Das freie Wort

Wassernot im Neusiedler See

Vor unseren Augen läuft ein Drama ab. Der Neusiedler See, der größte Steppensee Europas, droht zu vertrocknen. Häufig wird dieser See mit dem Balaton bzw. Plattensee verglichen, aber dieser ungarische See ist in vieler Hinsicht völlig anders. Während der Neusiedler See im Normalfall knapp 1,5 m tief ist, hat der Balaton bis zu 13 m Tiefe. Der Neusiedler See gibt unserem östlichsten Bundesland ein besonderes Gepräge. Die riesige Wasserfläche hat eine regulierende Wirkung auf das Klima des Burgenlandes. Das ist immens wichtig für die Landwirtschaft und den Weinbau. Die im Wasser gespeicherte Wärme verhindert im Spätherbst lange Zeit Nachtfröste. Selbstverständlich hat es diesen See nicht schon immer gegeben, er ist erst nach der Eiszeit vor etwa 14.000 Jahren entstanden. Und über die Zeiten hat er sich immer wieder verändert. Der bekannte Prof. Otto König hat viel über den Neusiedler See geschrieben. Manchmal war er mehrfach so groß wie heute und 13 m tief, da reichte das Wasser bis in die Täler der Buckligen Welt. Und dazwischen ist er immer wieder vollständig ausgetrocknet. Die letzte Austrocknung war 1865 bis 1871 und ist präzise beschrieben. Der Wind trieb Sand- und Salzwolken wie in der Wüste über die Felder und die Weinberge. Da die dämpfende Wirkung der Wasserfläche fehlte, stieg die Hitze, die Folge waren Gewitter mit extremen Hagelschlägen, wie man sie dort nie gekannt hatte. Die weiteren Folgen waren verheerende Missernten. Im Jahr 1872 gab es ein gewaltiges Donauhochwasser in Ungarn, es staute sich in der Raab bis zur Stadt Sarvar zurück. Die Raab trat über die Ufer, das Hochwasser floss so wie schon früher öfters zum rund 40 m tiefer liegenden Neusiedler See und füllte ihn wieder auf. Vorübergehend war der See viel größer und 3 m tief. Wer sich mit der Geschichte des Burgenlandes befasst, weiß, dass dieser See immer wieder mit Wasser aus der Donau aufgefüllt wurde. Nun stehen wir wieder vor einer Austrocknung und einer ökologischen und ökonomischen Katastrophe. „Unser“ Umweltredakteur Mark Perry zeigt das dankenswerterweise immer wieder auf. Der Klimawandel wird viel zerstören. Im 21. Jahrhundert sind wir Gott sei Dank technisch gut in der Lage, so ein Desaster wenigstens im Neusiedler See zu verhindern. Unverständlicherweise wollen verschiedene grüne Gruppierungen den See vertrocknen lassen und behaupten, Donauwasser würde Schaden anrichten. Über die Zeiten ist der See immer auf natürliche Weise mit Donauwasser wieder aufgefüllt und damit gerettet worden.

Helmut Belanyecz, Präsident des Österreichischen Kuratoriums für Fischerei und Gewässerschutz, Wien

Erschienen am Di, 16.8.2022

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