Und so stand der europaweit bekannte Hassprediger, der laut bosnischen Medien aus der serbischen Kleinstadt Tutin im Sandschak stammt und sich später der Wahhabiten-Gemeinschaft in Bosnien-Herzegowina angeschlossen hatte, ganz oben auf der Liste der Einsatzkräfte. Doch Freitag kurz vor vier Uhr früh herrschte an seiner Wohnadresse in Wien-Donaustadt noch gespenstische Stille – einzig der raue Wind peitschte durch die Wohnanlage. Nichts, aber absolut gar nichts deutete darauf hin, dass ein minutiös geplanter Großschlag der Polizei in der Donaustadtstraße bevorstand, einer der mutmaßlich gefährlichsten IS-Akteure Österreichs zur Strecke gebracht werden sollte. Keine Einsatzfahrzeuge, kein Blaulicht, keine Sirenen. Dann, wie aus dem Nichts, waren sie plötzlich da – die maskierten Männer der Spezialeinheit Cobra.
"Zielperson Nummer eins" unsanft aus Schlaf gerissen
Sie stürmten gezielt in eines der unzähligen Stiegenhäuser und rissen die erklärte "Zielperson Nummer eins" mehr als unsanft aus dem Schlaf. Seit nunmehr bereits über einem Jahr waren die Ermittler des Verfassungsschutzes "auf ihn drauf", wie es im Fachjargon heißt. Sie verfolgten jeden Schritt des 33-Jährigen, hörten und lasen bei seinen Telefonaten und der schriftlichen Kommunikation mit. Schlussendlich gab es mehr als genug gesammelte Informationen, um dem seit Jahren bereits auffällig radikalen Hassprediger nun im Gemeindebau die Handschellen anzulegen.
Denn wie sich im Zuge der Totalüberwachung herauskristallisierte, soll der Mann viel mehr als "nur" ein IS-Sympathisant sein – laut Ermittlern sei er im deutschsprachigen Raum einer der Hauptakteure der bestialischen Terror-Miliz. Der Familienvater steht im Verdacht, eifrig "Spenden" für den IS gesammelt und Jugendliche für den Dschihad angeworben zu haben. In Europa sei kaum eine Reise in den Heiligen Krieg ohne sein Mitwirken über die Bühne gegangen.
Hassprediger war auf der Suche nach heiratsfähigen Töchtern
Wie berichtet, gilt Österreich mittlerweile als eine der Hauptdrehscheiben für Rekrutierungen. Seine "Aufträge" soll O. direkt vom Horror-Kalifen Baghdadi persönlich oder von Austro-Dschihadist Mohamed M. erhalten haben. Ein Szene-Insider zur "Krone": "Vor Kurzem hat er beim Freitagsgebet Moschee-Besucher gefragt, ob sie heiratsfähige Töchter hätten. Er meinte, er kenne viele, die derzeit nach Ehefrauen suchten."
Nun sitzt er in Haft. Ein Großschlag, der das Terror-Netzwerk alles andere als freuen wird. Rachefeldzüge könnten nicht ausgeschlossen werden. Die verantwortlichen Staatsanwälte jedenfalls stehen seither unter Polizeischutz.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.