Das Unfassbare ist bestätigt: Der Messer-Amoklauf von Villach war ein Anschlag mit islamistischem Hintergrund. Die „Krone“ vollzog die wenigen Monate nach, in denen sich der 23-jährige Täter Ahmad G. im Internet, hauptsächlich via TikTok, radikalisiert haben soll.
Ahmad G. ging am Samstag kurz nach 16 Uhr in der pulsierenden Villacher Innenstadt wahllos auf Passanten los – mit einem Springmesser mit zehn Zentimeter langer Klinge.
Diese Waffe, die er sich zuvor um rund 150 Euro gekauft hatte, richtet bei Opfern entsetzliche Wunden an; werden lebenswichtige Organe oder gar Arterien, etwa im vorderen Bauchraum, getroffen, kann selbst schnelle notärztliche Kunst nichts mehr ausrichten.
Drei Opfer in intensivmedizinischer Behandlung
So wie beim erst 14 Jahre alten Schüler Christoph (*Name von der Redaktion geändert), für den jede Hilfe zu spät kam. Weitere drei Opfer werden derzeit intensivmedizinisch behandelt, zwei dürften über den Berg sein. Die Verletzten sind zwei 15-Jährige sowie Personen im Alter von 28, 32 und 36 Jahren; es handelt sich um vier österreichische Staatsbürger und einen türkischen.
In der Wohnung von Ahmad G. fand die Polizei dann auch mehrere Flaggen des Islamischen Staats und Hinweise auf eine „Online-Radikalisierung“. Ähnlich wie „Swift-Attentäter“ Beran A. dürfte er islamistischen Hasspredigern gefolgt sein.
Es ist notwendig, Konsequenzen zu ziehen! Der Staatsschutz braucht die Möglichkeit, anlasslose Massenüberprüfungen durchzuführen.
Gerhard Karner, Innenminister (ÖVP)
Bild: APA/GEORG HOCHMUTH
Karner plädiert für „anlasslose Massenüberprüfungen“
Wie man solchen Entwicklungen in Zukunft entgegenwirken kann? „Durch anlasslose Massenüberprüfungen“, wie Innenminister Gerhard Karner am Sonntag in Villach formulierte. Denn Ahmad G., der Ende 2020 nach Österreich gekommen war, ist bisher nicht aufgefallen, hatte einen aufrechten Asylstatus bis 17. Juli 2028. Keine Vorstrafen, nicht auf der Extremisten-Gefährderliste und auch nicht am Radar internationaler Nachrichtendienste.
Ehemalige Nachbarn wissen aber zu berichten, dass der heute 23-Jährige schon öfter „Schwierigkeiten“ gemacht habe, zwischendurch nach Deutschland gegangen und dort sogar einige Zeit in Haft gewesen sei.
Ich bin aufgewacht und habe realisiert, dass es leider kein Traum war. Wir waren befreundet und haben kurz vor dem Vorfall noch über Textnachrichten ausgemacht, dass wir uns heute treffen.
Charlotte, eine Freundin des getöteten Schülers
Bild: Evelyn Hronek
Die vom Innenminister nun angeregten und durch Gesetzesänderungen erst einzuleitenden Maßnahmen sollen übrigens primär Asylberechtigte mit syrischem und afghanischem Hintergrund betreffen. Bisher dürfe die Fremdenpolizei nur Asylquartiere und nicht Privatunterkünfte kontrollieren. Das soll sich rasch ändern.
Keine Skrupel und keine Reue
Besonders irritierend für die geschockte Bevölkerung und auch die Behörden ist übrigens das Verhalten des Terrorverdächtigen bei der Verhaftung. Laut Kärntens Polizeidirektorin Michaela Kohlweis habe der 23-Jährige offenbar seinen Tod in Kauf genommen; habe sich womöglich erschießen lassen wollen. Und gelacht, als er in die gezückte Dienstwaffe der Polizistin schaute.
In Villach sitzt der Schock jedenfalls tief; in der Stadt, die zu dieser Jahreszeit eigentlich Faschingshochburg ist, wurden sämtliche Veranstaltungen, vor allem die Sitzungen der Gilde, abgesagt, ein Trauermarsch wird folgen. Faschingsflaggen wichen Trauerflor, Menschen legen am Tatort Blumen nieder, können das Geschehene nicht fassen. Wie auch eine Freundin des getöteten 14-Jährigen: „Wir hätten uns heute treffen wollen“, schluchzt sie. Nicht die einzigen Tränen in diesen schweren Stunden.
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