Das freie Wort

Wölfe in Österreich

In Österreich starben 2017 mehr als 400 Menschen bei Autounfällen, erstaunlicherweise fürchten wir uns nicht vor Autos. Jedes Jahr sterben etwa 20 Menschen weltweit durch Pferde, trotzdem betrachten wir sie nicht als blutrünstige Bestien. Im Vorjahr stieg die Zahl der Haushaltsunfälle in Österreich auf 306.000, trotzdem putzen wir seelenruhig weiter Fenster, schneiden Gemüse und klettern auf Leitern. Doch die Leiter hat keine Zähne, der Wolf schon, und das weckt uralte Ängste. Obwohl in Europa seit Langem keine Angriffe von Wölfen bekannt sind und auch der Todesfall einer einsamen Wanderin in Griechenland vor einigen Jahren keinesfalls zweifelsfrei auf eine Wolfsattacke zurückgeführt werden konnte, wird zunehmend und systematisch Hysterie geschürt. Ja, Wölfe reißen unbetreutes Weidevieh und ja, sie ernähren sich unter anderem auch von Rehwild. Das tun auch wir Menschen. Das Vieh wird geschlachtet, der hohe Wildbestand „dezimiert“. Die Rückkehr der Wölfe, sofern wir sie dulden, ist mit Kosten verbunden, denn Schadenersatzzahlungen an Landwirte, Unterstützung von neuen alten Formen der Weidewirtschaft muss sein. Weitaus ärmere europäische Länder als Österreich leben seit jeher mit dem Wolf, er wurde dort nie ausgerottet. Es ist möglich, das Wolfsmanagement in Deutschland zeigt es vor. Hysterie, Hass, Verfolgung und Panikmache haben den Wolf schon einmal gnadenlos ausgerottet. Wie schon Prof. Kotrschal ganz treffend formulierte: „So wie wir jetzt mit Wolf, Luchs und Biber umgehen, ist die Nagelprobe, ob wir im Umgang mit unserer Natur etwas dazugelernt haben.“ Der Schutz von Wildtieren weltweit ist enorm wichtig. Doch sich in aufwendigen Artikeln für den Schutz von Tigern und Elefanten, unbestritten weitaus gefährlicheren Mitgeschöpfen, in fernen Entwicklungsländern einzusetzen und den dort ansässigen bettelarmen Bauern abzuverlangen, mit Elefant und Co. zu leben, erscheint doch ein wenig zu billig, wenn im selben Atemzug gnadenlos gegen den europäischen Wolf gehetzt wird.

Andrea Specht, per E-Mail

Erschienen am Mi, 17.10.2018

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