"Ist sensationell"

Promis gratulieren Conchita Wurst – auch Alf Poier

Adabei
11.05.2014 15:54
Im Vorfeld des Song Contests hat er die "verschwulte Zumpferl-Romantik" kritisiert und Conchita Wurst als "künstlich hochgezüchtetes Monster" bezeichnet – jetzt gibt sich Alf Poier aber als fairer Kollege und gratuliert der bärtigen Lady zum Sieg in Kopenhagen: "So viel Fairness muss sein." Und auch weitere Stars - von Lena Meyer-Landrut bis hin zu Lady Gaga höchstpersönlich - stellten sich mit Glückwünschen ein.

"Gratuliere Conchita! - Auch wenn Dein Beitrag nicht nach meinem Geschmack war. - Aber Platz eins für Österreich ist sensationell. So viel Fairness muss sein! - Hut ab!", so Poier, der Österreich 2003 beim Song Contest vertreten und Platz sechs erreicht hatte. "Und noch etwas", fügte er an, "egal welche Meinung ich auch immer vertrete - ich hab' keine Lust darauf, von der Politik als Propaganda-Maskottchen missbraucht zu werden. In diesem Sinne - a guate Nocht!"

Im Vorfeld des ESC hatte Poier mit einem Interview mit der "Ganzen Woche" aufhorchen lassen. So sagte er unter anderem: "Wenn jemand nicht weiß, ob er ein Manderl oder ein Weiberl ist, dann gehört er eher zum Psychotherapeuten als zum Song Contest." Und auch, dass Wurst ihr Lied nicht selbst geschrieben hat, stieß bei Poier auf Kritik: "Entschuldigung, aber künstlerisch ist bei dieser Dame oder bei diesem Herrn oder bei diesem Es oder was immer das ist, überhaupt nichts vorhanden. Gar nichts."

Ganz anderes sehen dies weitere, auch internationale Kollegen Conchitas - unter ihnen die deutsche Song-Contest-Gewinnerin von 2010, Lena Meyer-Landrut, die "Herzlichen Glühstrumpf Conchita Wurst" postete, und sogar die US-Sängerin Lady Gaga, die mit einem großen Satz auf Twitter aufwartete: "Conchita Wurst, you complete me." - "Du vervollständigst mich."

Einige, die gerne denselben Erfolg wie Conchita eingefahren hätten, stellten sich ebenso mit Glückwünschen ein. Lukas Plöchl etwa, der gemeinsam mit Manuel Hoffelner als Trackshittaz Conchita Wurst 2012 noch im Vorentscheid zum Song Contest ausgestochen hatte und dann den Finaleinzug in Baku verpasste, habe es anfangs gar nicht glauben können. "Wenn man das erste Mal 'Österreich: twelve points' hört, denkt man: 'Fuck, das kann ja wirklich gehen!'", so Plöchl, der den Event durchaus ambivalent verfolgt hat. "Da gibt es dann zwei Seiten in dir: Du freust dich voll für Conchita, weil du weißt, wie viel Arbeit da dahintersteckt und wie geil der Auftritt war. Und auf der anderen Seite werden dann Erinnerungen wach, weil du dir deine Teilnahme beim Song Contest auch eher in diese Richtung gewünscht hättest." Am Schluss überwiege aber die Freude. "Jetzt steht Conchita im Rampenlicht, und sie hat das verdient."

Auch Natalia Kelly, die wie die Trackshittaz vor ihr als Österreichs Vertreterin 2013 am Finaleinzug gescheitert ist, freut sich: "Super für Österreich." Conchita habe ihre Chance großartig genutzt und bereits im zweiten Semifinale "eine super Show abgeliefert", so die 19-Jährige.

Einfach nur "total platt" zeigte sich Nadine Beiler unmittelbar nach dem Finale. "Dass wir ins Finale kommen, mit dem hab' ich schon gerechnet, aber dass wir dann gleich gewinnen? Wahnsinn!" Beiler landete 2011 mit "The Secret Is Love" beim Song Contest in Düsseldorf für Österreich auf dem unverdienten 18. Platz. Wien Tom Neuwirth, dem Mann hinter der Kunstfigur Conchita Wurst, stand sie bereits 2007 im Finale der dritten "Starmania"-Staffel gegenüber - und gewann. "Ich weiß, dass Tom immer zum ESC wollte, und ich musste gerade fast mit ihm mitheulen", so Beiler gerührt, "ich freu mich echt riesig für ihn und unser Land!"

Einen Fan hat Conchita Wurst auch in den Song-Contest-Urgesteinen Waterloo und Gary Lux. Waterloo und Robinson landeten 1976 beim Musik-Spektakel in Den Haag mit "My Little World" auf Platz fünf, Lux mit "Kinder dieser Welt" neun Jahre später auf Rang acht. "Klar habe ich sofort daran zurückdenken müssen", meinte Lux auf die eigene Eurovision-Erfahrung (er war zweimal Hauptact und viermal Backgroundsänger) angesprochen. "Was wir ja nicht auf der Bühne sehen: Dahinter bricht schon ein bisschen der Wahnsinn aus, dann muss man rausgehen und sich für drei Minuten sammeln und die Emotion zu 100 Prozent liefern, und das hat Conchita geschafft." Mit ihrem Sieg habe die bärtige Diva jedenfalls "Geschichte geschrieben" und sei "irgendwo auch unsterblich geworden, denn: Den Song Contest gewinnen, ist eine Sache, aber sie hat die Herzen bewegt".

