Das freie Wort

Muss Neutralität erst gelernt werden?

Das Wort Neutralität kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „keiner von beiden“ oder „Nichteinmischung“. Offenbar haben das unsere Politiker und so manche Leute, die in der Öffentlichkeit stehen, noch immer nicht begriffen. Putin hat auf Kneissls Hochzeit getanzt, das war vor dem Ukraine-Krieg, in den Medien wurde das freundschaftliche Verhältnis zu Russland begrüßt. Es ist ja schön, wenn man sich miteinander verträgt, nicht wahr? Dann kam Russlands Einmarsch in die Ukraine, ein Krieg begann. Nun wurde Kneissl verurteilt und beschimpft, weil sie Putin auf ihrer Hochzeit hat tanzen lassen, denn plötzlich sah man alles völlig anders. So schnell hat sich das Blatt gewendet, Kneissl wurde das Leben schwer gemacht, sodass sie sich gezwungen sah, unser „neutrales“ Land zu verlassen. Man hört ständig vom „bösen“ Putin, sieht unseren Bundeskanzler Nehammer in inniger Umarmung mit Zelenskij aus den Zeitungen grinsen, er bezieht öffentlich Stellung, hat dem ukrainischen Präsidenten Österreichs Unterstützung versprochen, hat sich unübersehbar auf eine Seite geschlagen. Man will sich am Sky Shield beteiligen, natürlich unter dem Deckmantel der Selbstverteidigung. Was noch? Will man demnächst, so wie Deutschland, auch amerikanische Langstreckenraketen stationieren lassen und den Bürgern vielleicht einreden, das sei nur zu unserer Sicherheit? In Wirklichkeit sieht es eher wie eine Aufrüstung zu einem größeren Krieg aus, der sich schnell ausweiten könnte. Ich bin überzeugt, dass den meisten österreichischen Bürgern unsere Neutralität wichtig ist, besonders in Zeiten wie diesen, also sollten unsere Politiker endlich lernen, neutral zu sein und neutral zu agieren, egal, was jeder Einzelne von ihnen privat denkt. Jeder Mensch, der in der Öffentlichkeit steht, sollte sich an die Regeln der Neutralität halten und nicht immer nach Schlupflöchern suchen, wie er sie umgehen kann.

Margit Binder, Lilienfeld

Erschienen am So, 14.7.2024

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