Ach, übrigens...

„Mama, Papa, ich“

In der neuesten Ausgabe seiner Kolumne „Ach, übrigens...“ beschäftigt sich „Krone Vorarlberg“-Autor Harald Petermichl mit einem gebürtigen Dornbirner Paul Wanner. Ein 18-Jähriger, der eine erstaunliche und beeindruckende Ausnahme darstellt.

Sofern man ein Liebhaber der Egerländer Blasmusik ist, hat man von der Gemeinde Amtzell im Landkreis Ravensburg schon mal gehört, weil dort ein darauf spezialisierter Musikverlag seinen Sitz hat. Aber nicht nur im großen Kreis der Ernst Mosch-Epigonen, sondern auch in der Fußball-Fachwelt findet die aus 124 Weilern und Einzelgehöften bestehende oberschwäbische Gemeinde mehr und mehr Erwähnung, ist doch das in Dornbirn geborene Supertalent Paul Wanner dort aufgewachsen und hat bis zur E-Jugend die Fußballschuhe für den dortigen SV geschnürt.

Mittlerweile ist der Hochbegabte Teil des Bayern München-Kaders und nach einer Saison in Elversberg derzeit an den FC Heidenheim ausgeliehen, um im höchstgelegenen Stadion des deutschen Profifußballs seine Künste zu zeigen. Der jüngste Bundesligaspieler in der Geschichte des FC Bayern scheint kickgenetisch einigermaßen vorbelastet zu sein, denn Vater Klaus war zu seiner aktiven Zeit eine feste Größe im Mittelfeld der Lustenauer Austria, später dann beim FC Hard in dessen glorreicher Ära. Und Jannik Wanner, sein in Port-au-Prince geborener Cousin, hat in der Vorsaison noch für SW Bregenz gekickt, bevor es ihn zum Ligakonkurrenten nach Amstetten gezogen hat. Aber zurück zu Paul: Da er eine österreichische Mutter hat, besitzt er sowohl die deutsche, als auch die österreichische Staatsbürgerschaft, was ihn, da eine künftige Nationalteamkarriere fast unausweichlich erscheint, sowohl für den DFB, als auch für den ÖFB interessant macht. Dazu Paul Wanner gewitzt: „Es ist ja nicht mein Ziel, nicht Nationalspieler zu sein.“

Der offensive Mittelfeldakteur wird sich also in absehbarer Zeit zwischen einem schwäbischen und einem oberbayerischen Übungsleiter zu entscheiden haben. Denn der Backnanger Ralf Rangnick und sein Landsberger Pendant Julian Nagelsmann haben beide ein Auge auf den jungen Paul geworfen und auch schon mit ihm gearbeitet. Gar nicht mal so einfach diese Entscheidung, denn die beiden Verbände liegen in der FIFA-Rangliste mit den Plätzen 13 und 22 nicht allzu weit auseinander. Erfreulicherweise hat „Paulinho“, wie er vom Teamkollegen Leo Scienza genannt wird, angekündigt, sich dafür die nötige Zeit zu nehmen und auch gleich ein klares Statement gesetzt. Denn auf die Frage, wer die Entscheidung am Ende treffen werde, hat er mit sehr großer Klarheit geantwortet: „Papa, Mama, ich“.

Dass es so etwas angesichts des aktuellen Beraterwahnsinns mit seiner Goldgräbermentalität noch gibt, ist gleichermaßen erstaunlich und beeindruckend.

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