Schlimmer Verdacht
Behinderte als “lebende Bomben” missbraucht?
Anfang Februar hatten sich auf Märkten in Bagdad zwei Frauen in die Luft gesprengt, fast 100 Menschen starben. Irakische Sicherheitskräfte hatten anschließend erklärt, die Frauen seien geistig verwirrt gewesen. Terroristen hätten sie mit Sprengstoffgürteln losgeschickt, die dann aus der Ferne gezündet worden seien.
Bettler sollen eingesammelt werden
Die Vorsitzende des Komitees für Frauen und Kinder im irakischen Parlament, Samira al-Mussawi sagte auf Anfrage: "Wir hatten von den Ministerien für Inneres, Arbeit und Soziales bereits vor einem Monat gefordert, eine Kampagne zu starten, um alle Obdachlosen, Behinderten, Bettler und geistig zurückgebliebenen Menschen von der Straße zu holen, weil sie von den Bewaffneten ausgenutzt werden können." Es sei auch notwendig, kurzfristig Zentren zu eröffnen, in denen diese Menschen untergebracht werden könnten. Die Politikerin sagte, die inzwischen große Zahl von Bettlern auf den Straßen von Bagdad sei bedauerlich und "kein schöner Anblick".
Täterinnen mit Down-Syndrom?
Drei Wochen nach den verheerenden Anschlägen auf Tiermärkten in Bagdad ist sich das US-Militär allerdings nicht mehr sicher, ob die beiden Attentäterinnen wie behauptet geistig behindert waren. "Ich habe damals gesagt, nach ersten Erkenntnissen der irakischen Regierung hatten die Frauen das Down-Syndrom. Wir wissen heute nicht, ob dies der Fall war", erklärte Armeesprecher Konteradmiral Greg Smith am Donnerstag. "Wir wissen, dass beide Frauen wegen psychischer Probleme behandelt wurden. Wir können zum jetzigen Zeitpunkt aber nicht sagen, ob die Frauen an weiteren geistigen Erkrankungen litten."
Der angebliche Einsatz von geistig behinderten Frauen als Selbstmordattentäterinnen hatte einen weltweiten Aufschrei ausgelöst. US-Außenministerin Condoleezza Rice hatte erklärt, die Fälle zeigten, dass keine Bewegung so brutal und verwerflich vorgehe wie die radikal-muslimische Al-Kaida, der jedes Mittel recht sei.
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