Unglaubwürdig

Hillary Clinton erfand ein “Kriegsabenteuer”

Ausland
25.03.2008 20:07
Sie stellt sich als erfahrene Außenpolitikerin hin, die in Krisenherde geschickt wurde. Hillary Clintons Paradebeispiel: Ihr Trip vor zwölf Jahren ins Kriegsgebiet Bosnien. Dumm nur: Das amerikanische Fernsehen entlarvt ihre ans Heldentum grenzende Erinnerung jetzt als reine Fantasie.

Am 25. März 1996 war die First Lady mit Tochter Chelsea im Schlepptau per Hubschrauber nach Tuzla in Bosnien geflogen. Die Reise ist ihr bis heute in Erinnerung geblieben, sagt sie: "Während wir landeten, wurden wir von Scharfschützen aufs Korn genommen. Eigentlich sollten wir feierlich empfangen werden. Stattdessen mussten wir mit eingezogenen Köpfen rennen." 

Offenbar erinnerte Hillary sich nicht daran, dass ihr Bosnien-Besuch damals von einem Kamerateam des Senders CBS festgehalten wurde. Dessen Video zeigt einen friedlichen Empfang. Clinton wird nach der Landung von einer bosnischen Delegation begrüßt und unterhält sich lächelnd mit einem einheimischen Mädchen. Dann schreitet sie mit Chelsea seelenruhig vom Hubschrauber in Richtung einer wartenden Fahrzeugkolonne. Unterwegs schüttelt sie die Hände von GIs, die für sie damals Spalier standen (Bild). Von Kugeln der Scharfschützen, die der amerikanischen Delegation um die Ohren flogen, keine Spur. Nächster Stopp für Clinton waren zwei Armee-Stützpunkte, wo sie mit den US-Soldaten für Fotos posierte. Kampfhandlungen, Beschuss - Fehlanzeige. 

Hillary Clinton: "Ich habe mich geirrt"
Wie ruhig es in Tuzla zuging, bestätigt auch der Comedy-Star Sinbad, der damals zu Clintons Entourage gehörte: "Das einzige, vor dem wir in Tuzla Angst haben mussten, war, das falsche Restaurant auszuwählen." Jetzt steht Clinton wegen ihrem verfälschten Bosnien-Abenteuer unter politischem Beschuss. Ihr Sprecher Howard Wolfson versucht, den Schaden zu begrenzen: "Hillary hat sich versprochen. Es gab feindliche Scharfschützen in den Hügeln, die ihre ganze Reise zum Risiko machten. Doch es fielen keine Schüsse." 

Clinton selbst erklärte später, wer ständig öffentlich reden müsse, dem könnten auch mal Fehler unterlaufen. Ihr Sprecher Howard Wolfson nannte es bezeichnend, wie viel Energie das Obama-Lager darauf verwende, Negatives über Clinton zu verbreiten. Obamas Sprecher Tommy Vietor erklärte derweil, die aufgebauschten Bemerkungen zu Bosnien reihten sich ein in eine ganze Liste von Äußerungen, in denen Clinton ihre bisherige Rolle in der Innen- und Außenpolitik übertrieben habe.

Nächste Vorwahl in einem Monat
Die nächste Vorwahl der Demokraten findet erst am 22. April in Pennsylvania statt. Vor der Vorwahl in Pennsylvania wollen Clinton und Obama am 16. April in einer Fernsehdebatte um die Stimmen der Parteimitglieder und Sympathisanten werben.

Nach den bisherigen Abstimmungen liegt Obama zurzeit knapp vor Clinton. Seit Januar hat er 1.620 Delegiertenstimmen gesammelt, bei Clinton sind es 1.499. Es wird aber erwartet, dass sich bis zum Ende der Vorwahlen keiner der beiden Bewerber die für die Präsidentschaftskandidatur erforderliche Mehrheit von 2.024 Stimmen sichern kann. Die Entscheidung fällt dann erst auf dem Nominierungsparteitag im August, wenn auch die von der Partei ernannten "Superdelegierten" zum Zuge kommen.

Reagans Witwe unterstützt John McCains 
Inzwischen hat die frühere First Lady Nancy Reagan dem Präsidentschaftsbewerber der Republikaner, Senator John McCain, ihre Unterstützung zugesichert. McCain wollte die Witwe des ehemaligen US-Präsidenten Ronald Reagan noch am Dienstag in deren Haus in Kalifornien besuchen, wie sein Wahlkampfbüro mitteilte. "John McCain ist seit über 30 Jahren ein guter Freund gewesen", erklärte Reagan einer Stellungnahme zufolge.

Sie und ihr Mann hätten den Soldaten nach seiner Rückkehr aus der Gefangenschaft in Vietnam kennengelernt. Seine reiche Erfahrung habe ihn gut darauf vorbereitet, der nächste US-Präsident zu werden. McCains Nominierung als Kandidat der Republikaner ist so gut wie gesichert, formell wird der Schritt jedoch erst im Sommer vollzogen.

Von USA-Korrespondent Christian Thiele und krone.at

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