„Postmoderne Verwirrung“ – Dieser geniale versatile Terminus scheint optimal, um Abwegiges, Absurdes und paradoxe Sicht- und Herangehensweisen der überschießenden Wohlstandsgesellschaft anzureißen. Da wäre einmal das träge, gleichgültige Arbeitsverständnis von immer mehr arbeitsfähigen Menschen im Land. Vorweg, Mütter von (Klein-)Kindern sind von dieser Thematik selbstverständlich ausgenommen, sind sie durch ihre Mutterschaft ohnehin benachteiligt bis zu ihrem Lebensende. „Work-Life-Balance“ – arbeiten nur dann, wenn und solange es unbedingt sein muss. Die 40-Stunden-Arbeitswoche gerät zum Ausnahmeszenario, Teilzeitarbeit scheint das Zauberwort. Apropos, die Nicht- bzw. Minderbesteuerung der Teilzeitarbeit, wirkt kontraproduktiv. Idealerweise die Arbeitslosigkeit über möglichst viele Wochen, Monate oder gar darüber hinaus ausdehnen. Natürlich während dieser 550 Euro monatlich steuerfrei dazuverdienen. Noch besser, eines der findigen AMS-Angebote, respektive soziale Alibikurse oder Bildungskarenz beanspruchen. Gewerkschaft, populistische Parteien und Regierung tun nichts dafür, Arbeitsverweigerer und Sozialschmarotzer wieder in Arbeit zu bringen. Wohlgemerkt, es sind nicht nur junge Menschen, die dieser postmodernen Verwirrung gedanklich und auch in ihrem Tun frönen. Nur noch wenige Jugendliche sind bereit, nach Beendigung der Schulpflicht eine Lehre zu beginnen. Aufnahmsprüfungen sind längst abgeschafft. Stressbefreite Betreuung bzw. „Aufbewahrung“ in einer der Hunderten Oberstufenschulen bedeutet für viele Jugendliche Arbeitsbefreiung, zumindest bis zur Volljährigkeit. Mit anschließendem Beginn irgendeines Alibistudiums sind weitere sechs Jahre Arbeitsabstinenz gesichert. Nur die Minderheit arbeitet bis zum gesetzlichen Pensionsalter, denn das System bietet Möglichkeiten, sich früher in die Rente zu verabschieden. Zudem die längst fällige Anhebung des Pensionsantrittsalters als Tabuthema. Die Wirtschaft lechzt nach Arbeitskräften. 500.000 arbeitsfähige Bürger sind als arbeitslos, nicht aber als arbeitssuchend gemeldet. Elementarpädagoginnen für Krabbelstuben und Kindergärten, Lehrerinnen und Lehrer für Pflichtschulen, Pflegekräfte für Seniorenheime fehlen an allen Ecken und Enden. Und, und, und. Warum nicht auch jeden Asylwerber zu seinem Arbeitsbeitrag verpflichten? Die Aussage eines jungen Zuwanderers auf die Frage, welchen Beruf er ergreifen möchte, spricht Bände und stimmt nachdenklich: „Mein Vater macht AMS, ich mache auch AMS!“ Der Staat muss umgehend an vielen unangenehmen Schrauben drehen, um von arbeitsunwilligen Menschen wieder die Arbeitspflicht als selbstverständlichen individuellen Beitrag, sowohl fürs System als auch für sein/ihr eigenes, unabhängiges Fortkommen einzufordern. Allerdings, der politische Wille hierfür ist noch immer nicht in Sicht.
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