Im Schattenreich Laura

Benko zieht weiter Fäden: „Bist du geisteskrank?“

Vertrauliche Unterlagen zeigen, wie Österreichs bekanntester Bankrotteur in seiner Laura Privatstiftung nach wie vor mit Millionen jongliert.

Er hat mit seiner Signa-Gruppe die größten Pleiten der österreichischen Nachkriegsgeschichte hingelegt. Er meldete im März seinen persönlichen Konkurs als Unternehmer an. Er gibt sich seither als mittelloser Bankrotteur. Zum Leben, so heißt es, bleibe René Benko nicht mehr als das, was ihm sein Masseverwalter von seinem aktuellen 3700-Euro-Einkommen als Taschengeld zur Verfügung stelle.

Tatsächlich betätigt sich der Immobilienspekulant nach wie vor als einflussreicher Strippenzieher im Hintergrund. Als Jongleur ohne Genierer. Als Kopf eines von ihm errichteten Schattenreiches, in das Benkos Masseverwalter und Gläubiger nach dem Crash der Signa und ihres Gründers eindringen wollen.

Konkret geht es um die Laura Privatstiftung und deren Tochtergesellschaften, die über beträchtliches Immobilienvermögen in Österreich und Deutschland verfügen. Benko zählt in der Laura nicht mehr zum Kreis der Begünstigten und versucht, nach außen tunlichst den Eindruck zu erwecken, er hätte mit den Geschäften offiziell nichts zu tun. Als Hauptprofiteurin der Laura Privatstiftung ist amtlich Benkos 74-jährige Mutter Ingeborg, eine pensionierte Kindergärtnerin, eingetragen.

Strippenzieher René Benko (Bild: Krone KREATIV)
Strippenzieher René Benko

„Was soll der Schwachsinn?“
Vertrauliche Unterlagen, die der „Krone“ und „News“ vorliegen, belegen allerdings, mit welcher Dreistigkeit Österreichs bekanntester Bankrotteur offenbar weiter macht, als hätte es keine Milliardenpleiten gegeben. Das zeigt sich etwa in einem Mailverkehr aus dem März 2024, in dem der auf dem Papier mittel- und funktionslose Tiroler direkt einen der Geschäftsführer in der Laura-Gruppe attackiert. 

„Betreff: Stiftungsimmobilien“.

René Benko schreibt von seinem Laura-E-Mail-Account an den Top-Manager der Stiftung: „Bist du geisteskrank? Wir hatten heute ein spontanes Telefonat, ob der Käufer für M25 und Adamgasse bereits bekannt ist und nicht eine Silbe mehr. Wir haben keine Silbe über weitere Häuser geschweige denn alle Häuser gesprochen und auch nicht über kurzfristigen Liquiditätsbedarf.“

In Rage: Benko beflegelt den Geschäftsführer einer Stiftungs-Tochter. (Bild: Krone KREATIV/zVg)
In Rage: Benko beflegelt den Geschäftsführer einer Stiftungs-Tochter.

Offenbar wurden Laura-Liegenschaften von diesem Geschäftsführer breiter auf dem Markt angeboten als es Benko lieb ist. Der Immobilienspekulant tobt. Die Mail, in der er sich nach dem geistigen Gesundheitszustand des Geschäftsführers der Laura-Tochter erkundigt, ergeht in Kopie auch an Signa-Holding-Geschäftsführer Marcus „Unterschriften-August“ Mühlberger, der Benko seit Jahren dabei behilflich ist, das Immobilienvermögen der Laura Privatstiftung zu verwalten.

Noch mehr Aufschluss über Benkos bestimmende Rolle in der Stiftung ergibt sich aus einem Mailverkehr vom April 2024:

„Betreff: Stiftungsimmobilien Innsbruck“.

Wieder empört sich Benko über eine Mail des Geschäftsführers, der einem Innsbrucker Makler mitgeteilt hat, dass die bisherigen Gespräche „leider auf Eis“ gelegt werden müssten.

Benko, der in der Laura Stiftung und deren Gesellschaften offiziell eigentlich gar keinen Einfluss auf die Geschäftsführung haben sollte, explodiert regelrecht und klopft wie wild in die Tasten, Tippfehler inklusive:

„Was soll der Schwachsinn? Es gab eine klare Vorgabe und Freigabe vom Stiftungsvorstand.“ Der Geschäftsführer hätte, so schreibt Benko, „einem (!) München Makler mit zwei (!) Deutschen potentiellen Investoren die Häuser Museumsstraße 25 und Adamgasse“ unter Verwendung einer Vertraulichkeitserklärung anbieten dürfen – „und nicht mehr.“

Stattdessen sei „KEIN (!) Münchner Makler“ involviert worden, sondern einer aus Innsbruck, weshalb Benko tobt: „… Die Objekte wurden unautorisiert angeboten“, meint er. Der Innsbrucker Makler habe eine Vertraulichkeitsvereinbarung unterzeichnet und „klar gegen diese verstoßen“. Und der Geschäftsführer der Laura-Tochtergesellschaft habe „sämtliche Vorgaben missachtet!!!“

„Schluss mit Lustig“
Benko schreibt sich weiter in Rage: „Es ist jetzt Schluss mit Lustig.“ Der Geschäftsführer habe, so schreibt ihm Benko, „noch heute, wie vom Vorstand der Stiftung gewünscht, einen lückenlosen schriftlichen Bericht“ zu liefern. Wieder setzt der heimliche Strippenzieher in der Laura drei Ausrufezeichen daran. Abschließend vermerkt Benko: „Ich habe dem Stiftungsvorstand über diese Missstände zu berichten und werden (sic!) keine ,SPIELCHEN‘ oder ,LÜGENMÄRCHEN‘ dulden.“

Das Schreiben ergeht in Kopie an den Südtiroler Wirtschaftsprüfer Heinz Peter Hager, der als Benkos letzter Statthalter gilt und in der Laura Privatstiftung als Vorstandsvorsitzender fungiert. 

Wer hat wirklich das Sagen?
Missstände. Spielchen. Lügenmärchen. Benkos Mails bergen Brisanz, da sich aus Sicht der Gläubiger, die vom 47-jährigen Tiroler Pleitier Milliarden fordern, die Frage stellt, wer bei Laura wirklich das Sagen hat.

Ist Benko auch bei der Laura Privatstiftung der faktische Machthaber, wie das – nach Ansicht der Ermittler – bereits bei der Signa der Fall war? Und welche Rolle spielen die beiden Signa-Manager Mühlberger und Pirolt (Finanzchef bis Sommer 2024) im Laura-Schattenreich der Benkos?

Manuel Pirolt, der bis Ende Juni auch im Vorstand der Laura Stiftung werkte, dürfte jedenfalls ein besonders treuer Diener seines Herrn und Meisters gewesen sein. Er versandte Ende April 2024 eine Mail mit klaren Anweisungen an Dritte, die ihm doch tatsächlich ein Mann vorformuliert hat, der seit Monaten offiziell als mittel- und funktionslos gilt: René Benko.

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