Das freie Wort

KTM ist pleite

Mit KTM schlittert ein österreichischer Leitbetrieb der Industrie in die Insolvenz. Bis vor wenigen Wochen war dies undenkbar. KTM galt als innovativ und bestens geführt, nun der Schock, KTM ist zahlungsunfähig. Betroffen sind wieder viele Hunderte Arbeitnehmer, Zulieferer mit ihren Arbeitnehmern sowie die Kommunen. Dass der Insolvenzantrag wenige Wochen vor Weihnachten gestellt wird, macht die Firmenpleite noch dramatischer. Wie es weitergeht, kann derzeit noch niemand sagen. Nicht verschwiegen werden soll, dass der KTM-Chef Stefan Pierer nicht nur als Firmenchef, sondern auch als Präsident der Oberösterreichischen Industriellenvereinigung stets lautstark auftrat, anprangerte, was seiner Meinung nach für die Industrie im Land falsch lief und wo der Staat versagt. Diese aus seiner Sicht falsche Politik kritisierte er lautstark und drohte bei Nichterfüllung seiner Forderungen mit der Verlagerung seiner Produktionsstätten in den asiatischen Raum. Stefan Pierer war viele Jahre überaus wortreich, oftmals besserwisserisch und belehrend. Seine KTM Motohall, das Motormuseum von KTM, ließ er sich mit Steuermitteln des Landes großzügig fördern. Nun hat Stefan Pierer seine Firma in die Zahlungsunfähigkeit geführt. Nach der Insolvenz wird es, wie in solchen Fällen üblich, weitergehen. Weniger Personal, geringere Löhne und abgespeckte Sozialleistungen. Die Aktionäre müssen nicht bangen, ihre Dividende ist, möglicherweise diesmal etwas geringer als üblich und gewohnt, gesichert. Die Leitragenden sind, wie so oft, die gekündigten Arbeitnehmer, die auf offenen Rechnungen sitzenden Zulieferbetriebe und die Steuerzahler, die für Ausfallfonds, Arbeitslosengeld und fehlende Kommunalsteuern aufkommen müssen. Leider zeigt sich wieder einmal, dass auch überaus forsch und besserwisserisch auftretende Konzernchefs nicht vor Fehlentscheidungen gefeit sind und marktpolitische Entwicklungen zu spät oder gar nicht erkennen. Oder verwöhnt durch den globalen Zweiradboom und überzeugt von der persönlichen geschäftlichen Unfehlbarkeit, den Abwärtstrend in dieser Sparte gar nicht erkennen wollen.

Franz Peer, Linz

Erschienen am Mi, 4.12.2024

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