"Ich bin schuldig"

Haftstrafe für Lokführer nach tödlichem Unfall

Österreich
20.02.2008 19:49
Für jenen Vater, der seine zweijährige Tochter und einen Freund verloren hat, als ein Zug in Glinzendorf (NÖ) sein Auto gerammt hat, ist klar: "Die ÖBB haben stundenlang russisches Roulette gespielt." Er meint: Der Bahnübergang hat einen Schranken, aber der war wegen Blitzschlages kaputt. Der Lokführer hat den Befehl, stehenzubleiben und Signal zu geben, vergessen, und sonst gab es keine Sicherungsmaßnahmen. Am Mittwoch wurde der Lokführer zu acht Monaten bedingter Haft verurteilt.

26. Juni 2007: Um 11.10 Uhr kommt Josef H. mit seinem Klein-LKW in Glinzendorf zu einer Eisenbahnkreuzung. Der Schranken ist offen. Nichts deutet darauf hin, dass dort, wo er seit Jahrzehnten mehrmals täglich die Schienen kreuzt, jetzt ein Zug kommen könnte. Sekunden später: Sophie, seine zweijährige Tochter, ist tot. Sein Freund auch. Der Lokführer steigt aus und sagt: "Ich hätte stehen bleiben sollen und Signal geben." Richtig: Denn ein Blitz hatte in der Nacht zuvor diesen Schranken und vier weitere zerstört. 

"Ich habe es vergessen, ich bin schuldig"
Deshalb hatte der Zugführer schriftliche Anweisung, bei dem Übergang zu halten, Signal zu geben, und erst wenn kein Auto kommt, weiterzufahren. "Ich habe es vergessen, ich bin schuldig", sagt er. 

Aber die Staatsanwaltschaft hat auch den Fahrdienstleiter angeklagt: Er hätte ihrer Ansicht nach mehr Maßnahmen setzen müssen: ein Stopp-Schild anbringen oder einen Mann, der die Kreuzung bewacht, hinbeordern.

Acht Monate Haft für Zugführer
Richter Hohenecker ist erstaunt, als er hört, dass der Fahrdienstleiter "auch heute nichts anders machen würde als damals." Freispruch für ihn, der Lokführer zu acht Monaten bedingt und 4.800 Euro verurteilt.

Susi Hauenstein, Kronen Zeitung

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