Sandy P. Peng:

„Es gibt keinen Weg, ein Tier liebevoll zu töten“

Die Tierschützerin Sandy P. Peng spricht im „Krone“-Interview über den Veganuary-Trend und die aktuellen Herausforderungen im Tierschutz und den Veganismus.

„Krone“: Was hat dich dazu motiviert, dich so aktiv für das Thema Tierschutz zu engagieren?
Sandy Peng: Auslöser war die grausame Jagd auf Babyrobben. Die Tatsache, dass wenige Wochen alte Tiere wegen ihres weißen Fells gejagt und vor den Augen ihrer Mütter getötet werden, hat mich entsetzt, und ich begann mich mit der Pelzindustrie auseinanderzusetzen. Das war der Beginn zahlreicher Kampagnen, Proteste und Aktionen. Es folgten weitere Tierschutzthemen, von der Massentierhaltung bis hin zur Tiernutzung in der Unterhaltungsindustrie.

Welche aktuellen Herausforderungen siehst du in Sachen Tierschutz in Österreich?
Eine der größten Herausforderungen sehe ich in der Schweinehaltung, insbesondere bei der Haltung auf Betonvollspaltenböden ohne Stroheinstreu. Rund 70 Prozent aller Schweine hierzulande – das entspricht etwa zwei Millionen Tieren – müssen unter diesen qualvollen Bedingungen leben. Dank der intensiven Kampagnenarbeit des Verein gegen Tierfabriken (VGT) hat dieses Thema inzwischen breite Aufmerksamkeit erlangt. Die Forderung nach einem Vollspaltenbodenverbot wird immer lauter.

Zur Person

Die Vorarlbergerin Sandy Peng war früher als Tattoo- und Alternativ-Model aktiv und ist bekannt für ihre Arbeit mit dem Verein gegen Tierfabriken (VGT). Peng setzt sich insbesondere für die Abschaffung grausamer Praktiken in der Tierhaltung ein und engagiert sich für eine vegane Lebensweise. Sie nutzt ihre Präsenz in den sozialen Medien, um auf Missstände in der Tierhaltung aufmerksam zu machen und Menschen für den Tierschutz zu sensibilisieren. Im Jahr 2024 wurde Sandy Peng für ihr Engagement ausgezeichnet. Mehr Infos auf: www.sandyppeng.com

Was würdest du dir vonseiten der Politik in Bezug auf die Tierschutzgesetzgebung wünschen?
Ich wünsche mir, dass die Politik das Tierwohl endlich über wirtschaftliche Interessen stellt. Schweinehaltung auf Vollspaltenböden sollte verboten werden, ebenso wie lange Tiertransporte oder Käfighaltung. Es fehlt nicht an Wissen oder Alternativen, sondern am politischen Willen, diese umzusetzen.

Was bedeutet die Aktion „Veganuary“ für den Tierschutz?
Der Veganuary spielt meiner Meinung nach eine wichtige Rolle, um den Tierschutz voranzutreiben, da die Aktion Menschen dazu motiviert, sich einen Monat lang pflanzlich zu ernähren. Dadurch wird nicht nur der Konsum von Tierprodukten reduziert, sondern auch die Aufmerksamkeit auf die fürchterlichen Haltungsbedingungen von sogenannten Nutztieren gelenkt. Was langfristig positive Auswirkungen auf die Tierhaltung und den Tierschutz hat.

Welche Tipps hast du für Personen, die eine vegane Ernährung gerne ausprobieren möchten, aber nicht wissen, wo sie anfangen sollen?
Allen, die sich mit dem Einstieg schwertun, rate ich: schrittweise starten. Beginne zum Beispiel mit einfachen, pflanzlichen Alternativen wie Hafermilch im Kaffee oder einem veganen Brotaufstrich oder einer fixen veganen Mahlzeit am Tag. Im Internet finden sich zudem zahlreiche kostenlose vegane Rezeptplattformen. Auch entsprechende Gruppen in den sozialen Medien liefern spannende Tipps – und Motivation. Die meisten Supermärkte führen mittlerweile eine große Auswahl an pflanzlichen Alternativen, die den Umstieg ebenfalls erleichtern.

