Die Depression ist eine Erkrankung, die sich auf unser gesamtes Gefühlsleben, unsere Fähigkeit, die Aufgaben des Lebens zu meistern und auf unsere körperliche Gesundheit auswirken kann. Sie ist mehr als einfach „nur“ Traurigkeit und sollte immer vorrangig hausärztlich abgeklärt werden. Wenn Sie an einer Depression leiden, scheuen Sie sich nicht, dies mit Ihrem Arzt zu besprechen.
Wissenschaftlich geprüft von Dr. Herbert Bachler, Österreichische Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin (ÖGAM)
Personen, die an einer Depression leiden, fühlen sich auf eine Art traurig und bedrückt, die über eine normale Traurigkeit hinausgeht. Die Erkrankung kann es für die Betroffenen schwer bis unmöglich machen, zu arbeiten oder auch nur alltägliche Dinge zu erledigen.
Es werden depressive Episoden nach Schweregrad, Dauer und Auftreten unterschieden.
Die Hauptursache für depressive Episoden sind seelische Faktoren und Faktoren, die aus Überforderung der eigenen Verarbeitungsmöglichkeiten von Stress und ähnlichem folgen.
Es gibt aber auch familiäre Häufungen von Depressionen, wobei der Vererbungsmodus komplex ist.
In körperlicher Hinsicht kann es bei einer Depression zu Veränderungen kommen, was bestimmte Botenstoffe im Gehirn betrifft. Weitere mögliche Faktoren, die bei der Entstehung einer Depression eine Rolle spielen können, sind:
Von einer Depression sprechen Ärzte, wenn das Gefühl der Niedergeschlagenheit und die Reduktion des Antriebs in einem Großteil der Zeit des Tages über mindestens zwei Wochen besteht.
Die Betroffenen leiden außerdem an mindestens einem der folgenden zwei Symptome:
Antriebslosigkeit und Unfähigkeit, Freude oder Interesse an Dingen zu empfinden, die man immer gerne gemacht hat
oder
Gefühl der Traurigkeit, Niedergeschlagenheit, Hoffnungslosigkeit in einem Großteil des Tages und an den meisten Tagen
Zusätzlich können noch die hier aufgelisteten Symptome bei einer Depression auftreten:
Keines dieser Beschwerden bedeutet für sich, dass Sie an einer Depression leiden. Wichtig sind die beiden weiter oben genannten Symptome (A und B).
WICHTIG: Falls Sie das Gefühl oder den Eindruck haben, dass Sie an einer Depression leiden, suchen Sie unbedingt einen Arzt auf! Das kann zunächst der Hausarzt sein, oder direkt ein ein Psychiater bzw. eine Psychiaterin beziehungsweise die psychiatrische Ambulanz eines Spitals. Dies gilt insbesondere, wenn Sie sich in einer gefühlt oder tatsächlichen aussichtlosen Situation erleben.
NOCH WICHTIGER: Wenn Sie darüber nachdenken, sich selbst zu verletzen oder umzubringen, suchen Sie sich bitte sofort professionelle Hilfe! Depression ist eine Krankheit, die meist gut behandelt werden kann!
Krisentelefone und Notrufnummern finden Sie auf unserer Partnerseite Gesundheit.gv.at
Der Hausarzt bzw. die Hausärztin oder ein/eine Psychiater:in stellt Ihnen eine Reihe von Fragen. Zur Unterstützung kann er oder sie Ihnen eventuell auch einen Fragebogen zum Ausfüllen geben. Dabei geht es nicht nur darum, ob Sie an einer Depression leiden, sondern auch wie stark diese ausgeprägt ist und wie sehr sich die Erkrankung auf Ihr Leben auswirkt. Was der Arzt dabei herausfindet, hat schließlich auch Einfluss auf die Wahl der richtigen Behandlung.
