionen entsprachen, etwa in Filmen wie Tim Burtons "Big Fish" oder eben "La Vie en Rose", der Biografie des Chanson-Stars Edith Piaf. Bereits bei den britischen BAFTA-Preisen stach Cotillard Julie Christie aus.
Die besten Nebendarsteller
Javier Bardem holte den ersten Oscar des Abends für "No Country for Old Men", der zweite folgte für das Beste adaptierte Drehbuch, für das die Regie-Brüder Joel und Ethan Coen verantwortlich zeichneten, die zudem als beste Regisseure ausgezeichnet wurden. Auch wurde der Film zum "Besten Film 2007" gekürt. Bardem setzte sich gegen Casey Affleck ("The Assassination of Jesse James by the Coward Robert Ford"), Philip Seymour Hoffman ("Der Krieg des Charlie Wilson"), Hal Holbrook ("Into the Wild") und Tom Wilkinson ("Michael Clayton") durch.
Während Bardem bereits als Favorit gehandelt wurde, wurde die 47-jährige Britin Tilda Swinton überraschend für ihre Rolle der Karrierefrau und Rechtsexpertin Karen Crowder in "Michael Clayton" den Oscar als Beste Nebendarstellerin ausgezeichnet. Swinton ("Die Chroniken von Narnia") konnte bereits ihre erste Oscar-Nominierung in einen Preis verwandeln. Sie setzte sich gegen die Favoritin Cate Blanchett ("I'm Not There") sowie gegen Ruby Dee ("American Gangster"), Saoirse Ronan ("Abbitte") und Amy Ryan ("Gone Baby Gone") durch und sorgte so für den einzigen Preis für den siebenfach nominierten Anwaltsthriller.
Oscar für "Ratatouille"
Wie allgemein erwartet wurde Remy, die meisterhaft kochende Ratte, in der Trickfilmkategorie ausgezeichnet. "Ratatouille" erhielt den Oscar als bester Animationsfilm des Jahres, Regisseur Brad Bird nahm die Auszeichnung entgegen. Der teilweise in Wien spielende Film "Persepolis" von Marjane Satrapi und Vincent Paronnaud wurde ebenso geschlagen wie der Streifen "Surf's Up".
Der erste Academy Award des Abends war in der Kategorie Beste Kostüme an Alexandra Byrne für "Elizabeth - Das Goldene Königreich" gegangen. Den Academy Award für die Beste Maske erhielt die dreifach nominierte Edith-Piaf-Biografie "La vie en rose". Der Oscar für die besten Spezialeffekte ging an "Der goldene Kompass", der Ausstattungsoscar an den Musicalfilm "Sweeney Todd".
Bester Kurz-Spielfilm ist "Le Mozart des Pickpockets", ein weiterer Oscar für Frankreich, "Peter und der Wolf" konnte den Academy Award für den Besten animierten Kurzfilm einheimsen. Der Oscar für die Beste Filmmusik ging an "Falling Slowly".
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