Es sind acht eng beschriebene Seiten in Kurrentschrift, die am 30. November im Palais Dorotheum in Wien zur Auktion gelangen. Sie gehören ab sofort zu den wichtigsten Dokumenten im Kriminalfall Mayerling. Geschrieben wurde der Brief, der aus einem Privatarchiv stammt, am 12. Februar 1889, der Absender war Theodor Weber. Er war Hofbeamter.
Am 30. Jänner 1889 musste er zu einem besonderen Dienst antreten: Er hatte den Auftrag, die Leiche von Kronprinz Rudolf in die Hofburg zu überführen. Es handelt sich um einen Zeugenbericht, der jeder wissenschaftlichen Überprüfung standhält. Alle Details stimmen mit den Fakten überein. Weber erzählt z. B. von den dilettantischen Versuchen des Hofes, eine natürliche Todesursache zu fingieren. An der wahren Todesursache gibt es für ihn keinen Zweifel: "Es liegt ein Selbstmord vor."
Intimer Blick auf die kaiserliche Familie
Diese neue Quelle erlaubt auch einen intimen Blick auf die kaiserliche Familie in den Tagen nach der Katastrophe. Am meisten ließ Kaiser Franz Joseph seiner Trauer freien Lauf. Immer wieder, so beschrieb es der Hofbeamte, verlor der Kaiser seine Fassung: "Dann, nach der Beerdigung in der Gruft bei den Kapuzinern unten, warf er sich zum letzten Male auf den schon geschlossenen Sarg und küsste den Deckel."
Für die Forschung ist dieser Brief noch aus einem anderen Grund bemerkenswert: Zum ersten Mal liegt die Aussage eines Hofmitglieds über die Reaktion der Bevölkerung vor, nachdem innerhalb von 48 Stunden zwei falsche Todesursachen veröffentlicht worden sind. Weber berichtet von massiven Ausschreitungen vor der Hofburg.
Bei der Autographen-Auktion des Dorotheums wird weiters noch ein Brief Mary Vetseras aus dem Sommer 1888 versteigert.
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