Wie Margit K. im Zeugenstand darlegte, habe sie zwei Detektive mit Recherchen beauftragt, da ihr Philipp bereits am Tag nach seiner Festnahme bei einem Gespräch, das die Polizei tolerierte, verraten habe, dass er mit dem Mord nichts zu tun hätte. Oliver D. - der in der Wohnung des 23-Jährigen anwesend war, als K. festgenommen wurde - habe ihm, Philipp, mit den Worten "Wenn du nicht gestehst, geht's deiner Mutter wie der Steffi" aufgetragen, den Mord auf sich zu nehmen. Ihr Sohn habe das zunächst getan und fälschlicherweise erzählt, Stefanie P. im Zuge eines Sex-Unfalls getötet zu haben, um sie, seine Mutter, zu schützen, gab Margit K. zu Protokoll.
Sie sei mit diesem Wissen nicht zur Polizei gegangen, weil sie zu dieser kein Vertrauen hatte. Außerdem habe Philipp sie gebeten, "die Wahrheit zu suchen", sagte die 58-Jährige: "Die Detektive wissen, dass der Herr D. damit etwas zu tun hatte. Er ist (beim Mord, Anm.) dabei gewesen." Die Detektive hätten auch einen "Kronzeugen" gefunden, dem Oliver D. dies gestanden habe. Sie habe diesen Mann, den sie namentlich nannte, am Mittwoch mitbringen wollen, doch sei er "von Zagreb nach Belgrad gefahren", so Margit K.: "Er wird am Montag sagen, dass D. ihm das gestanden hat und auch zugegeben hat, dass er Philipp hineingedreht hat."
Verbindung zwischen Oliver D. und Ex von Margit K.?
Man wolle damit sie treffen, mutmaßte die Frau, wobei sie in diesem Zusammenhang ihren Ex-Freund erwähnte, den sie im Jahr 1998 wegen Verleumdung vor Gericht gebracht hatte. Der Mann wolle sich vielleicht für die damalige Verurteilung rächen, deutete Margit K. eine mögliche Verbindung zwischen Oliver D. und ihrem Ex an. Oliver D. habe sie auch über Facebook bedroht und sei mittlerweile in ihre Nähe gezogen. Philipp habe jedenfalls mit dem Ganzen und Steffis Ableben nichts zu tun, insistierte die Zeugin: "Das Mädl war zur falschen Zeit am falschen Ort."
Sohn tat sich anfangs mit dem anderen Geschlecht schwer
Über ihren Sohn wusste Margit K. im Zeugenstand nur Gutes zu berichten: "Philipp hat die Mädchen verwöhnt." Er sei zu all seinen Freundinnen sehr liebevoll gewesen, wobei er sich anfangs mit dem anderen Geschlecht schwergetan habe. "Er wurde lange belächelt, weil er so jung und kindlich ausgesehen hat", so die Mutter.
Die 57-Jährige hatte Philipp K. am 2. Juli 2010 und damit wenige Stunden, nachdem der 23-Jährige die seiner Ansicht nach von fremder Hand in seiner Wohnung zerstückelte Leiche seiner Ex-Freundin in Müllcontainern in seiner Wohnhausanlage entsorgt hatte, in ihrer Wohnung empfangen, ihm ein Mittagessen gekocht und sich mit ihm über die Fußball-WM unterhalten: "Er hat angespannt gewirkt. Wir haben einfach über die WM geredet. Er hat mit dem Hund gespielt. Er war so wie immer." Die Anspannung führte die Mutter auf die bevorstehende Aufnahmeprüfung für das Medizinstudium zurück, das er im Herbst in Angriff nehmen wollte.
Mutter will kein Blut auf Wäsche gesehen haben
Philipp habe ihr auch ein Bündel übergeben, in dem sich eine dunkelblaue Jeans, Socken und eine Unterhose befanden. Sie habe die Kleidung in ihre Waschmaschine gegeben und will darauf kein Blut bemerkt haben, obwohl Philipp K. in seiner Befragung zugegeben hatte, diese Sachen getragen zu haben, als er in seiner Wohnung den blutverschmierten Boden säuberte, um nicht den Verdacht auf sich zu lenken, er habe etwas mit dem Mord zu tun. "Glauben Sie, ich schau die dreckige Wäsche an? Ich habe kein Blut gesehen! Ich lass mir das nicht einreden", argumentierte die Mutter.
Die DNA-Sachverständige Christina Stein, die im Auftrag des Gerichts die Textilien untersucht hatte, konnte auf der Jeans noch großflächige, von Blut herrührende Verschmutzungen nachweisen. Auf den Socken war ebenfalls noch Blut feststellbar, wobei sich in diesem Fall sogar belegen ließ, dass es von der umgekommenen Studentin stammte.
Als Philipp gegen 15 Uhr seine Mutter verließ, gab sie ihm einen Kübel Dispersionsfarbe mit nach Hause, weil er angeblich ein kleineres Loch in der Wand ausbessern wollte. Als Philipp K. noch am selben Abend festgenommen wurde, entdeckte die Polizei an den Wänden in seiner Wohnung Blutspritzer.
Polizist: "Vorwurf der Mutter bloße Schutzbehauptung"
Den Vorwurf der Mutter des Angeklagten, einseitig ermittelt und Oliver D. gedeckt zu haben, wies der polizeiliche Ermittlungsleiter in seiner Zeugenbefragung als "bloße Schutzbehauptung" zurück. Anhand einer Rufdatenauswertung sei rasch klar geworden, dass Oliver D., der von K. des Mordes an Stefanie P. beschuldigt wird, zum Tatzeitpunkt nicht am Tatort war. Dieser sei am 1. Juli mit seinem Handy in den Stunden vor Mitternacht in einem ganz anderen Bezirk eingeloggt gewesen.
