Das freie Wort

Das Ansehen unserer Parlamentarier

Gähnend leeres Plenum des Hohen Hauses bei wichtigen Debatten. Das Fernsehen gibt uns da ja Einblicke: Abgeordnete, die völlig unbeteiligt dreinschauen, am Handy spielen, Zeitung lesen und ihr Desinteresse deutlich zum Ausdruck bringen. Kann man von solchen Leuten wirklich erwarten, dass sie sich mit den Themen, die zur Debatte stehen, selbstständig geistig auseinandersetzen? Der unbeteiligte Zuschauer hat da seine Zweifel. All das trägt sicher nicht dazu bei, das Ansehen der Parlamentarier in der öffentlichen Meinung zu heben. Sehr hoch war ja ihr Ansehen, ihre Einschätzung als individuelle, selbstständige Denker und Akteure wegen des allbekannten Klubzwangs sowieso schon bisher nicht. Aber in letzter Zeit sind da Vorgänge dazugekommen, die sie in der öffentlichen Meinung noch weiter herabgezogen haben. Da war zum einen die Abstimmung über das Rauchverbot in Lokalen, bei der viele ÖVP-Abgeordnete zuerst Ja gesagt haben und dann auf einmal geschlossen Nein. Dann die Abstimmung über das CETA-Abkommen. Für die FPÖ war das vor der Wahl eine rote Linie, die man auf keinen Fall überschreiten wollte. Aber dann haben auf einmal alle FPÖ-Abgeordneten dafür gestimmt. Oh, wie trügerisch, äh, wechselwendig sind Abgeordnetenmeinungen Dann noch das Possenspiel im Parlamentsklub der Liste Pilz! Jedenfalls ist es ja deutlich geworden, worum es vielen Parlamentariern geht: um ihr hohes Abgeordneten-Einkommen und das Wieder-aufgestellt-Werden, damit sie das Einkommen auch möglichst lange behalten können. Und dann noch die Schreiorgien aus den Reihen der Opposition? Schreien, wenn die Argumente ausgehen! Mehr oder weniger waren solche Vorgänge ja nichts Neues in unserer Republik, aber so arg wie zuletzt war es wahrscheinlich noch nie. Aber es wird sich auch in Zukunft nichts ändern, nicht dann, wenn sich unser Wahlrecht nicht ändert, nämlich das Parteilistenwahlrecht, bei dem der einzelne Abgeordnete total von seiner Parteiführung abhängig ist und seine Zuverlässigkeit ständig unter Beweis stellen muss. Unsere Demokratie könnte wohl einige Veränderungen in Verfassung und Wahlrecht vertragen.

Peter F. Lang, Wien

Erschienen am So, 12.8.2018

Kommentare

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Weitere Leserbriefe
Voriger Tag

Mo., 7. Apr. 2025

Datum auswählen
Nächster Tag
  • Mag. Hans Rankl

    Widerstand gegen die Oligarchie von Trump und seinen Milliardären

    Wenige Wochen nach seiner Angelobung als Präsident der Vereinigten Staaten steht fest, dass Trump mit seiner zerstörerischen Politik in die ...
  • Eva Schreiber

    „Bruno am Sonntag“

    Bruno hat es mit seiner letzten Karikatur wieder einmal erstklassig auf den Punkt gebracht. Er zeigt uns den Brüsseler Sternekoch Magnus als ...
  • Josef Blank

    Da kommt sonst keiner drauf!

    Die Schürze ist blau, aber eigentlich müssten seine Augen blau sein, denn einen blauäugigeren Politiker hatte Österreich selten zuvor! Trotz – oder ...
  • Leopold Kummer

    Genialer Bruno

    Wieder einmal eine geniale Karikatur, die nicht zu übertreffen ist!
  • Gerhard Forgatsch

    „Sachen gibt’s – unglaublich!“

    „Bruno am Sonntag“ – ein Vergnügen. Magnus Brunner, Kommissar für Inneres und Migration der EU, Trüffel schneidend – ein Hummer ist im Topf –, sieht ...
  • Oliver-Helmut Gerstbauer

    Die Unschuldslämmer

    Die Zeichnung von Bruno passt perfekt zur jetzigen Situation. Jetzt tun alle so wie Magnus Brunner auf unschuldig, weil jeder ernsthaft glaubt, alles ...
  • Christian Stafflinger

    Zusammenrücken

    Wir erleben massive geopolitische Veränderungen und gigantische Herausforderungen in geballter Form. Und noch immer glauben einige, wir könnten das ...
  • Paul Glattauer

    Trump und die Zölle

    Warum Trump dies macht, wissen am besten die Meinungsforscher. Leiden tut die österreichische Wirtschaft und daher auch wir Bürger. Jetzt, auch wenn ...
  • Wolfgang Alscher

    Weitsicht ist gefragt

    Natürlich sind die USA ein sehr wichtiger Handelspartner, aber hier gleich den Welthandel in Gefahr zu sehen, finde ich übertrieben. Längerfristig ...
  • Herbert Jöbstl

    Reaktionen der EU sind gefordert!

    Die EU ist jetzt gefordert, rasch und effizient auf Trumps Handelskrieg zu reagieren. Ein Aspekt müsste auch sein, es für die Betriebe wieder ...
  • Franz Umgeher

    Grönland

    Immer wieder die USA. Sie haben schon eine Enklave in Grönland, eine Militärbasis. Dasselbe könnten die Grönländer auch den Russen, vielleicht auch ...
  • Horvath Helmut

    Der Wien-Marathon

    Ein großes Lob an das Organisationskomitee. Das ist eine Mammutaufgabe. Der Wien-Marathon hat schon internationale Anerkennung. Sport ist nicht nur ...
  • Ing. Andreas Rafferseder

    Wien kann’s!

    Der Wien-Marathon war wieder ein Ereignis der Extraklasse – und ein Paradebeispiel dafür, wie eine professionelle Veranstaltungsorganisation leise, ...
  • Dr. Christine Sperl

    „Krone“ ist die Nummer eins

    Auch ich möchte mich dem Kommentar von Herrn Ingo Fischer anschließen. Die Vielfalt an Themen ist mehr als beachtlich. Besonders freue ich mich an ...
  • Friedrich Lipp

    Antwort auf einen Leserbrief

    Herr Mag. Gerhard Wertanzl schreibt in seinem Leserbrief in der „Krone“, dass rund siebzig Millionen Amerikaner einen Präsidenten gewählt haben, dem ...
  • Erwin Schmidbauer

    Volksbegehren

    Natürlich wollen die Politiker keine Volksbegehren. Die Volksbegehren zeigen das Unvermögen und die Entfernung vom lästigen Volk auf. Nach wie vielen ...
  • Reinfried Haselsberger

    Investitionsbank

    Ausgerechnet ein Herr Nehammer, der als Bundeskanzler außer neuen Steuern, Steuererhöhungen und einem immens hohen Schuldenberg nichts Positives ...
Voriger Tag

Mo., 7. Apr. 2025

Datum auswählen
Nächster Tag
Kostenlose Spiele
Vorteilswelt