Der Bundespräsident betonte bei seiner zwölften und letzten Eröffnung der Bregenzer Festspiele die Gründungsanliegen des Festivals, das nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden ist. Im innersten Kern von Festspielen müsse "ein Prinzip oder ein moralisches Anliegen" stehen. Während 1920 bei der Gründung der Salzburger Festspiele das Land Österreich das Leitmotiv gebildet habe, seien es nach 1945 "die Idee der Freiheit und des Friedens und die Würde des Menschen" gewesen. Diese Gründungsanliegen dürfe man nicht aus den Augen verlieren.
Den Bregenzer Festspielen gratulierte das Staatsoberhaupt zur Entwicklung seit den Anfängen im Jahr 1946. "Wer hätte sich damals vorstellen können, dass die Bregenzer Festspiele im Jahr 2015 zum weltweit besten Festival gekürt werden?", fragte Fischer, um gleich fortzusetzen: "Und doch ist es so."
Kunst und Kultur gegen den Nationalsozialismus
Kulturminister Ostermayer startete seine Ansprache ebenfalls mit den kriegerischen Zeiten des 19. und 20. Jahrhunderts. "Kunst und Kultur haben uns geholfen, aus dem Schatten des Nationalsozialismus, aus der Dumpfheit der Nationalismen des 19. und 20. Jahrhunderts in eine neue Phase europäischer Zusammenarbeit zu kommen", spannte der Minister den Bogen bis in die heutige Zeit der Europäischen Union. Er sei davon überzeugt, dass sie - Kunst und Kultur - in den nächsten Jahren nicht weniger wichtig sein werden als in der Vergangenheit.
Europa habe in den vergangenen Jahrzehnten im grundsätzlichen Bekenntnis zu gemeinschaftlichem Handeln und mit dem grundsätzlichen Willen zum Kompromiss, zur Solidarität, aus der Geschichte gelernt, so Ostermayer.
Als in den vergangenen Tagen das Wort "übersolidarisch" (von Außenminister Sebastian Kurz, der den Begriff allerdings vergleichend herangezogen hatte, um andere EU-Staaten in die Pflicht zu nehmen, Anm.) im Sinne von "zu viel" verwendet worden sei, habe Ostermayer das nachdenklich und besorgt gemacht. Solidarität sei das Grundprinzip des menschlichen Zusammenlebens und der gegenseitigen Hilfe. In diesem Geist sei Europa nach dem Zweiten Weltkrieg neu errichtet worden.
"Offenheit, Toleranz und Förderung"
Festspielpräsident Metzler erinnerte daran, dass die Bregenzer Festspiele nur deshalb möglich geworden seien, weil die damalige Besatzungsmacht Frankreich Österreich als "befreundetes Land" angesehen habe. "Die Besatzungsmacht unterstützte, nein, sie förderte den demokratischen wie auch den wirtschaftlichen und kulturellen Wiederaufbau bewusst", so Metzler. Als Leitmotive der Festspiele unterstrich der Festivalpräsident "Offenheit, Toleranz und Förderung".
Am Mittwochabend feiert in Bregenz Giacomo Puccinis "Turandot" auf der Seebühne Premiere, am Donnerstag stehen "Hoffmanns Erzählungen" von Jacques Offenbach im Festspielhaus auf dem Programm. Für das Spiel auf dem See sind 179.000 Karten aufgelegt, fast 90 Prozent davon sind gebucht.
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