Vor allem bei stark ausgeprägten depressiven Symptomen kann es natürlich enorm schwerfallen, aus eigener Kraft Hilfe zu suchen und empfohlene Maßnahmen umzusetzen. Freund:innen, Partner:innen und Familienmitglieder können hier eine wichtige unterstützende Rolle spielen, aber auch wenn es niemanden in Ihrem Umfeld gibt: Sie sind nicht allein! Hilfe gibt es unter anderem telefonisch unter Rufnummern, die Sie auf unserer Partnerseite Gesundheit.gv.at finden.
Der Hausarzt bzw. die Hausärztin ist in vielen Fällen der erste/r ärztliche/r Ansprechpartner:in bei depressiver Stimmungslage oder reduziertem Antrieb. Dabei hilft auch, dass er oder sie die Betroffenen oftmals bereits länger kennt und die Möglichkeit hat, das Thema gezielt anzusprechen und dem/der Patient:in die verschiedenen Therapieoptionen aufzuzeigen.
Ist der/die Spezialist:in für die Behandlung von Depressionen und hat auch viel Erfahrung und Know-how bei der Auswahl der optimalen medikamentösen Therapie. Psychiater:innen bieten manchmal selbst Psychotherapie an, können aber auch eine/n andere/n Therapeut:in empfehlen.
Spielt in der Behandlung der Depression eine wichtige Rolle. Es gibt verschiedene psychotherapeutische Methoden. Ihr Hausarzt bzw. Ihre Hausärztin kann Sie dabei beraten, welche Methode zu Ihnen passt und wo Sie Hilfe finden. Die Krankenkasse übernimmt entweder die gesamten Kosten oder einen Teil davon.
Der Psychologe bzw. die Psychologin kann Sie dabei unterstützen, mit Ihrer Erkrankung so gut wie möglich umzugehen. Die klinisch-psychologische Behandlung ist seit heuer eine Kassenleistung, das bedeutet, dass Sie die Honorarnote bei Ihrer Sozialversicherung einreichen können oder die Leistungen bei Vertragspsycholog:innen direkt kostenlos beziehen können.
Regelmäßige körperliche Bewegung kann eine positive Wirkung bei Depressionen haben. Ein/e Physiotherapeut:in kann Ihnen Anleitungen für gesundes Ausdauer- oder Krafttraining geben. Dies kann auch in einer Gruppe erfolgen, wobei die sozialen Kontakte einen zusätzlichen positiven Effekt haben können.
Falls Ihnen Ihr Arzt bzw. Ihre Ärztin eine medikamentöse Therapie verschrieben hat, berät Sie Ihre Apotheke wie immer bei Fragen zur richtigen Einnahmeund zu möglichen Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln. Sie kann Ihnen auch Empfehlungen für pflanzliche Arzneimittel geben, die sich positiv auf Ihre Stimmung auswirken können.
Bei starken Depressionen kann eine vorübergehende Behandlung an einer psychiatrischen Spitalsabteilung notwendig und hilfreich sein. Wichtig: wenn Sie darüber nachdenken, sich selbst zu verletzen oder umzubringen, suchen Sie sich bitte sofort professionelle Hilfe, z.B. unter der kostenlosen Notrufnummer 142.
Im Rahmen längerer Krankenstandsperioden aufgrund von einer Depression kann auch Ihre Hausarzt oder Ihre Hausärztin einen Antrag auf Rehabilitaion in einer spezialisierten Klinik beantragen.
Die beiden wichtigsten Säulen der Therapie einer Depression sind Psychotherapie und die Behandlung mit speziellen Medikamenten, so genannten Antidepressiva. Daneben gib es noch eine Reihe von unterstützenden Maßnahmen, wie zum Beispiel regelmäßige Bewegung und Entspannungstraining.
