Genom entschlüsselt

Nicht EHEC, sondern EAHEC löste Epidemie aus

Wissenschaft
16.06.2011 17:53
Einen großen Fortschritt bei der Suche nach der Ursache für die ungewöhnlich aggressive EHEC-Epidemie scheinen deutsche Forscher gemacht zu haben. Wie die Universität Göttingen am Mittwoch mitteilte, entschlüsselten Mikrobiologen das Erbgut des Erregers, der die Durchfall-Erkrankung auslöst. Laut ihren Angaben ist der Keim völlig neuartig und gefährlich.

Es deute zudem alles darauf hin, dass nicht EHEC (Bild), sondern ein Erreger, für den die Göttinger Forscher die Bezeichnung EAHEC - für Entero-Aggregativer-Hämorrhagischer E. coli - vorschlagen, für die Epidemie verantwortlich ist. "Die Ergebnisse erlauben wichtige Rückschlüsse darauf, weshalb das Bakterium so aggressiv ist", so Dr. Rolf Daniel, Leiter des Göttinger Laboratoriums für Genom-Analyse.

Der Universität zufolge entschlüsselten die Wissenschaftler die genetische Information des Bakteriums Escherichia coli (E. coli O104:H4). Die Analyse des Blutes von zwei betroffenen Patienten aus Hamburg deute darauf hin, dass nicht der EHEC-Erreger, sondern ein mit dem Begriff EAEC (Entero-Aggregativer Escherichia coli) bezeichneter Keim die Krankheiten verursache, so Daniel.

Krankmachendes Potenzial gesteigert
Der neuartige Keim binde sich besonders fest an Gewebe, bilde Zellansammlungen und spule in diesen sein krankmachendes Programm ab. Seine Zellen könnten einen massiven Infektionsherd im Darm bilden und dabei ein sehr wirksames Gift produzieren. Zudem sei der Erreger gegen viele Antibiotika resistent.

Der neue EAHEC-Keim habe sein krankmachendes Potenzial erheblich gesteigert, indem er aus anderen E.-coli-Stämmen, wie beispielsweise EHEC, mit Hilfe von Bakterienviren (sogenannten Phagen) ein spezielles Gen übernommen und dieses fest in seinem eigenen Chromosom verankert habe, so die Göttinger Forscher.

Erreger produziert besonderes Gift
Dieses Gen bildet das sogenannte Shiga-Toxin, welches ursprünglich aus dem Erreger der Bakterienruhr stammt. Es ist ein besonderes Gift, das das hämorrhagisch-urämische Syndrom HUS auslösen kann, also Blutzersetzung, sowie dessen Folgeschäden wie beispielsweise Nierenversagen.

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