In der Arbeitswelt gibt es einige Baustellen und Problemzonen, die man am 1. Mai thematisieren sollte. Der Produktionsfaktor Arbeit und dessen Nutzen für den Einzelnen, die Entlohnung, sind zunehmend durch Verteilungsprobleme gekennzeichnet. Die Bezahlung sollte zumindest für jeden, der Vollzeit tätig ist, ausreichen, um den Lebensunterhalt zu finanzieren, doch die Realität sieht anders aus, denn die Einkommen geraten immer stärker in Schieflage. Die Entwicklung polarisiert, und während etwa die höchsten 10% deutlich überdurchschnittliche Zuwächse verzeichnen, stagnieren die untersten 10%. Zweitens ist der Faktor Arbeit strategisch und operativ so zu verteilen, dass Vollbeschäftigung wieder weitgehend erreichbar ist. Strategisch durch Arbeitszeitverkürzung, operativ durch Eindämmung der Überstunden. Zur Zweiteilung der Arbeitswelt ist auch anzumerken, dass Beamte in „geschützten Werkstätten“ tätig sind, in der Privatwirtschaft hingegen sitzen viele auf dem Schleudersitz, wobei dieses Risiko dann nicht einmal durch höhere Gehälter ausgeglichen wird. Bei der Migrationspolitik ist zu berücksichtigen, dass in Zukunft durch zunehmende Produktivität, Standardisierung, Digitalisierung und Automatisierung mit deutlich weniger Arbeitskräften das gleiche oder mit gleich vielen Arbeitskräften ein deutlich höheres Sozialprodukt erwirtschaftet werden kann. Faktisch braucht Österreich, abgesehen von einigen höchst Qualifizierten oder Angehörigen echter Mangelberufe, überhaupt keine Zuwanderung. Auch der ständig zitierte Fachkräftemangel erweist sich trotz ununterbrochener Wiederholung gegensätzlicher Positionen immer mehr als Trugbild, weil das Problem bei einer signifikant hohen Unterbeschäftigung und einem arbeitsmarktorientierten Bildungssystem weniger auf absolute Defizite, sondern primär auf die räumliche Verteilung von Angebot und Nachfrage zurückzuführen ist. Bei jeweils weit über 20.000 arbeitslosen Akademikern bzw. Maturanten und etwa 100.000 Personen mit Lehrabschluss ohne Beschäftigung bleibt der Fachkräftemangel ein Mythos, auch wenn man ihn ständig wiederholt. Schon aus dieser Perspektive ist es sinnvoller, das vorhandene Reservoir an Fachkräften besser zu nutzen, bevor man an Zuwanderung denkt. Ein Problem ist nicht nur das ausgeprägte Ungleichgewicht in der Verteilung von Angebot und Nachfrage, sondern auch die eingeschränkte Mobilitätsbereitschaft, die möglicherweise auf die relativ überschaubaren Löhne und bescheidenen Arbeitsbedingungen in so mancher Branche zurückzuführen ist. Man sollte die Probleme dort lösen, wo sie anfallen, und sie nicht in anderen Bereichen konstruieren, weil sie dort politisch erwünscht sind.
Mag. Martin Behrens, Wien
Erschienen am Mi, 1.5.2019
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