Wie wichtig ein erholsamer Schlaf für unser Wohlbefinden und unsere Leistungsfähigkeit ist, merken wir häufig erst, wenn wir Probleme beim Ein- oder Durchschlafen bekommen. Oft ist ein gestörter Schlaf die Folge von seelischem oder körperlichem Stress oder beidem. In vielen Fällen gehen die Probleme zum Glück in relativ kurzer Zeit von selbst weg, manchmal bleiben sie aber auch länger bestehen. Was Sie in diesem Fall selbst tun können und wie Ihnen von Hausarzt & Co geholfen werden kann, lesen Sie im Folgenden.
Wissenschaftlich geprüft von Dr. Susanne Rabady, Österreichische Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin (ÖGAM)
Schlafstörungen sind charakterisiert durch eine Beeinträchtigung
Diese Beeinträchtigung besteht trotz adäquater Schlafbedingungen (der Betroffene hat ein Bett und dieses steht nicht neben einer Baustelle) und führt tagsüber zu Problemen, wie
Unterschieden wird auch nach der Dauer des Problems:
Maximal 3 Monate: Von einer kurzzeitigen Schlafstörung spricht man, wenn die Probleme mindestens dreimal pro Woche auftreten und maximal drei Monate andauern.
Länger als 3 Monate: Wenn die Schlafprobleme mindestens dreimal pro Woche auftreten, dies aber länger als drei Monate anhält, spricht man von chronischen Schlafstörungen.
Schlafstörungen sind oft Folge von seelischen oder körperlichen Belastungen, sie können aber auch im Rahmen einer Grunderkrankung auftreten. Diese kann selbst zu den Schlafstörungen zählen, wie zum Beispiel
Oder mit Schlafstörungen einhergehen, wie zum Beispiel
Patienten mit Schlafstörungen zeigen oft die folgenden Beschwerden:
Diese Probleme können sogar bei Personen auftreten, die anscheinend genügend Stunden Schlaf bekommen.
In der Realität ist ein Verhaltenstherapeut nicht immer verfügbar und für alle leistbar. Oft wird daher sofort mit einer medikamentösen Behandlung gestartet, bei der allerdings immer ein mögliches Risiko für Abhängigkeit und Gewöhnungseffekte zu berücksichtigen ist.
Gesunde Ernährung und regelmäßiger Sport bilden eine gute Grundlage für einen erholsamen Schlaf. Abgesehen davon gibt es eine Vielzahl von Dingen, die Sie selbst tun können, um Ihren Schlaf zu verbessern. Diese Maßnahmen werden in der Medizin teilweise als Schlafhygiene, teilweise als Stimuluskontrolle bezeichnet. Ich finde die Unterscheidung nicht immer nachvollziehbar, deshalb hab ich die Maßnahmen etwas anders eingeteilt:
5 Maßnahmen, die Ihre Schlafgewohnheiten und ihr Schlafverhalten betreffen.
8 Verhaltensmaßnahmen, die ebenfalls einen Einfluss auf Ihren Schlaf haben können.
Es gibt eine Vielzahl von Maßnahmen, die man bei Schlafstörungen selbst ergreifen kann. Die wichtigsten finden Sie im Abschnitt „Schlafhygiene“ und unter „Entspannungsübungen“. Es gibt auch bereits Apps, die in Deutschland offiziell zugelassen wurden und die Sie auch in Österreich nutzen können. Hier finden Sie die Liste der in Deutschland offiziell geprüften und zugelassenen digitalen Gesundheitsanwendungen (DIGA).
Ist die erste ärztliche Anlaufstelle bei Schlafstörungen. Der Hausarzt bzw. die Hausärztin spricht mit Ihnen über mögliche Ursachen und kann Ihnen Verhaltenstipps für eine bessere Schlafhygiene geben. Wenn es Sinn macht, kann er Sie zu einer Fachärztin oder in ein Schlaflabor überweisen.