Leider kann es sowohl bei einer Psychotherapie als auch bei Medikamenten einige Zeit dauern, bis sich ein merklicher positiver Effekt einstellt. Es ist aber wichtig, dass Sie dranbleiben und Ihre Medikamente regelmäßig einnehmen beziehungsweise regelmäßig die Stunden beim Psychotherapeuten besuchen.
Die Wirksamkeit der beiden Behandlungsansätze ist Studien zufolge vergleichbar ausgeprägt, am wirksamsten ist wahrscheinlich die Kombination von medikamentöser Behandlung und Psychotherapie, vor allem bei schweren Depressionen. Bei leichten und mittelschweren Depressionen sind die hausärztliche Begleitung und Psychotherapie Medikamenten überlegen.
Antidepressiva wirken auf Botenstoffe im Gehirn, die bei der Depression eine Rolle spielen, wie zum Beispiel Serotonin, Noradrenalin und Dopamin. Wer es genau wissen möchte, kann hier weiterlesen. Alle anderen überspringen den nächsten Absatz bitte ganz einfach.
Als moderne oder neuere Antidepressiva bezeichnet man Medikamente aus diesen Wirkstoffklassen:
Ältere, deutlich seltener eingesetzte Medikamente kommen aus diesen Wirkstoffklassen:
Die verschiedenen Antidepressiva sind in ihrer Wirksamkeit ähnlich. Welches Medikament zu Einsatz kommt, hängt daher ganz wesentlich von anderen Faktoren ab. Hier spielt vor allem das Nebenwirkungsprofil, die Interaktionsmöglichkeit mit bereits anderen verwendeten Medikamenten, mögliche Nebenwirkungen und mit der Depression verbundene Beschwerden, wie Schlafstörungen, Angst oder Antriebslosigkeit eine Rolle.
In Zusammenhang mit dem Medikament, das Ihnen verschrieben wurde, können Sie Ihrem Arzt bzw. Ihrer Ärztin folgende Fragen stellen:
Diese möglichen Nebenwirkungen sind nicht unbedingt ein Grund auf eine medikamentöse Behandlung der Depression zu verzichten. Es macht auf jeden Fall Sinn, solange der Nutzen die möglichen unerwünschten Wirkungen übersteigt. Dies für sich persönlich abzuwägen, liegt natürlich bei den Patient:innen. Entscheidend ist es, dass Arzt/Ärztin und Patient:in gemeinsam nach dem Medikament in der richtigen Dosierung suchen, das einen größtmöglichen Nutzen bei geringstmöglichen Nebenwirkungen bietet; informierte Entscheidungsfindung.
Es gibt eine Vielzahl verschiedener Methoden, die alle unter den Überbegriff Psychotherapie fallen. Die meisten haben gemeinsam, dass das Gespräch zwischen Therapeut:in und Klient:in (man verwendet in der Psychotherapie eher den Ausdruck „Klient:in“, als Patient:in) im Mittelpunkt steht.
Im Österreichischen Psychotherapiegesetz, werden die verschiedenen Methoden zu vier Hauptgruppen zusammengefasst:
Psychodynamische Orientierung: Hier geht es darum, die oftmals verdrängten seelischen Hintergründe des Problems zu beleuchten. Dabei kann auch die Aufarbeitung von Konflikten oder prägenden Ereignissen aus der Kindheit eine Rolle spielen
Humanistische Orientierung: Die Methoden aus dieser Gruppe betrachten den Menschen grundsätzlich als sinnsuchendes Wesen mit der Tendenz zur Selbstverwirklichung und Fähigkeit der Selbstverantwortung, auf die aufgebaut werden kann.
Verhaltenstherapeutische Orientierung: Methoden aus dieser Gruppe versuchen Einstellungen und Gewohnheiten, die mit dem seelischen Problem in Verbindung stehen bewusst zu machen und positiv zu beeinflussen
Systemische Orientierung: Bei diesen Methoden werden psychische Probleme immer im Zusammenhang mit den Beziehungen innerhalb der Familie und dem sozialen Umfeld betrachtet.
