Die immerwährende Neutralität Österreichs geht einher mit der Verpflichtung, keinesfalls Partei zu ergreifen, auch wenn das so manchem Politiker schwerfällt! Ein großer Staatsmann wie Bruno Kreisky hätte im aktuellen Ukraine-Konflikt vermittelt, er hätte Putin getroffen und einen UN-Friedensgipfel ins Leben gerufen, der eine ernsthafte Lösung erarbeiten müsste. Bruno Kreisky würde außerdem sagen: „Lernen Sie Geschichte, Herr Nehammer, Herr Schallenberg, Frau Tanner.! Haben Sie die Besetzung Österreichs – zuerst vom Deutschen Reich und dann von den Alliierten – erlebt? Wenn nicht: Worüber sprechen Sie dann? Ersparen Sie uns daher Ihre Reden am Nationalfeiertag!“ Mag schon sein, dass viele irregeleitete Österreicher dem „Führer“ 1938 zugejubelt haben. Kein Wunder, wenn man an den Friedensvertrag nach dem Ersten Weltkrieg, an die Zeit nach den Bürgerkriegsjahren und an die intensive NS-Propaganda denkt. Übrigens war sogar der Sozialdemokrat Karl Renner für den „Anschluss“! Das alles gibt unserer Führungsspitze aber nicht das Recht, die schwer erkämpfte Neutralität derart mit Füßen zu treten und sie gar abzuschaffen, wie es die Neos-Führung propagiert! Wir älteren Staatsbürger pochen auf diese Neutralität! Am Nationalfeiertag denken wir Jahr für Jahr an den Beschluss unserer immerwährenden Neutralität. Zunächst feierte man diesen Tag als „Tag der Fahne“, später erst als „Nationalfeiertag“, außerdem erinnert uns dieser Tag an den endgültigen Abzug der Besatzungssoldaten. Gerade diese Neutralität ist vielen Protagonisten unserer derzeitigen Politikergeneration nicht mehr gut genug (NATO-Annäherung!), weil sie einfach keinen Bezug haben zum Kampf der Nachkriegspolitiker (Raab, Schärf, Figl, Kreisky) um diesen Staatsvertrag und um die dazugehörige Neutralität unseres Vaterlandes. Die derzeitigen Akteure sind alle vielfach weit nach diesem Datum – 15. 5. 1955 – geboren worden. Gerade der Nationalfeiertag sollte uns aber auch daran erinnern, dass Österreich als eigener Staat – nämlich als Zweite Republik Österreich – wiedererstanden ist, nachdem es von 1938 bis 1945 ausgelöscht und im Deutschen Reich integriert gewesen war. Gott sei Dank fühlen sich auch heute noch viele Österreicher als Teil eines eigenen neutralen Nationalstaats und nicht als Mitglieder einer EU-Region der „Vereinigten Staaten von Europa“! Und noch ein Gedanke: Mit der Abstimmung zum EU-Beitritt Österreichs haben wir weder die Neutralität noch unsere Souveränität aufgegeben! Liebe junge Leser, aber auch liebe junge Politiker, wenn ihr diese Zeit auch nicht bewusst miterlebt habt, glaubt uns etwas Älteren – und verspielt niemals diese schwer erkämpfte Freiheit!
Mag. Anton Bürger, per E-Mail
Erschienen am Sa, 26.10.2024
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