RLB-Chef besorgt

„Macht die EU so weiter, fährt Europa an die Wand“

„Wir stehen auf wirklich guten Beinen. Auch wenn größere Störfeuer kommen sollten, wird die Bank das locker verkraften“, betonte Heinrich Schaller am Freitag, als der Generaldirektor der Raiffeisenlandesbank OÖ die Zahlen für 2024 vorlegte. Klare Worte fand der Manager zu den Zollplänen von Donald Trump, zum dringenden Handlungsbedarf der EU und zu der neuen Bankenabgabe in Österreich.

Einen Jahresüberschuss nach Steuern von 436,7 Millionen Euro, eine Konzernbilanzsumme von 49,3 Milliarden Euro, Kundeneinlagen, die auf 14,6 Milliarden Euro gestiegen sind – diese Zahlen für das vergangene Jahr präsentierte Raiffeisenlandesbank-Oberösterreich-Generaldirektor Heinrich Schaller am Freitagvormittag. Am 30. April endet seine Zeit als Chef des Geldinstituts, am 1. Mai übernimmt dann Nachfolger Reinhard Schwendtbauer. „Ich freue mich auf einige Monate, in denen ich reisen kann, und das tun kann, was ich gerne mache – dann sehen wir weiter“, sagt Schaller zu seinen Zukunftsplänen.

Bei der Bilanzpressekonferenz in der Zentrale der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich wirkte er alles andere als amtsmüde und sprach zu vielen Themen Klartext. Schaller über ...

  • Den vom Zaun gebrochenen Handelskrieg, der durch die Zollpläne von Donald Trump befeuert wird: 

    „Wir haben gerade in den letzten Tagen und Wochen gesehen, dass wir es mit einer Person in Übersee zu tun haben, die absolut unberechenbar ist. Das Schlimmste, was einer Volkswirtschaft passieren kann, ist Unberechenbarkeit. Das ist genau der Grund, warum sämtliche Börsen in den letzten Tagen einen gewaltigen Absturz erlebt haben. Nachdem Trump diese hohen Zölle verkündet hat, hat auch der amerikanische Anleihenmarkt ein Problem bekommen. Viele, die in amerikanische Staatsanleihen investiert haben, haben wenig Vertrauen in das dortige Wirtschaftssystem und versuchen, schnell herauszukommen. Ich würde mich nicht wundern, dass das einer der Gründe ist, warum Trump diese hohen Zölle zumindest zeitweise wieder zurückgenommen hat. Das kann wirklich zur Katastrophe führen. Ob man das berücksichtigt hat, das möchte ich bezweifeln.“

  • Zinspläne der Europäischen Zentralbank: 

    „Ich glaube, dass die Zinssenkungen von der EZB weitergehen werden. Die hohen Zölle könnten aber die Inflation wieder massiv antreiben. Wenn das passiert, werden sich die Notenbanken extrem schwertun, die Zinsen weiter zu senken. Wenn wieder Ruhe in den Zollstreit kommt, dann ist die Chance auf sinkende Zinsen nach wie vor sehr, sehr gut.“

  • Das Comeback der Wohnbaukredite bei Privaten:
    „Die Immobilienkredite sind sowohl von den Neuabschlüssen und beim Kreditvolumen her angestiegen, aber die Basis, von der man da kommt, war sehr gering. Wir sehen immer stärkeres Interesse, die Abschlüsse lassen aber noch zu wünschen übrig. Die Leute können es sich zum Teil noch nicht leisten, oder sie warten darauf, dass die Zinsen weiter sinken.“
  • Die Erhöhung der Bankenabgabe durch die neue Bundesregierung:
    „Wir verstehen diese Maßnahme überhaupt nicht, sie ist nicht verständlich und schadet der Wirtschaft. Das Geld fließt in einen Budgettopf und keiner weiß, was damit passiert.“ 
  • Die steigende Zahl an Insolvenzen:
    „Die Insolvenzwelle rollt und ich fürchte aufgrund der allgemeinen wirtschaftlichen Situation, dass die Zahl der Insolvenzen zunehmen wird. Da sind auch wir Banken wieder gefordert. Wir versuchen, mit unseren Firmenkunden Lösungen zu finden, wie man schwierige Zeiten durchtaucht. Dazu muss man es aber rechtzeitig wissen. Es wird intensiv daran gearbeitet, wie wir den Firmen helfen können, dass sie über die schwierige Zeit drüber kommen. Leider geht es nicht immer.“
  • Die Last der Bürokratie:

    „Es gibt viele Themen – insbesondere auf EU-Ebene, die bereinigt gehören. Speziell im Nachhaltigkeitsbereich gab’s ja die Ankündigung, die Regeln um 25 Prozent zu verschlanken. Jetzt heißt es schon wieder: So schnell werden wir das nicht schaffen. Wenn die EU so weitermacht, fährt Europa wirtschaftlich mit Vollgas an die Wand – da muss es ganz harte Schnitte geben, und zwar in jedem Bereich, was die Regulierung betrifft.“

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