Nach einer rund dreiwöchigen Testphase ist zumindest auf einer Seite Schluss: Das Radweg-Provisorium auf der flussaufwärtigen Seite der Nibelungenbrücke (Seite Neues Rathaus) in Linz wird abgebaut. Seit Tagen gibt es heftige Kritik an der Maßnahme, weil sie für viel Stau sorgte.
Die „Krone“ berichtete schon am Sonntag, dass die Pendler aus dem Mühlviertel Luft holen aus aufatmen können: Der Druck auf die Entscheidungsträger wurde immer größer, weil auch der tägliche Stau länger wurde. Im Hintergrund werkte Landeschef Thomas Stelzer, der mit den verantwortlichen Politikern im Kontakt war und Lösungen eingefordert hatte.
Die gibt es jetzt auch. „Es hat sich als richtige Variante herausgestellt, dieses Projekt als Provisorium anzulegen. Somit kann nun flexibel auf die tatsächlichen Auswirkungen reagiert und ein Rückbau möglichst rasch veranlasst werden. Es hat sich klar gezeigt, dass die Leistungsfähigkeit – insbesondere für den morgendlichen Pendelverkehr – auf der oberen Flussseite der Nibelungenbrücke nicht ausreichend gegeben war. Hätten wir baulich fixierte Maßnahmen gesetzt, wären diese nicht reversibel gewesen. So bleibt die unumstößliche Erkenntnis, dass diese Form einer Radweglösung auf der Nibelungenbrücke nicht zukunftsfähig realisierbar ist“, betont der Landesrat für Infrastruktur, Mag. Günther Steinkellner.
„Da müssen wir reagieren“
„Auf Basis einer Stellungnahme der Linz Linien und nach Rücksprache mit der Polizei ist klar, dass die Einschränkungen für die öffentlichen Verkehrsmittel sowie die Sicherheitsbedenken zu groß sind. Da müssen wir reagieren“, so der Linzer Vizebürgermeister und Mobilitätsreferent Martin Hajart. Die Entscheidung für den Abbruch des Pilotprojekts flussaufwärts erfolgte einvernehmlich.
97 brenzlige Situationen
In einer Stellungnahme der Linz Linien heißt es, dass es seit Projektstart zu 97 dokumentierten brenzligen Situationen zwischen Straßenbahnen und Fahrzeugen auf der Brücke kam. Die gesetzten Maßnahmen würden den Straßenbahnverkehr erschweren, so der städtische Mobilitätsanbieter. Gespräche mit dem Linzer Stadtpolizeikommandanten Klaus Hübner sowie Chefinspektor Heinz Oberauer, dem Leiter des Verkehrsreferats im Stadtpolizeikommando Linz, haben ergeben, dass es im morgendlichen Staugeschehen auf der Brücke zu engen Verhältnissen und demnach zu gefährlichen Situationen kommen kann.
Nie als Dauerlösung geplant
Das Projekt wurde bewusst immer als Provisorium mit entsprechender Evaluierung vereinbart – nicht als fixe Dauerlösung. Es gab dafür auch keine starre Deadline, aber sehr klare Kriterien: etwa Staulängen, Verkehrsverlagerung und Sicherheitsaspekte. Bezüglich des Sicherheitsaspekts und der Flüssigkeit des Verkehrs hat sich nun gezeigt, dass die neue Situation aktuell leider mehr negative als positive Auswirkungen hat.
„Unser Ziel ist und bleibt ein ausgewogener Mobilitätsmix. Gleichzeitig wollen wir sicherstellen, dass der öffentliche Verkehr nicht ins Hintertreffen gerät. Die Entscheidung, das Provisorium flussaufwärts zu beenden, ist ein notwendiger Schritt für Stabilität, Effizienz und Verlässlichkeit im gesamten Mobilitätssystem“, so Landesrat Mag. Günther Steinkellner.
„Wir haben alles versucht und an allen erdenklichen Rädchen gedreht, aber wenn das Projekt im Praxistest in puncto Sicherheit nicht besteht, müssen wir das Pilotprojekt stoppen. Wir werden gemeinsam eine bessere Lösung finden“, so Hajart.
An grundsätzlicher Entscheidung hält Hajart fest
An der grundsätzlichen Entscheidung, das Rad-Pilotprojekt gemeinsam mit dem Land zu starten, hält Hajart auch rückblickend fest. „Mut zur Veränderung, alte Pfade verlassen, neue Wege gehen, Brücken (um)bauen – dies war und ist mein Verständnis von Politik, und das sind auch die Grundpfeiler meiner täglichen Arbeit als Linzer Vizebürgermeister und vor allem als Mobilitätsreferent in der Landeshauptstadt.“ Vor diesem Hintergrund wurde auch das Radprovisorium auf der Nibelungenbrücke gestartet.
Rückbau in den nächsten zwei Wochen
Laut aktuellen Informationen von Seiten der Verwaltung soll der Rückbau des Radweg-Provisoriums flussaufwärts – abhängig vom nötigen Verordnungsverfahren – in rund zwei Wochen abgeschlossen sein. Die Mitarbeiter von Land OÖ und Stadt Linz arbeiten dafür intensiv und gut zusammen.
Trotzdem kühlen Kopf bewahren
„Das Projekt hat sich sehr rasch zu einer heiklen Verkehrsthematik entwickelt. Mein Weg in der Politik ist es, auf die Mehrheiten zu hören – und die lehnen dieses Projekt in der jetzigen Form klar ab. Umso wichtiger ist es jetzt, mit kühlem Kopf und frischem Hirnschmalz darüber nachzudenken, wie wir die Radverkehrssituation auf der Nibelungenbrücke langfristig und nachhaltig verbessern können, ohne dass es zu Einschränkungen für den motorisierten Verkehr kommt“, so Landesrat Günther Steinkellner.
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