Das freie Wort

Für Geld den Charakter über Bord geworfen

Immer zum Streiten bereit, vollmundig, belehrend, zurechtweisend, manchmal auch ziemlich kratzbürstig und immer in „Gutmensch-Pose“. So kennen wir Frau Glawischnig aus ihrer Zeit als grüne Spitzenpolitikerin. Nun ist sie zum Paradebeispiel des typischen Politikers geworden. Was kümmert eine Politikerin, einen Politiker schon, was gestern gesagt wurde. Wenn ein lukrativer Job winkt, werfen sie alles über Bord, was noch gestern Mittelpunkt ihres Wirkens war. Und so kommt’s eben, dass wir die ehemalige Bundesobfrau der Grünen bei Novomatic wiederfinden. Ein Konzern, gegen den die Grünen und somit auch Eva Glawischnig zumindest in der Vergangenheit und nach außen hin einiges vorzubringen hatten. Und sieh mal einer an: Jetzt tauscht Frau Glawischnig sogar ihr Parteibuch gegen einen Job bei diesem Glücksspielkonzern. Das zeichnet uns das richtige Bild unserer Volksvertreter. Letztlich haben die meisten von ihnen dasselbe Ziel und benutzen die Politik größtenteils als Sprungbrett für gut bezahlte Jobs in der Industrie, bei Banken, in der Finanzwirtschaft oder, wie man sieht, wenn’s sein muss, auch in der Glücksspielbranche. Hauptsache, der Rubel rollt. Und wenn man in der Politik abgetakelt hat oder wurde und es selbst für Brüssel nicht mehr reicht, dann opfert man sogar die heilige Kuh „Parteibuch“ und greift einfach zu, wo es das große Geld gibt. Was sind dagegen schon Dinge wie Charakter, Grundsätze, Rückgrat oder Optik. Ich fürchte, dass dieses Vokabular längst aus dem Wortschatz unserer Damen und Herren Politiker gestrichen wurde.

Franz Zwickl, Muthmannsdorf

Erschienen am So, 4.3.2018

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