Bei dem, was man so hört und beobachten kann, drängt sich der Verdacht auf: Die drei verhandelnden Parteien haben den Ernst der Lage noch immer nicht begriffen. Versteht man nicht, dass es dringend Zeit wäre, staatsmännisch das Wohl des gesamten Landes im Blick zu haben – und nicht nur das der eigenen Klientel, der eigenen Partei? Angeblich sei man sich doch zumindest darüber einig, dass es mit der Wirtschaft wieder aufwärtsgehen muss? Ist es dann nicht auch endlich klar, dass wir ohne eine tiefgreifende Reformagenda die Exportnation Österreich zu Grabe tragen? Wie sollen wir dann aber künftig unseren Wohlstand sichern? Mehr als die Hälfte aller Jobs in Österreich hängen direkt oder indirekt an der Industrie. Arbeiten wir in Zukunft alle im Tourismus? Oder braucht es dann keine ausländischen Erntehelfer mehr, weil diese Jobs wieder ausschließlich Inländer machen? Verkennen so viele noch immer die Notwendigkeit grundlegender Veränderung? Angesichts der fortdauernden Diskussion über neue und höhere Steuern hat man genau diesen Eindruck. Österreich hat ein veritables Ausgabenproblem, nichts anderes! Wer das selbst jetzt noch leugnet, wird zum Totengräber der exportorientierten Industrie und Wohlstandsvernichter. Als Unternehmer frage ich mich inzwischen täglich, ob eine Abwanderung nicht die beste Option wäre. Das ist bedenklich – und bedauerlich. Schlimmer: Als Unternehmer kann ich meine Produktion verlagern – was aber wird dann aus unseren Mitarbeitern? Industrie sind eben nicht „die da oben“, sondern wir alle gemeinsam.
Christian C. Pochtler, Unternehmer und IV-Wien Präsident
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