Der junge Mann habe sich bei seiner Festnahme "sehr überheblich" gegeben, erzählte der Polizist. "Er hat uns sofort gesagt, dass er Jusstudent ist, und wollte wissen, was wir ihm vorwerfen", bemerkte der Beamte. Bei den Einvernahmen sei Philipp K. "komplett kalt" geblieben: "Er hat das emotionslos geschildert. Er ist sehr redegewandt und weiß sich auszudrücken."
Falsches Geständnis, um Mutter zu schützen
Der Angeklagte hatte zuvor von einem bewusst falschen Geständnis gesprochen, als Staatsanwalt Hannes Wandl ihn einer Art "Kreuzverhör" unterzog. Wandl konfrontierte K. mit seiner Verantwortung unmittelbar nach der Festnahme, Stefanie P. im Zuge eines "Sex-Unfalls" versehentlich getötet zu haben. Er habe die Tat auf sich genommen, um seine Mutter vor Oliver D. zu schützen, der in der Wohnung gewesen sei und etwas mit dem Mord zu tun habe, konterte Philipp K.
"Ich habe gehofft, dass die Polizei früher oder später von selbst draufkommt, was die Wahrheit ist, dass ich unschuldig bin", sagte der Angeklagte. Aus Furcht um seine Mutter habe er vorerst jedoch "Angst gehabt, dass die Polizei kommt und zu mir sagt 'Philipp, Sie können es nicht gewesen sein'". Er habe "die meisten Sachen erraten, die ich ausgesagt habe", meinte Philipp K. Erst jetzt, in seiner Verhandlung, müsse er "die Wahrheit sagen. Die Polizei kommt aus eigener Kraft nicht drauf".
Ex-Schulfreundin berichtet von Gewalt beim Sex
Erörtert wurden am dritten Prozesstag auch die Angaben einer jungen Frau, mit der Philipp K. liiert war, als er noch zur Schule ging. Diese hatte betont, er habe sie teilweise mit Gewalt zum Sex gezwungen, darunter auch im Freien auf der Donauinsel. Sie habe sich mit Stefanie P., die von Philipp Ähnliches am eigenen Leib erfahren habe, später darüber auch in einem Internet-Forum ausgetauscht.
Damit konfrontiert, wurde der Angeklagte böse: "Ich hab' die Kleine geschützt gehabt bis zum heutigen Tag." Doch nun bastle sie sich im Hinblick auf das ihm vorgeworfene Verbrechen "irgendwelche Erinnerungen" zusammen. Folglich müsse er nun schildern, "was wirklich vorgefallen ist": Er sei dem Mädchen seinerzeit hörig gewesen. "Ich war verrückt nach ihr. Sie hat mich um den Finger gewickelt und mit meinem damals besten Freund betrogen", stellte Philipp K. fest. Nun ziehe sie ihn "mit Dingen in den Dreck, die alle nicht stimmen".
Mit Schulfreund Problem der Leichenbeseitigung "erörtert"
Auch ein guter Jugendfreund K.s kam am Donnerstag zu Wort. Mit ihm habe K. am Nachmittag des 2. Juli, Stunden nach dem Mord an Stefanie P., telefoniert. Philipp habe einen "total lockeren, entspannten Eindruck", erinnerte er sich unter Wahrheitspflicht. Philipp habe ihn gefragt, wie er eine Leiche beseitigen würde, und von sich aus gemeint, eine Entsorgung im Hausmüll wäre wohl am gescheitesten. Die Antwort des Schulfreundes, der von einer "scherzhaften" Frage ausging: "Das hat schon bei Hitchcock im 'Fenster zum Hof' nicht funktioniert." Er habe daher Verbrennen vorgeschlagen, gab der Schulfreund zu Protokoll.
Philipp K. hatte die sterblichen Überreste der 21-Jährigen, die seiner Behauptung zufolge in seiner Wohnung von fremder Hand zu Tode gebracht und zerteilt wurde, während er schlief, in zwei Müllsäcke gestopft, der Angeklagte: "Was das Erste war, weiß ich nicht mehr genau. Ich glaube, dass ich zuerst Steffis Kopf aus der Wohnung gebracht habe und dann den Körper." Den ersten Sack habe er in einen Container im Müllraum 2 seiner Wohnhaus-Anlage geworfen, den Torso mit den Beinen versenkte er im Müllraum 1.
Wie bereits am ersten Prozesstag bekannt geworden war, sah ein Zeuge den 23-Jährigen am 2. Juli gegen 7.10 Uhr mit einem Müllsack vor der Billa-Filiale stehen, die sich nur wenige Meter neben der Wohnung des Angeklagten in der Auhofstraße in Wien-Hietzing befindet. Der Plastiksack habe "eine ungewöhnliche Form" aufgewiesen, der junge Mann einen "äußerst nervösen Eindruck" gemacht, erklärte der Mann am Donnerstag im Zeugenstand. Als die Richterin K. am Montag aufgrund einer früheren Aussage des Zeugen gefragt hatte, was denn in dem Sack gewesen sei, antwortete K. mit "Steffis Kopf".
Die Verhandlung wird am kommenden Montag fortgesetzt. Richterin Sonja Weis möchte die Verhandlung an diesem Tag auch abschließen. Ob sich dieser Plan einhalten lässt, ist ungewiss, zumal noch einige Zeugen und sämtliche sechs Sachverständige befragt werden müssen.
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