Nach "Putsch"

Sarkozy-Sohn darf nicht Bürgermeister werden

Ausland
12.02.2008 23:16
Nach dem spektakulären Kandidatensturz im Pariser Nobelvorort Neuilly-sur-Seine darf der Sohn des französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy doch nicht Bürgermeisterkandidat werden. Der 21 Jahre alte Jean Sarkozy habe zwar "viel Talent", sei aber zu jung, sagte der Generalsekretär der Präsidentenpartei UMP, Patrick Devedjian, am Dienstag in einem Radiointerview. "Seine Zeit ist nicht gekommen." Im Hinblick darauf, dass Vater Sarkozy selbst fast zwei Jahrzehnte Bürgermeister von Neuilly war, fügte Devedjian an: "In der Republik werden Ämter durch Verdienst erlangt, durch Arbeit, aber nicht durch Erbfolge."

Die UMP unterstützt jetzt bei den Kommunalwahlen im März einen außerhalb der Partei stehenden Konservativen, der bisher die größten Aussichten auf einen Erfolg in Neuilly hat.

Sarkozy-Sohn unterstützte "Putsch"
Jean Sarkozy hatte am Wochenende an einem "Putsch" gegen den bisherigen Bürgermeisterkandidaten David Martinon teilgenommen, der gleichzeitig Sprecher des Élysée-Palastes ist. Grund war eine Umfrage, nach der Martinon die Wahl in der bisherigen UMP-Hochburg im März voraussichtlich verlieren würde. 

Martinon erklärte darauf am Montag seinen Rückzug als Kandidat und bot auch seinen Rücktritt als Präsidentensprecher an. Letzteres lehnte der Präsident ab.

In Neuilly stellt sich die UMP laut ihrem Generalsekretär jetzt hinter den 45-jährigen Unternehmer Jean-Christophe Fromantin, der bisher neben der Regierungspartei mit einer eigenen konservativen Liste kandidierte. Eine am Wochenende bekanntgewordene Umfrage hatte Fromantin 45 Prozent der Stimmen bei der Kommunalwahl vorausgesagt, Martinon nur 40 Prozent. Linke Parteien haben in der reichsten Vorstadt von Paris keine Chance.

Regierungsumbildung erwartet
Nach den als Stimmungsbarometer geltenden Kommunalwahlen wird in Paris eine Regierungsumbildung erwartet. Verbündete Kräfte will Sarkozy in einer Konföderation mit der UMP ("Union für eine Volksbewegung") stärker einbinden. Bündnispartner wie das "Neue Zentrum" und "die Fortschrittlichen" müssten in regelmäßigen Treffen mit fester Tagesordnung eingebunden werden, hieß es. 

Gleichzeitig hat Sarkozy laut Medienberichten Versuchen der "Nummer zwei" der Regierung, Vizepremier und Umwelt-Superminister Jean-Louis Borloo, einen Riegel vorgeschoben, eine eigene Parlamentsfraktion der Radikalen Partei zu bilden. Borloo hatte den Vorsitz der mit der UMP verbündeten Radikalen Partei übernommen, die als Frankreichs älteste noch existierende Partei ein Schattendasein führt.

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