Debakel für ÖSV-Herren

Odermatt lässt Wengen beben, Sorgen um Kriechmayr

Marco Odermatt hat in der legendären Lauberhorn-Abfahrt in Wengen eindrucksvoll seine Dominanz unter Beweis gestellt. Der 27-Jährige zeigte auch seinem Landsmann und Überflieger Franjo von Allmen die Grenzen auf (+0,37). Der Slowenen Miha Hrobat überraschte auf dem dritten Platz (+0,57). Düster war der Tag für die ÖSV-Herren. Vincent Kriechmayr stürzte schwer und verletzte sich wohl am Knie. Der Rest des Teams war ohnehin weit abgeschlagen. 

Marco Odermatt hat zurückgeschlagen und einen knallharten Zweikampf mit Franjo von Allmen um den Sieg beim Abfahrtsklassiker in Wengen gewonnen. Es wäre bereits der vierte Schweizer Doppelsieg in der vierten Abfahrt der Saison, der Slowene Miha Hrobat war nach Startnummer 30 Dritter. Überschattet wurde das Schweizer Volksfest am Samstag durch einen Sturz von ÖSV-Ass Vincent Kriechmayr, der sich im Ziel-S am rechten Knie verletzt haben dürfte. Eine Diagnose stand noch aus.

Kriechmayr drückte es in der scharfen Rechtskurve vor dem Ziel nach hinten, er verlor daraufhin die Kontrolle und konnte sich nicht auf den Beinen halten. Der Oberösterreicher schlug heftig in das Sicherheitsnetz ein, konnte aber bald selbstständig aufstehen. Er rutschte dann sichtlich mitgenommen und mit Schürfwunden auf einem Bein ins Ziel, wo er gestützt werden musste und laut Cheftrainer Marko Pfeifer über Schmerzen im rechten Knie klagte. „Es war natürlich schon ein kräftiger Sturz. Er ist da harte Kampflinie gegangen“, sagte Pfeifer. „Ich hoffe auf das Beste.“

Vincent Kriechmayr (Bild: Screenshot orf.at)
Vincent Kriechmayr

Kriechmayr, der von argen Verletzungen bisher verschont geblieben war, wurde anschließend per Helikopter nach Innsbruck geflogen. Eine genaue Diagnose sollte es am Abend geben. Das Rennen war nach Kriechmayrs Abflug etwa 15 Minuten unterbrochen. Wenig später verletzte sich auch der Franzose Blaise Giezendanner bei einem Sturz und sorgte für die nächste Pause.

Odermatt nicht zu stoppen
Odermatt stand zu diesem Zeitpunkt schon vor seinem 43. Weltcup-Sieg und dem dritten in Wengen in der Königsdisziplin Abfahrt. Nach seinem enttäuschenden siebenten Platz im Super-G fuhr der 27-Jährige mit dem Messer zwischen den Zähnen. Von Allmen, der Super-G-Sieger vom Freitag, war direkt vor ihm hinuntergefahren und hatte Hrobat zwei Zehntelsekunden abgenommen. Odermatt schaffte es mit einem famosen Lauf, noch einmal 0,37 Sekunden schneller zu sein.

„15 Sekunden vor meinem Start habe ich sehr, sehr viele Schweizer jubeln gehört, direkt neben dem Starthaus“, sagte Odermatt, der mit 2:22,58 Minuten auch einen neuen Streckenrekord aufstellte, im ORF-Fernsehen. „Das gab mir irgendwie einen Boost und zeigte, es ist noch alles möglich.“ Nach seiner Fahrt rief er im Zielstadion: „This is my house!“ (Das ist mein Haus). Für die Schweizer Männer wäre es der neunte Sieg in diesem Weltcup-Winter und das insgesamt fünfte Mal, dass zwei Eidgenossen ganz vorne zu finden sind.

Franjo von Allmen (Bild: AP ( via APA) Austria Presse Agentur/ASSOCIATED PRESS)
Franjo von Allmen

Von Allmen erklärte, er habe versucht, die Erlebnisse vom Vortag in positive Energie umzuwandeln. „Das hat ganz gut funktioniert“, sagte der 23-Jährige. „Gestern war ein langer Tag tatsächlich, mit vielen Emotionen zu verarbeiten und dem einen oder anderen Termin mehr.“ Für die Schweizer Männer war es der schon neunte Sieg in diesem Weltcup-Winter und das insgesamt fünfte Mal, dass zwei Eidgenossen ganz vorne zu finden waren.

Heftiger Wind vor dem Start
Die übrigen Österreicher hatten nichts mitzureden und verursachten Ernüchterung beim Blick auf die Ergebnisliste. Bester war auf Platz 17 Otmar Striedinger (+2,39), der Kärntner fuhr als einziger ÖSV-Athlet unter die besten 20. Sonst gab es auch für Stefan Babinsky (21./+2,76), Daniel Hemetsberger (28./+2,93) und Stefan Rieser (30./+2,95) Weltcup-Punkte. Stefan Eichberger verpasste die Top 30 als 32. knapp. Schlechter schnitten die für Rot-weiß-rot startenden Läufer in Wengen nur 2009 ab, als sich Georg Streitberger als ÖSV-Bester mit dem 18. Platz begnügen musste.

Die Abfahrt hatte mit einer 15-minütigen Verspätung begonnen, nachdem am Vormittag heftiger Föhnwind gewütet hatte. Es gab Schneeverwehungen und Infrastruktur auf der Rennstrecke wurde beschädigt. Dazu musste der Betrieb jenes Sessellifts, den die Athleten benutzen, einige Zeit eingestellt werden.

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(Bild: KMM)



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