Das freie Wort

Isolierter Wahlsieger

Herbert Kickls konfrontativer Kurs und seine provokante Politik brachten ihm und seiner FPÖ zwar den Wahlsieg, doch nach der ersten Runde beim Bundespräsidenten zeigt sich, dass entgegen seiner Erwartung keine andere Partei bereit ist, mit ihm eine Koalitionsregierung zu gehen. Herbert Kickl hat sich verschätzt und zu sehr auf die verlockende Kraft der Macht gesetzt. Die Aussicht auf Regierungsämter scheint nicht so wirksam zu sein, um die Parteichefs der so oft gescholtenen Systemparteien von ihrem Nein zur FPÖ abrücken zu lassen. Doch Kickls Dilemma ist hausgemacht. Wer so wie er nur Negatives am politischen Mitbewerber findet, Andersdenkende durch persönliche Angriffe und Diffamierung beleidigt und für prominente Politiker Fahndungslisten erstellt, kann nicht erwarten, dass mit ihm eine Partnerschaft eingegangen wird. Jeder Politiker ist ein Mensch mit Gefühlen, hat Familie und Freundeskreis und verliert durch Angriffe und Abwertung an Ansehen und Wertschätzung. Jeder Politiker steht für seine Überzeugungen und versucht, positiv für das Land und seine Menschen zu wirken. Es ist daher nicht glaubwürdig, wenn Politiker in Interviews erklären, persönliche Angriffe würden sie nicht berühren, in der Politik müsste man über den Dingen stehen und diese wegstecken. Sollte das tatsächlich so sein, dann wären Politiker Menschen ohne Seele und Gefühle. Der Provokateur Herbert Kickl steht jetzt vor dem Ergebnis seiner spaltenden Politik. Eine Politik der verbrannten Erde und der permanenten Angriffe. Er nimmt eine Außenseiterrolle ein und findet keinen Partner zum Regieren. Der Wahlsieger Herbert Kickl ist trotz des großen Erfolges isoliert, seine konfrontative Politik ist möglichen Partnern einfach zu radikal.

Franz Peer, Linz

Erschienen am Mi, 16.10.2024

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