Auch Johann Kreuzmayr alias Waterloo drückte "Hochachtung" gegenüber Conchita aus. "Viele haben über sie gelacht, aber sie hat das einzig Richtige gemacht: Sie gibt sich so, wie sie sich fühlt im Herzen. Auch ich habe lange keinen Erfolg gehabt, bis ich meinen inneren Indianer rausgelassen habe", so Waterloo. "Ich war stolz damals, darum bin ich auch jetzt stolz auf die Conchita. So sehr habe ich mich das letzte Mal gefreut, wie ich meine dritte Frau geheiratet habe. Es ist einfach schön, wenn ein Mensch etwas erreicht - egal ob Mann oder Frau, schwul oder lesbisch."

Auch weitere Prominente deklarierten sich am Tag nach Conchita Wursts Sieg als Fans und teilten der bärtigen Diva über soziale Medien – auf denen Conchita seit Beginn des ESC-Spektakels Hunderttausende (zu derzeit 230.000 "Likes" auf Facebook gesellen sich mehr als 45.000 "Follower" auf Twitter) dazugewonnen hat – ihre Glückwünsche mit.

  • Eric Papilaya (Österreichs Song-Contest-Vertreter 2007, scheiterte im Halbfinale): "Scheinbar interessiert sich sogar ganz Europa für österreichische Musik! haha"
  • Cascada (deutsche Song-Contest-Vertreter 2013): "Eine talentierte, bärtige Lady hat gerade der Intoleranz in den Arsch getreten! Whohoooo! Nicht schlecht, Eurovision!"
  • Michael Niavarani (Kabarettist): "Hab soeben erfahren, dass wir den Song Contest gewonnen haben! Bravo! Conchita Wurst! Ich bin begeistert! H.C. Strache wurde bereits in Frauenkleidern gesichtet, er hofft ja mal eine Wahl zu gewinnen..."
  • Peter Rapp (ORF-Urgestein der TV-Pop-Moderation): "Daumendrücken hat geholfen! 1967 war ich in der Hofburg dabei, als Sandy Shaw mit 'Puppet On A String' gewann (im Jahr vorher hatte Udo Jürgens gewonnen). Und heute? Jedes Mal, wenn die 'kleinen' Punkte gezeigt wurden, war in den letzten Jahrzehnten klar, dass Austria wieder keinen Punkt bekommt. Diesmal war es immer nur die Frage: Werden es acht oder zehn oder wieder zwölf Punkte. Was für ein herrliches Gefühl. Den Abend werde ich lange nicht vergessen! ... Das ist ja wie Silvester! Habe ein Lächeln im Gesicht bei dem Gedanken, wie die Mitarbeiter in den Society-Redaktionen wie die Bienen umherschwirren und an Texten arbeiten wie 'Wir haben es schon kommen gesehen!' 'Wir haben es gleich gesagt!' 'Wir sind Song Contest!' - Hier noch ein Wort, dass ich sonst nie poste: 'Grins!'"
  • Global Kryner (Österreichs Song-Contest-Vertreter 2005, im Semifinale gescheitert): "Das war großartig, Conchita! Du bist uns Global Krynern eine mehr als würdige Nachfolgerin! 2015 kommt der Songcontest aus Wien. Das hatten wir eigentlich für 2006 schon geplant gehabt ..."
  • Armin Wolf ("ZiB 2"-Anchorman): "Echt, jetzt: Wie kommen die ORF-Zwangsgebührenzahler dazu, sich mit einem Songcontest-Triumph zwangsbeglücken zu lassen?"
  • Stefan Petzner (Ex-Politiker und Udo-Jürgens-Fan): "Was wir bei der fußball wm niemals erleben werden, passiert beim song contest: Österreich ist im Finale ! Congrats Chonchita!"
  • Franz Joseph Moped (Kabarettist/"Gebrüder Moped"): "Für Bischof Laun der schlimmste Tag seit der Kreuzigung."
  • Thomas D (ein Viertel der Fantastischen Vier): "Ich hab Tränen in den Augen, so schön war das! Gratulation Conchita Wurst!"
  • Florian Scheuba (Kabarettist/Autor): "Wir sollten in dieser Stunde des Triumphes auch nicht auf den großen Verlierer des Abends vergessen: Wladimir Putin."
  • Jan Böhmermann (deutscher TV-Moderator/Komiker): "Ein österreichischer Außenseiter mit Bart erobert Europa und Deutschland ist begeistert. Mal wieder!"
  • Tim Bendzko (deutscher Musiker): "Tadaaa!"
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(Bild: kmm)



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