Sandy Peng sieht nicht ein, warum Tiere für das Wohl der Menschen leiden sollten. Vor allem dann, wenn es Alternativen gibt. (Bild: Sandy P. Peng)
Sandy Peng sieht nicht ein, warum Tiere für das Wohl der Menschen leiden sollten. Vor allem dann, wenn es Alternativen gibt.

Was sagst du Menschen, die glauben, dass Veganismus kompliziert und teuer oder ungesund sei?
Diese Vorurteile beruhen oft auf Missverständnissen. Eine ausgewogene vegane Ernährung ist nicht komplizierter als jede andere Ernährungsweise. Sie erfordert lediglich ein Grundverständnis von Nährstoffen wie Eiweiß, Eisen, Vitamin B12 oder Omega-3-Fettsäuren – aber das gilt eigentlich für jede Form der Ernährung. Grundnahrungsmittel wie Hülsenfrüchte, Reis, Kartoffeln, Gemüse und Obst sind oft günstiger als tierische Erzeugnisse. Teurere vegane Ersatzprodukte sind zwar praktisch, aber nicht notwendig. Tatsächlich sind tierische Produkte oft zu billig, wenn man den ökologischen und ethischen Schaden einbezieht, die damit einhergehen.

Wie können Verbraucher deiner Ansicht nach am besten dazu beitragen, das Leid von Nutztieren zu verringern?
Es gibt keinen liebevollen oder ethischen Weg, ein Tier zu töten. Das effektivste Mittel, um sehr viel Tierleid zu verringern, ist der Verzicht auf Tierprodukte. Jede pflanzliche Mahlzeit ist ein Statement gegen Tierleid. Verbraucher haben die Macht, durch ihre Konsumentscheidungen ein Zeichen für mehr Mitgefühl und Nachhaltigkeit zu setzen.

Daten & Fakten

Veganuary ist ein Kofferwort aus dem englischen „january“ und vegan. Die Kampagne fordert Verbraucher jedes Jahr dazu auf, im Januar 31 Tage lang vegan zu leben. Die Initiative wurde 2014 von Jane Land und Matthew Glover in Großbritannien ins Leben gerufen. Ziel ist die Reduzierung von Tierleid, die Minimierung von Umweltschäden sowie die Förderung eines gesünderen Lebensstils. Seit dem Beginn der Challenge hat sich die Zahl der Teilnehmenden jedes Jahr mehr als verdoppelt. Nach Angaben auf der Website vegan.at haben 2024 mehr als 25 Millionen Menschen weltweit im Rahmen des Veganuary eine vegane Ernährung ausprobiert.

Gibt es Momente, in denen du das Gefühl hattest, dass dein Engagement einen großen Unterschied gemacht hat?
Ein großer Teil meines Engagements ist Öffentlichkeitsarbeit und Aktionismus. Über die Jahre habe ich dadurch zahlreiche Personen zum Umdenken oder aktiven Mitmachen bewegen können. Während meiner Zeit als Tierschützerin habe ich mit verschiedenen Initiativen und Menschen zusammengearbeitet – regional, aber auch international. Jeder Erfolg basiert auf Teamwork. Dazu gehören Schließungen von Pelzfarmen und Skandalbetrieben, die Rettung von Tieren, Geschäfte, die den Verkauf von Tierfellen eingestellt haben, sowie wichtige Gesetzesänderungen zugunsten der Tiere. Das Aufzeigen von systematischem Leid in der Tierindustrie hat durchaus auch auf politischer Ebene viel bewirkt. Auf meinen öffentlichen Kanälen teile ich auch persönliche Erfahrungen, Emotionen und Begegnungen, um zu zeigen, dass Tierschutzarbeit nicht nur notwendig, sondern auch erfüllend und voller Hoffnung ist.

Porträt von Vorarlberg-Krone
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