Wenn der Hausarzt bzw. die Hausärztin Hinweise findet, dass eine z.B. Erkrankung der Atemwege oder eine neurologische oder psychische Grunderkrankung hinter den Schlafstörungen stecken, wird er oder sie Sie zur jeweiligen Fachärztin bzw. zum jeweiligen Facharzt überweisen. Der Neurologe bzw. die Neurologin wird zum Beispiel ein EEG also eine Aufzeichnung der Hirnaktivitäten durchführen.
Ein Psychotherapeut bzw. eine Psychotherapeutin kann Ihnen in 4-8 Sitzungen Techniken beibringen, mit denen Sie aus dem Teufelskreis „Schlafstörung – Stress durch die Schlafstörung“ aussteigen können. Dabei zeigt er Ihnen, wie Sie Ihre Gedankenmuster positiv beeinflussen und zu einem schlaffördernden Verhalten finden können.
Ihre Apotheke kann Ihnen Empfehlungen für rezeptfreie Medikamente und pflanzliche Heilmittel gegen Schlafstörungen geben und Sie bei der Einnahme der unter Umständen vom Arzt oder der Ärztin verschriebenen Medikamente zur kurzfristigen Behandlung der Schlafprobleme beraten. Wer unter einer chronischen Erkrankung leidet, sollte auch den Einsatz von rezeptfreien pflanzlichen Arzneimitteln vorab mit seinem Hausarzt bzw. seiner Hausärztin besprechen.
Schlaflabore in neurologischen oder pulmologischen (Lungen-)Abteilungen in Spitälern können mit der Methode der Polysomnographie eine detaillierte Analyse Ihres Schlafes durchführen. Die meisten Betroffenen können jedoch glücklicherweise im niedergelassenen Bereich gut versorgt werden.
Kognitive Verhaltenstherapie
Die kognitive Verhaltenstherapie, eine Form der Psychotherapie ist jene Behandlungsform, die bei chronischen Schlafstörungen an erster Stelle steht, noch vor den verschiedenen Medikamenten.
Mit dieser Form der Behandlung sollen einerseits Denken und Einstellung und andererseits das Verhalten in Zusammenhang mit Schlaf und Schlafproblemen positiv beeinflusst werden.
Der Teil der Behandlung, der sich mit meinem Denken beschäftigt, zielt ab auf
Der Teil der Behandlung, der sich mit meinem Verhalten beschäftigt, zielt ab auf
Einer der Vorteile der kognitiven Verhaltenstherapie gegenüber anderen Formen der Psychotherapie ist, dass meist schon verhältnismäßig wenige Sitzungen ausreichen - etwa 4-8 sind es in der Regel.
Drei Entspannungsmethoden, die in vielen Fällen mit Erfolg eingesetzt werden, sind: Progressive Muskelentspannung: Hier lernt man, sich körperlich zu entspannen, in dem verschiedene Muskelgruppen im Körper angespannt und schließlich entspannt werden. Einziger Nachteil: Die Methode muss regelmäßig geübt werden, damit sie bei Schlafproblemen eingesetzt werden kann. Eine Videoanleitung finden Sie zum Beispiel auf Youtube. Zwerchfellatmung: Diese Atemtechnik kann zur Entspannung beitragen, auch indem die Atemgase Sauerstoff und Kohlendioxid ausbalanciert werden. Auch diese Methode muss zuerst trainiert werden, um sie dann bei Schlafstörungen anzuwenden. Eine kurze Anleitung zur Zwerchfellatmung finden Sie hier: Achtsamkeit: Bei diesem Ansatz geht es darum, sich mit dem gegenwärtigen Moment zu verbinden und die im Hier und Jetzt bestehenden Erfahrungen und Gefühle wahrzunehmen, ohne sie zu bewerten. Achtsamkeitsübungen sind Bestandteil von fernöstlichen, aber auch westlichen Meditationstechniken, sie wurden aber auch als MBSR (Mindfulness Based Stress Reduction = Achtsamkeits-basierte Stressreduktion) in die klassische Medizin integriert.
