Melina Gaby Strauß, bekannt als Ikkimel, ist eine Berliner Rapperin mit derben, direkten Texten – nichts für zarte Gemüter. Am 14. Februar erschien ihr Debütalbum „F***e“ und sorgt für Aufsehen. Die „Krone“ hat die Songs genauer unter die Lupe genommen und analysiert, was hinter den provokanten Zeilen steckt.
Ihre Texte sind vulgär, direkt und alles andere als ladylike – also sicher nicht für jeden. Doch Ikkimel weiß genau, was sie will und was sie sagen möchte, und das hört man in ihren Songs. Was viele nicht wissen: Melina Gaby Strauß (bürgerlicher Name) hat einen Bachelor in Deutscher Philologie und Sozial- und Kulturanthropologie. Sie versteht die Sprache also ganz genau. Sie arbeitete sogar in einem Labor für Gehirn- und Sprachforschung, entschied sich jedoch für eine musikalische Laufbahn – und provoziert nun mit ihrem einzigartigen Mix aus Hyperpop, Techno und Rap.
Am 14. Februar veröffentlichte sie ihr Debütalbum „F***e“ – und es wird sofort klar: Provokation ist hier Programm, und Ikkimel beherrscht das Spiel besser als viele andere. Das Album kombiniert verschiedene musikalische Elemente zu einem wummernden, glitzernden und oft absurden Mix.
Während männliche Rapper seit Jahrzehnten über Sex, Geld und Macht rappen, nimmt sich Ikkimel das gleiche Recht – warum auch nicht? Wenn ein Mann solche Texte rappt, ist das normal, doch bei einer Frau wird es plötzlich zum Problem. Ein absurder Doppelstandard, den die Künstlerin mit diesem Album entlarvt – selbst wenn der ein oder andere Song für manche vielleicht zu extrem ist.
Sie ist ein „Baddie“
Das Album macht klar, dass hier keine Kompromisse eingegangen werden. Sie ist ein „Baddie“ durch und durch – eine Botschaft, die sie auch in dem gleichnamigen Song mit dem österreichischen Rapper Money Boy vermittelt: „Baby, ich hab’n Bachelor und der war sogar mies gut, ist mir nicht schwergefall’n, jetzt tanz ich nackt in Videos.“ Ein Song, der bewusst provoziert. Musikalisch bleibt sie dabei ihrem technoiden, basslastigen Sound treu. Money Boy ergänzt das Ganze mit seinen gewohnt vulgären, aber doch humorvollen Lines.
Doch Ikkimel wäre nicht Ikkimel, wenn sie nicht auch mit einer Prise Nostalgie spielen würde. „Drei F***en mit nem Bombenarsch“ ist eine komplett abgedrehte Neuinterpretation des Kinderliedes „Drei Chinesen mit dem Kontrabass“, gepresst auf einen treibenden Electro-Beat vom Produzentenduo Lucry & Suena. Ähnlich macht sie es mit „Glitzer, Glitzer“, einer überdrehten Remake-Version von „My Humps“ (2005, Black Eyed Peas), in der sie sich mit Paris Hilton vergleicht: „Glitzer, Glitzer, Croptop, Bitch I like it real hot.“
Wer sich das Album anhört, merkt sofort: Es ist eine wilde Mischung aus House, Trance, Oldschool-Hip-Hop und Hyperpop – eine Kombination, die manchmal an Timbaland erinnert, aber mit noch mehr Bass und Club-Feeling. Der Track „Shemlord“ etwa spielt mit düsterer Berliner Ghetto-Symphonie und der Frage: „Wer hat das Koks geklaut?“. „Amena“ überrascht mit sehr houselastigen Vibes, während Ikkimel klarmacht: „Hätte es mit Mucke nicht geklappt, dann wäre ich heute Dozent.“
Hören wir uns „Mütter“ an: Eine ironisch-überzogene Sex- und Partyhymne, die mit einem Refrain daherkommt, der mit tatsächlichen Müttern nichts zu tun hat. Lediglich in einem Part erwähnt sie: „Mütter, Mütter, sie sehen uns und schrein Mütter – ahh, sie bewerfen uns mit Schlüpper.“ Die Frage bleibt: Eine Anspielung auf prüde Kritik oder einfach nur provokative Übertreibung?
Verstörend und plump
Ein echtes Statement setzt Ikkimel mit „Böser Junge“, einem feministischen Track, in dem Männer buchstäblich an die Leine genommen werden. Im dazugehörigen Video sind sie als Hunde dargestellt, während Ikkimel rappt: „Schnauze halten, Leine an, Schatz, jetzt sind die Weiber dran.“ Eine Ansage? Ironie? Oder einfach ein weiteres Spiel mit Macht und Rollenbildern?
Doch nicht jeder Track auf dem Album trifft ins Schwarze. Während einige Songs mit Ironie und Selbstbewusstsein überzeugen, wirken andere einfach nur plump. „Wellness“ und „Jetzt erst recht“ lassen sich kaum rezensieren, weil sie in ihrer extremen Vulgarität und Einfallslosigkeit schlicht Ohrenschmerzen verursachen. Es scheint, als wolle Ikkimel hier testen, wie weit sie gehen kann – doch statt cleverer Tabubrüche gibt es hier nur Krawall ohne Substanz.
Ein unerwartetes Finale
Den stärksten Bruch erlebt das Album mit dem letzten Track „Herz zurück“. Hier gibt es kein Techno-Gewitter, keine ironische Übertreibung – stattdessen klingt der Song wie eine melancholische 90er-Jahre-Pop-Ballade aus einem Liebesfilm. Der Refrain („Und wenn duuuu sagst, du willst mein Herz zurück“) ist eingängig, fast schon kitschig, und zeigt eine ganz andere Seite der Hardcore-Rapperin.
Letztlich bleibt es Geschmackssache, wie man dieses Album bewertet und ob es ein cleverer Kommentar auf Doppelmoral oder einfach nur Chaos ist. Sicher ist: Ikkimel lässt sich nicht aufhalten, zieht ihr Ding gnadenlos durch und fordert mit ihrer Kunst heraus – ob man will oder nicht. Man kann sie lieben oder hassen, aber ignorieren? Unmöglich!
Wer sich selbst ein Bild machen will, hat bald die Gelegenheit dazu: Am 12. März tritt sie in der Arena auf, und im Sommer steht sie beim Frequency Festival auf der Bühne. Ihre energiegeladenen Performances sind berüchtigt und dürften die Diskussionen um ihre Kunst nur weiter befeuern.
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