Betrug mit Handwerker-Notdiensten ist in Österreich leider weit verbreitet. Im Wiener Landesgericht sitzt nun ein mutmaßlicher Drahtzieher auf der Anklagebank. Der 28-jährige Deutsche war Geschäftsführer eines Scheinunternehmens, das Kunden nicht nur abzockte, sondern auch erhebliche Sachschäden bei „Reparaturen“ anrichtete.
Es ist spät am Abend und plötzlich beginnt die Toilettenspülung unaufhörlich zu rinnen oder am Sonntag fällt die Haustür hinter einem ins Schloss und der Schlüssel liegt aber noch im Vorzimmer – genau solche Notlagen soll ein 28-Jähriger und seine Bande von falschen Handwerkern gnadenlos für ihre Betrügereien ausgenutzt haben.
Amateure als Notdienst geschickt
Verzweifelte Kunden stießen bei der Google-Suche auf den vermeintlichen Alleskönner-Notdienst, kurze Zeit später stand jemand vor ihrer Tür. „In Wahrheit waren das Leute, die das überhaupt nicht konnten“, erklärt die Staatsanwältin im Wiener Landesgericht. „Es wurde ohne Rücksicht gearbeitet, um die Kunden abzuzocken.“
„Schlag möglichst viel raus“
Denn die Amateure hätten dabei mehr kaputt gemacht, als sie richteten. Beispielsweise wurden Türen aufgefräst, wo es nicht notwendig gewesen wäre. Teilweise wurden auch Dinge repariert, die nicht einmal kaputt waren. Und dafür verrechneten die Handwerker auch noch Unsummen. „Nach dem Motto: ‘Schlag möglichst viel raus‘.“ Über 300.000 Euro Schaden sollen dadurch entstanden sein.
Und an der Spitze dieser Scheinfirma LL Hausmeister GmbH soll der nun angeklagte 28-Jährige als Geschäftsführer gestanden sein. Er stellte Werkzeug und Autos zur Verfügung, warb Handwerker an und koordinierte sie. Ein weiterer Fokus des Deutschen: die Google-Werbung. Bis zu 40.000 Euro investierte er in Anzeigen. „Da kann man sich vorstellen, was da an Geld geflossen ist“, merkt die Staatsanwältin an.
Angeklagter sei lediglich Marionette
Der große böse Boss sei der 28-Jährige aber auf keinen Fall, ist sein Verteidiger Sascha Flatz überzeugt: „Er ist als Strohmann benutzt worden. Die Hintermänner sitzen in Marokko und so weiter – nicht in Europa.“ Sein Mandant hätte Schulden „bei einem Araber-Clan“ gehabt und die hätte er abarbeiten müssen. Der junge Deutsche bekennt sich also schuldig, auf Anweisung die Betrügereien durchgeführt zu haben.
Die Ladung zahlreicher Zeugen wird vertagt.
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