Dr. med. Christian Maté
Hausarzt
Wichtig: Medikamente sollten bei Schlafstörungen nicht ohne zusätzliche Maßnahmen, wie Verhaltenstherapie eingesetzt werden, da sie in den meisten Fällen keine langfristige Lösung des Problems bringen. Die medikamentöse Behandlung von Schlafstörungen ist sehr individuell - nicht bei jedem Betroffenen bringt die gleiche Therapie den gleichen Nutzen. Bevor eine medikamentöse Therapie zum Einsatz kommt, sollte immer Schlafhygiene und/oder Verhaltenstherapie angewandt werden.
Diese Medikamente können vom Arzt bei Schlafstörungen verschrieben werden:
Pflanzliche Heilmittel:
Von diesen Mitteln gibt es nur zu Baldrian verlässliche Studiendaten - er scheint bei längerer Einnahme einen positiven Einfluss auf Durchschlafstörungen zu haben. Kann auch bei Kindern eingesetzt werden.
Melatonin: Das Hormon der Zirbeldrüse wird zum Teil als Nahrungsergänzungsmittel vertrieben. Die Dosis von 1mg pro angegebene Portion darf dabei nicht überschritten werden. Höhere Dosen können Tagesmüdigkeit, Kopfschmerzen und Schwindel auslösen. Das Medikament Circadin, das 2mg Melatonin in Retardform (langsame Wirkstoffabgabe) enthält, ist nur für Erwachsene ab 55 Jahren und für Kinder und Jugendliche (2-18 Jahre) mit bestimmten neurologischen Erkrankungen zugelassen.
Antihistaminika: Werden eigentlich gegen Allergien eingesetzt. Einige Vertreter dieser Gruppe machen allerdings müde - eigentlich eine Nebenwirkung - weshalb sie auch bei Schlafstörungen angewandt werden können. Zum Einsatz kommt oft die Substanz Diphenhydramin (Handelsnamen Calmaben, Dibondrin und Noctor).
Benzodiazepine: Hier kommen vor allem Vertreter dieser Gruppe zum Einsatz, die eine kurze Wirkdauer haben - schließlich soll sich der Patient ja nicht auch tagsüber müde fühlen. In Österreich bei Schlafstörungen verschreibbar sind:
Leider haben diese Medikamente zum Teil erhebliche Nebenwirkungen und können abhängig machen. Es kann auch eine so genannte Toleranz eintreten, was bedeutet, dass die Wirkung nachlässt und die Dosis immer weiter gesteigert werden muss. Sie werden daher eher kritisch gesehen und sollten so kurz und niedrig-dosiert wie möglich und immer nur unter ärztlicher Kontrolle eingesetzt werden.
Benzodiazepin-ähnliche Medikamente:
Diese Medikamente haben ein etwas anderes Wirkprofil als die Benzodiazepine, ihnen wird aber gegenüber diesen kein wesentlicher Vorteil zugeschrieben, auch was die Gefahr von Abhängigkeit und Toleranzentwicklung (siehe Benzodiazepine) betrifft.
Trazodon: Dieses Mittel (Handelsname Trittico) ist eigentlich ein Antidepressivum, wird jedoch auf eine ähnliche Art wie die Antihistaminika bereits in geringer Dosierung sedierend (müde machend). Auch hier sollten mit dem verschreibenden Arzt mögliche Nebenwirkungen besprochen werden.
Orexin-Rezeptor-Antagonisten: Hinter diesem etwas komplizierten Namen verbirgt sich eine ganz neue Art von Medikamenten gegen Schlafstörungen. In Europa ist aus dieser Gruppe derzeit nur Daridorexant (Handelsname Quviiq) zugelassen, und zwar für Erwachsene mit chronischen Schlafstörungen. Diese Medikamente können insbesondere den REM-Schlaf fördern. Allerdings wird das Ausmaß ihrer Wirksamkeit noch kontrovers diskutiert.