Ohne öffentliche Ausschreibung hat die Gemeinde Schildorn einen voll erschlossenen Baugrund im Ortszentrum an einen ÖVP-Gemeinderat um 94.800 Euro verkauft. Dieser kündigte den Bau von leistbarem Wohnraum an. Ein halbes Jahr später verkaufte er aber das Areal um 237.000 Euro an die WSG weiter.
„Unmoralisch“ ist für den Rieder FPÖ-Bezirksgeschäftsführer Erhard Weinzinger der Grundstücksdeal in Schildorn. Laut einem Bericht der Wiener Zeitung beschloss die Gemeinde mit ÖVP-Bürgermeister Wolfgang Moser an der Spitze im April 2022 einstimmig den Verkauf eines gemeindeeigenen Grundstücks im Ortszentrum. Käufer: ÖVP-Fraktionschef Gerald Schauer-Weiß. Kaufpreis: 94.800 Euro für einen 1580 Quadratmeter großen, als Bauland gewidmeten Grund, der an das Kanal-, Wasser- und Stromnetz angeschlossen ist.
Häuser hätten heuer errichtet werden sollen
Schauer-Weiß gab an, auf dem neu erworbenen Grundstück und zwei angrenzenden Flächen, die er im März 2022 von Privatpersonen gekauft hatte – um ebenfalls 60 Euro pro Quadratmeter –, zehn Reihenhäuser errichten zu wollen. Es war von leistbarem Wohnraum die Rede. Bis Ende 2024 hätten die Häuser fertig sein sollen.
150 statt 60 Euro für Quadratmeter
Davon ist derzeit aber nichts zu sehen. Wie sich herausgestellt hat, wurde die Wiese weiterverkauft. Preis: 237.000 Euro, also 150 Euro pro Quadratmeter. Zugeschlagen hat die Gemeinnützige Wohn- und Siedlergemeinschaft (WSG). Sie zahlte Schauer-Weiß insgesamt für alle drei Flächen 428.850 Euro für insgesamt 2859 Quadratmeter.
Politiker will nichts von Bereicherung wissen
Laut dem Zeitungsbericht sieht sich Gerald Schauer-Weiß weder als Zwischenhändler noch habe er sich bereichert. Er wollte gemeinsam mit der Firma MKAW Immobilien eine eigene Firma gründen, um das Projekt zu entwickeln. Er habe Gutachten erstellen lassen, gemeinsam mit der Gemeinde ein Konzept entwickelt und Pläne zeichnen lassen. Das alles sei viel Arbeit gewesen und kostete Geld. Schließlich habe er den Grund aber an die WSG verkauft, weil sie sein Konzept übernehmen wollte. Die WSG habe also nicht nur für die Wiese bezahlt, sondern auch für Idee, die Pläne und die Vorarbeiten, erklärt er seinen Gewinn. „Viel ist mir nicht geblieben“, sagt er.
Pläne geringfügig adaptiert
Die WSG bestätigt, die Pläne nur „geringfügig adaptiert“ zu haben. Ihr sei das Grundstück von einem Makler angeboten worden, heißt es in einem Statement gegenüber der WZ. „Über die Vorgänge vor unserem Kauf hatten wir keine Information.“ Dass das Grundstück wenige Monate vorher um weniger als die Hälfte über den Tisch ging, habe die WSG also nicht gewusst.
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