Ein 28-Jähriger war wahrlich zur falschen Zeit am falschen Ort. Während er seelenruhig in der Straßenbahn fuhr, randalierte ein junger Wiener in der Nähe des Augarten – und warf einen Pflasterstein durch die Scheibe der Bim, traf das Opfer am Hinterkopf. Der Grund für den Ausraster: Geldschulden. Deswegen beging er auch Raubüberfälle. Jetzt muss der Arbeitslose viereinhalb Jahre ins Gefängnis.
„Normalerweise fahr’ ich gar nicht mit der Straßenbahn“, erklärt der 28-Jährige im Wiener Landesgericht. Außer am 5. Dezember 2024, was für den jungen Mann blutig enden sollte. Er war gerade auf dem Weg zu einer Weihnachtsfeier. „Ich bin mit dem Rücken zur Scheibe gestanden und hatte Kopfhörer auf.“ Plötzlich spürte er einen Schlag auf den Hinterkopf – am Boden der Straßenbahn lag ein handflächengroßer, spitzer Pflasterstein. Das Fenster war gebrochen.
Stein auf fahrende Straßenbahn geworfen
Völlig unbeteiligt wurde der IT-Techniker Opfer des 25-jährigen Angeklagten. „Er hat vor einem Pensionistenwohnhaus beim Augarten randaliert“, so die Staatsanwältin. Dort schlug er Fenster ein, demolierte die Seitenspiegel von mehreren Autos – und warf letztlich einen Pflasterstein auf eine vorbeifahrende Bim. „Ich wollte aber nicht wirklich jemanden verletzen“, beteuert der Arbeitslose vor dem Schöffensenat.
Es wurde auch festgestellt, dass ich Aggressionsprobleme hab‘. Das hab‘ ich an dem Tag zugelassen und bin quasi ausgeflippt.
Angeklagter (25) im Wiener Landl
Und gesteht seinen Ausraster: „Ich hab‘ seit über zehn Jahren einen Psychiater. Es wurde auch festgestellt, dass ich Aggressionsprobleme hab‘. Das hab‘ ich an dem Tag zugelassen und bin quasi ausgeflippt. Mir sind die Sicherungen geplatzt.“ Im Hintergrund stünden auch Geldschulden, die er durch seine Spielsucht angehäuft hatte. Auch bei seiner Miete war er ordentlich im Verzug. „Der Druck wurde immer höher“, gibt der 25-Jährige zu.
Raubüberfälle, um Schulden zu bezahlen
Das hätte auch zu den Hauptanklagepunkten geführt: Drei Raubüberfälle – teilweise mit einem Messer. Im Februar marschierte er in einen Drogeriemarkt, eine Tankstelle und ein weiteres Geschäft. „Gib‘ mir ganz schnell das Geld“, hat er jedes Mal zu den Kassierern gesagt. Einmal täuschte er an, eine Pistole in der Jackentasche zu haben, zweimal ließ er eine Klinge blitzen. „Nur zur Abschreckung wohlgemerkt“, fügte er bei seiner Aussage schnell hinzu. „Ich hab‘ nur noch diesen Ausweg gesehen.“
„Bin ein Dickschädel“
Dafür und für seinen Ausraster beim Augarten fasst der Unbescholtene viereinhalb Jahre im Gefängnis aus – er und auch die Staatsanwältin nehmen das Urteil an. Davor möchte sich der Angeklagte aber noch beim 28-jährigen Öffi-Fahrgast entschuldigen. „Ist angenommen“, zeigt der sich versöhnlich. „Ich bin nur froh, dass es mich getroffen hat. Ich bin sowieso, wie mein Vater sagt, ein Dickschädel.“ Gleich neben ihm sei ein junges Mädchen gesessen, er wolle sich gar nicht ausmalen, was ihm passiert wäre ...
So eine Verletzung kann auch durchaus tödlich enden, haben sie gemeint.
Der 28-jährige IT-Techniker hatte Glück im Unglück
Denn auch die Ärzte sagten ihm im Spital, dass er wirklich Glück gehabt hätte. „So eine Verletzung kann auch durchaus tödlich enden, haben sie gemeint.“ Der junge Wiener hatte also Glück im Unglück – er musste nämlich nicht einmal genäht werden, kam mit einer blutenden Wunde und Prellung davon. Trotzdem: „Ich fahr‘ jetzt nicht mehr mit der Straßenbahn.“
Kommentare
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.