Es ist derzeit eher schwer, über die Vorkommnisse in Wien zu lächeln. Denn weder die Kostenexplosion beim Krankenhaus Nord noch die steigende Kriminalität und die täglichen Staus im Straßenverkehr regen zum Lachen an. Aber ein Vorfall, der genauso gut aus der Feder eines Kabarettisten stammen könnte, lädt förmlich zum Lächeln ein. Der Bezirk Hietzing stellte einen Antrag für die Fahrgäste der Straßenbahnlinie 10, auf der Kennedy-Brücke ein Wartehäuschen zu errichten. Die Stadt lehnte dies mit der Begründung ab, dass die Fundamente der Brücke diese Belastung nicht aushalten würden. Nun habe ich keine Ahnung, wie schwer so ein Wartehäuschen ist, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass dieses Gewicht eine Brücke in dieser Größe belastet. Möge es so viel wie 10, 15 oder gar 20 Menschen wiegen, aber dieses Gewicht steht doch in keinem Verhältnis zu den tonnenschweren Lkw, die zu Hunderten täglich über diese Brücke fahren. Was würde passieren, wenn statt 20 Fahrgästen wegen eines Staus 50 Menschen auf die Straßenbahn warten würden, müssten die dann nach Vorbild der Reichsbrücke Angst haben, in die Tiefe zu stürzen? Wie gesagt, wegen dieser Sache bricht nicht die Welt zusammen, aber es zeigt doch auf, welche Spezialisten im Wiener Rathaus sitzen. Hätte Karl Farkas diese Geschichte erfunden, hätte er jede Menge von dem wie immer unerwarteten Applaus bekommen.
Peter Blaschek, Wien
Erschienen am Do, 15.3.2018
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