Die Kostenzuschüsse zur Psychotherapie variieren in den Bundesländern, bitte erkundigen Sie sich auch bei Ihrer zuständigen Krankenkasse, diese bieten oft auch Erstgespräche an.
Mehr Informationen zu Psychotherapie und nützliche Links zur Orientierung finden Sie auf unserer Partnerseite Gesundheit.gv.at
Beides, Bewegung und Entspannung sind gut wirksame Maßnahmen, die Sie ZUSÄTZLICH zu Ihrer Therapie ergreifen können. Wenn Sie nur unter einer ganz leichten Depression leiden, kann regelmäßiges Training möglicherweise die Behandlung mit Medikamenten oder Psychotherapie sogar ersetzen. Bitte sprechen Sie dies aber immer mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin ab!
Bewegung
Vor allem körperliche Bewegung / Training hat Studien zufolge einen positiven Effekt bei einer Depression.
Umgang, Frequenz und Art des Trainings in Abhängigkeit von Ihren Vorlieben und Ihren Lebensumständen:
Entspannungsübungen
Auch Entspannungsübungen können einen wichtigen Beitrag zu mehr Wohlbefinden liefern. Depressionen treten häufig gemeinsam mit Angst auf und hier können die verschiedenen Methoden hilfreich sein, insbesondere wenn Sie sich innerlich unruhig erleben.
Progressive Muskelentspannung nach Jacobsen
Eine häufig angewandte Methode ist die Progressive Muskelentspannung: Hier lernt man, sich körperlich zu entspannen, in dem verschiedene Muskelgruppen im Körper angespannt und schließlich entspannt werden. Einziger Nachteil: Die Methode muss regelmäßig geübt werden, damit sie erfolgreich eingesetzt werden kann. Eine Videoanleitung finden Sie zum Beispiel auf Youtube.
Hilft Musiktherapie bei Depressionen?
Antwort Dr. Christian Maté: Eine Auswertung der vorhandenen Studien hat Hinweise gefunden, dass Musiktherapie kurzfristig eine positive Wirkung bei Menschen mit Depression haben kann. Dies ist auch dann der Fall, wenn Musiktherapie zusätzlich zu einer bestehenden Behandlung (Medikamente und/oder Psychotherapie) angewandt wird. Auch auf eine häufig mit Depression verbundene Angstsymptomatik kann Musiktherapie einen positiven Einfluss haben.
Hilft Johanniskraut bei Depression?
Antwort Dr. Maté: Die Auswertung von Studien zu dieser Fragestellung gibt Hinweise, dass Johanniskraut (lateinischer Name: Hypericum perforatum) bei Patient:innen mit leichter bis mittelschwerer Depression vergleichbare Wirkung und Sicherheit hat, wie die am häufigsten eingesetzten Antidepressiva aus der Gruppe der SSRI. Allerdings wurden diese Studien lediglich über 4 bis 12 Wochen durchgeführt. Bitte beachten Sie dabei auch die mögliche Sonnenbrandanfälligkeit (Sonnenschutz verwenden und direkte Sonneneinstrahlung meiden) und Wechselwirkungen falls Sie auch andere Medikamente verwenden (z.b. möglicher reduzierter Empfängnisschutz bei Pilleneinnahme).
Derzeit fehlen eindeutige Hinweise aus klinischen Studien, um die Wirksamkeit von Omega-3-Fettsäuren, wie sie in fettreichem Fisch, Nüssen und in zahlreichen Nahrungsergänzungsmitteln enthalten sind, zuverlässig zu beurteilen. Ein geringer bis moderater Effekt auf die depressive Symptomatik ist nicht auszuschließen, aber eben auch nicht belegt. Neue Studien zeigen, dass sich Hochdosisbehandlung sogar negativ auf die Organe des Körpers auswirken können.
Dr. med. Christian Maté:
Arzt für Allgemein Medizin